Leverkusen – Bayers Geschäftsführer Fernando Carro war nicht zu Scherzen aufgelegt, ganz und gar nicht. „So ein scheiß Start“, zürnte er nach dem 1:2 (1:1) gegen den FC Augsburg und lief dann schnurstracks an den Journalisten vorbei. „Was soll man dazu sagen?“, fragte Carro noch. Wobei dies eher als Ausruf und Frust-Abbau denn als Frage zu werten war. Eine Antwort wartete er schließlich nicht ab, verschwand mit schlechter Laune und ward an diesem Samstag nicht mehr gesehen. Kein Wunder, Niederlage Nummer drei in dieser noch jungen Saison schlägt auf die Stimmung unterm Bayer-Kreuz.
„Enttäuschend“ fand es Trainer Gerardo Seoane, der zweierlei Faktoren für die dritte Saison-Pleite ausgemacht hatte: Da war zum einen die „mangelnde Chancenauswertung. Wir hatten genügend Möglichkeiten, auch wenn wir nicht unser bestes Spiel gemacht haben.“ Was – Faktor Nummer zwei – daran lag, dass Bayer „der Fluss im Spiel gefehlt hat“, wie Seoane feststellte: „Augsburg ist es immer wieder gelungen, clever den Rhythmus zu brechen. Wir haben den nicht hochhalten können.“
Fehler nach Fehler
Das war vor allem in der ersten halben Stunde ersichtlich, als sich im Bayer-Spiel Fehler an Fehler und Ungereimtheit an Ungereimtheit reihte. Minute 30 war dafür exemplarisch: Mitchel Bakker, ohnehin nicht unumstritten, träumte mit dem Ball am Fuß – und verlor ihn an den attackierenden Ermedin Demirovic. Der Augsburger Stürmer rang Bakker nieder, stibitze ihm – wohlgemerkt fair – das Spielgerät. Und scheiterte einzig an Bayers Lukas Hradecky-Ersatz Andrey Lunev im Tor. Leverkusens Nummer Zwei hatte übrigens die wenigsten Aktien am Leverkusener Fehlerkabinett in der ersten Hälfte. Vor dem ersten Gegentreffer war es ein ambitionierter Pass von Jonathan Tah, den Sardar Azmoun nicht festmachte – die in diesem Moment hoch anlaufenden Augsburger schalteten um und trafen durch Frederik Jensen (15.).
Schon da war der Bayer-Trainer auf Temperatur, konnte nur mit dem Kopf schütteln. Das änderte sich nur bedingt. Nach dem 1:1 durch Charles Aranguiz (43.) zeigte Seoane fast keine Regung – und der so wichtige zweite Treffer blieb Bayer nun mal verwehrt. Dabei waren es viele, sehr viele Großchancen, die sich noch ergaben. „Bei der Häufigkeit der Möglichkeiten verlierst du so ein Spiel normalerweise nicht“, haderte Seoane.
Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Moussa Diaby scheiterte zweifach an Rafael Ginkiewicz (60./73.), außerdem waren es Schick (86.) und der in die Startelf gerückte Sardar Azmoun (45./61./69.), die nicht am auf der Linie überragenden FCA-Torwart vorbeikamen. Da vor dem vermeintlichen 2:1 durch Aranguiz ein Foul gepfiffen wurde (69.) – eine sehr harte Entscheidung –, blieb es bei Bayers einzigem Treffer, während die ekligen Augsburger noch einmal zustachen. In der 82. Minute war es Jonathan Tah, der den Ball nur unzureichend klären konnte und damit Andre Hahn assistierte. Augsburgs Joker traf ins rechte untere Eck (82.).
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Damit riss die 22 Spiele lange FCA-Serie und die Werkself kassierte die erste Bundesliga-Niederlage gegen die Fuggerstädter. 24 Torabschlüsse – so viele wie noch nie unter Seoanes Regie – reichten nicht. Das wiederum führte zum schlechtesten Start seit 1979, als sich ebenfalls drei Niederlagen aneinanderreihten.
Ebenfalls bitter: Amine Adli, gerade erst eingewechselt nach seinem Sehnenriss, beendete sein Comeback mit starken Schmerzen. „Er ist auf die Schulter gefallen“, erklärte Seoane. Am Sonntag vermeldete Bayer einen Schlüsselbeinbruch bei dem Franzosen, der zuvor fünf Monate verletzt ausgefallen war und nun wieder bis nach der Länderspielpause im September fehlen wird. Sechs Wochen Pause kommen auf Ersatzkeeper Lunev zu, der sich bei einem Abschlag eine Sehnenverletzung im rechten Oberschenkel zuzog. Nächsten Samstag im Heimspiel gegen Hoffenheim steht aber ohne wieder Hradecky im Tor.