TriathlonWie eines der weltweit größten Talente nach Köln kam

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Fanni Szalai, 15-jähriges Top-Talent aus Ungarn, verstärkt das Kölner Triathlon Team.

Fanni Szalai, 15-jähriges Top-Talent aus Ungarn, verstärkt das Kölner Triathlon Team.

Fanni Szalai, dem 15-jährigen Neuzugang vom Kölner Triathlon Team 01, wird in Zukunft einiges, wenn nicht alles zugetraut.

Günstige Voraussetzungen sehen anders aus. Fanni Szalai war keine drei Jahre alt, als ihre Eltern für sie die Diagnose „mittelschweres Asthma“ erhielten. „Dann hat man die Möglichkeit, die Tochter entweder nur in saubere Räume zu stecken“, erklärt der Vater des ungarischen Triathlon-Wunderkinds, „oder du gehst raus, fängst an zu schwimmen und trainierst die Lunge beim Sport“.

Dass sich Geza und seine Frau damals richtig entschieden haben, zeigt nicht nur der Verlauf der Atemwegserkrankung, sondern auch Fannis sportliche Entwicklung. „Schritt für Schritt wurden die Probleme weniger und im letzten Jahr konnten wir Asthma ‚Lebe wohl‘ sagen“, berichtet der Vater.

„Das Schwimmen hat sehr geholfen und als Fanni fast zehn war, haben wir den Verein gewechselt und sie hat mit Laufen und Radfahren begonnen“. Anders als ihre Eltern, die laut Geza Szalai zwar auch talentierte Läufer waren, aber in ihrer Heimat infrastrukturell keine guten Voraussetzungen hatten, profitiert die 15-Jährige seitdem von den guten Trainingsbedingungen in Budapest.

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„Wir wohnen mittlerweile nicht weit außerhalb und können die bergigen Teile der Stadt zum Radfahren und die Wälder für Laufeinheiten nutzen“, berichtet der Förderer seiner Tochter. Wie gut die physischen und auch mentalen Voraussetzungen der ehemaligen Asthma-Patientin sind, zeigt ein Zitat ihres Trainers: „Ich habe noch nie so ein Talent gesehen“, sagt Csaba Kuttor über die Nationalkader-Athletin.

Ich habe noch nie so ein Talent gesehen
Trainer Csaba Kuttor

Egal ob diese in der Jugend bei Leichtathletik-Wettkämpfen ihre außergewöhnliche Klasse als Läuferin unter Beweis stellte, Duathlon, Triathlon oder Aquathlon betrieb. Keine Konkurrentin konnte ihr das Wasser reichen.

Und so lag die Idee, die Teenagerin mit den Erwachsenen starten zu lassen, nicht fern: Im März 2023 blieb ihre Extraklasse dann auch in der Super League nicht lange verborgen. War Fanni Szalai bei ihrem Debüt im schweizerischen Sursee doch nicht nur die jüngste Starterin aller Zeiten, sondern schloss das Rennen auch sensationell auf Platz drei ab.

„Dass wir uns jetzt für das Kölner Triathlon Team entschieden haben, lag vor allem an einem Gefühl“, stellt Geza Szalai klar, „wir haben den Eindruck bekommen, dass man es hier nur genießen und sich ohne Druck weiterentwickeln kann“. Den Coup, dass die weltweit wohl vielversprechendste 15-Jährige in der Saison 2024 für den Bundesliga-Verein aus Lövenich starten wird, fädelten die Verantwortlichen via Social Media ein.

Kölner Triathlon Team stellte Kontakt via Instagram her

„Wir wurden von Gerhard via Instagram kontaktiert und er hat uns ein schönes Bild vermittelt, wie Fannis Zukunft aussehen könnte“, spricht Vater Szalai über den KTT-Vorsitzenden Gerhard Herrera. Dieser konnte das ungarische Toptalent kaum mit monetären Mitteln in die Domstadt locken, aber mit großem Knowhow und Trainingsexpertise.

„Die zwei oder drei Bundesliga-Starts von Fanni sind ja nur ein Baustein von vielen“, erklärt Herrera. Wohl wissend, dass die Strukturen der deutschen Eliteliga gut geeignet sind, um solche Talente „zu verstecken“. „Zudem wird sie weiter in der Super League starten, um Erfahrungen zu sammeln und auch Geld zu verdienen. Für den ungarischen Verband geht sie dann auch bei Junioren-Europa- und Weltmeisterschaften an den Start“, stellt der KTT-Macher in Aussicht.

Bisher war das ungarische Millennium-Kind zu jung für diese internationalen Starts. Fanni Szalai ist aber selbstbewusst und ehrgeizig genug, um Podiumsplätze hier und olympische Medaillen in entfernterer Zukunft anzupeilen.

Ähnlich wie die Szalais das gesundheitliche Problem angingen und ihr Asthma Schritt für Schritt loswurden, wollen Vater und Tochter auch die Treppe zum Erfolg erklimmen. „Der wichtigste Schritt ist der von den Juniorinnen zu den erwachsenen Profis“, weiß Geza und freut sich auf weitere Besuche in der Domstadt.

„Wir wissen, dass Fanni etwa auf dem Rad noch Erfahrungen braucht, weil es besonders schwer ist, in größeren Gruppen zu fahren, ohne zu stürzen“, nennt er einen Punkt für Verbesserungen. Die voll fokussierte Tochter möchte die „Herausforderung Bundesliga mit Spaß annehmen“ und „einfach nur viel dazu lernen“.

Im Mai startet die Triathlon-Bundesliga-Saison

Teile des Teams hat die junge Ungarin schon vor Weihnachten kennengelernt. Ende Januar geht es dann wieder ins Rheinland, um mehr zu trainieren und mehr zu erfahren. Spätestens wenn es im Mai dann in der deutschen Bundesliga losgeht, steht Fanni Szalai für den Beweis, dass ungünstige Voraussetzungen eine große Triathlon-Karriere nicht verhindern, sondern sogar beflügeln können.

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