- Gesamtgesellschaftlich kann man sich über den Neustart der Fußball-Bundesliga freuen.
- Doch halten auch Geisterspiele – selbst bei weiter geschlossenen Fußball-Kneipen – Risiken bereit.
- Ein Kommentar zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Fußball-Bundesliga
Bonn – Anpfiff. Die Fußball-Bundesliga darf weitermachen. Das ist die gute Nachricht der Politik an den bezahlten Fußball, an die Millionen Fans, an die Sponsoren. Sie verheißt so etwas wie Normalität in außergewöhnlichen Zeiten. Doch diese Normalität ist trügerisch, sie steht auf wackeligem Boden, weil sie schnell von einer neuen Entwicklung, von einer neuen Wirklichkeit eingeholt werden kann. Dann hieße es wieder: Mannschaften ab in die Kabine, ab in die Quarantäne. Abpfiff.
Wenn alles gut läuft, wenn ein unsichtbares Virus nicht Dreier- und Viererketten angreift, wird in der Saison 2019/2020 doch noch ein Meister auf dem Spielfeld ermittelt, ebenso die Absteiger sowie die Teilnehmer an der Championsleague und der Europaliga. Die Politik hat mit ihrer Entscheidung den Ball nun in die Tiefe des Raumes der Unterhaltungs- und Geldmaschine Fußball-Bundesliga gespielt.
Frisches Fernseh-Geld kann fließen
Der Profi-Fußball kann sich wieder mit frischem Fernseh-Geld versorgen und vermutlich einige Insolvenzen, die bei einem Saisonabbruch gedroht hätten, abwenden. Dabei ist diese Krise auch eine Chance über die absurd hohen Spielergagen und Ablösesummen nachzudenken, eine Gelegenheit, einen überhitzten Markt herunterzukühlen.
Gesamtgesellschaftlich kann man sich über den Neustart der Fußball-Bundesliga freuen. Doch halten auch Geisterspiele – selbst bei weiter geschlossenen Fußball-Kneipen – Risiken bereit. Private Fantreffs an Spieltagen bergen die Gefahr ungezählter Mini-Ischgls, die kein Gesundheitsamt und Ordnungsamt jemals kontrollieren könnte. Abstandsgebot? Vielleicht 9,15 Meter für die Freistoßmauer auf dem Platz, aber nicht 1,50 Meter in heimischen Wohnzimmern bei Toren, Bier und Ärger über den Videoentscheid.
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Doch noch ist nicht wirklich ausgemacht, ob diese Spielzeit tatsächlich zu Ende gespielt werden kann. Denn wie andere Wirtschaftsbereiche auch, befindet sich die Fußball-Bundesliga auf einem Experimentierfeld. Muss erst einmal eine Mannschaft wegen positiver Corona-Fälle in Quarantäne und somit für mindestens 14 Tage vom Feld, gilt dies auch für ihren letzten Gegner. Dann fällt dieses fragile Kartenhaus sehr schnell ins sich zusammen. Die Bundesliga würde bald zu einer Quarantäne-Liga mit rudimentärem Spielbetrieb. Und natürlich darf der bezahlte Fußball, auch wenn dessen Lobby mächtig ist, keine Tests verbrauchen, die sonst Pflegern, Ärzten und Patienten fehlen würden. Fußball ist wichtig, aber er ist nicht systemrelevant.