Telekom BasketsGöttingen vor Spiel mit doppelter Wut im Bauch

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Trainer Roel Moors in einer Auszeit. Till Pape (r.)  kam wie Moors von der BG Göttingen.

Trainer Roel Moors in einer Auszeit. Till Pape (r.) kam wie Moors von der BG Göttingen.

Die Telekom Baskets treten beim ehemaligen Team von Coach Roel Moors an. Gerade erst hatten sie zweimal den greifbaren Sieg verschenkt.

Das wird für Roel Moors, den belgischen Chefcoach der Telekom Baskets, keine Routineaufgabe wie viele andere: „Das ist schon ein spezielles Spiel für mich“, gibt der 44-Jährige ganz offen zu. Denn wenn die Bonner am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr) bei der BG Göttingen antreten, trifft Moors auf die Mannschaft, die er in den drei Jahren zuvor trainiert hat.

Dabei führte er die „Veilchen“ in seinem ersten Jahr (2020/21) auf Rang 12, dann auf Platz 10 (2021/22) und in der vergangenen Saison als Tabellensechsten erstmals seit 2011 wieder in die Play-offs. Erst dort war dann im Viertelfinale mit 0:3 gegen Bayern München Endstation.

Als die Bonner Baskets dann aber im Sommer nach dem Weggang des Finnen Tuomas Iisalo einen neuen Trainer benötigten und Moors ein Angebot machten, musste der Belgier mit dem Spitznamen „The Rock“ nicht lange überlegen: Er unterschrieb gleich für zwei Jahre. Er brachte mit dem norwegischen Nationalspieler Harald Frey und dem deutschen Forward Till Pape zwei Spieler mit nach Bonn, die auch auf dem Hardtberg sofort Leistungsträger wurden. Im Gegenzug angelte sich Göttingen Zach Ensminger aus dem Baskets-Kader, der im Schnitt gut 13 Minuten Spielzeit erhält und dabei 7,0 Punkte erzielt.

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Telekom Baskets klarer Favorit

Von der Papierform sind die Baskets in dem Duell klarer Favorit, haben sie doch gerade bundesweit für einen Paukenschlag gesorgte, als sie am vergangenen Sonntag den Münchner Bayern mit 88:83 die dritte Saisonniederlage verpassten. Während die Bonner also aus einer Siegeseuphorie neuen Schwung holen können, muss Göttingen darauf setzen, zusätzliche Motivation aus dem Ärger über gleich zwei sehr schmerzliche Niederlagen zu ziehen.

Denn die Norddeutschen verspielten zweimal in der Schlussminute einen greifbar nahen Sieg und unterlagen dann nach Verlängerung: In der Bundesliga gab Göttingen am Samstag im Nordderby gegen Hamburg erst einen hohen 19-Punkte-Vorsprung (47:28) aus der Hand und brachte auch in der Schlussminute eine Sechs-Punkte-Führung (92:86) nicht ins Ziel. Denn Hamburg traf in den letzten 29 Sekunden noch drei Dreier und rettete sich beim 95:95 in die erste und beim 107:107 in die zweite Verlängerung. Am Ende ging die Partie für Göttingen mit 118:123 verloren.

Göttingen mit viel Wut im Bauch

Zu einem bitteren „Déjà-vu“-Erlebnis wurde dann am Mittwoch das Spitzenspiel im FIBA Europe Cup gegen den italienischen Erstligisten Varese: Wieder führte Göttingen in der Schlussminute der regulären Spielzeit mit sechs Punkten (91:85), kassierte in den verbleibenden 49 Sekunden einen 0:6-Lauf zum 91:91 – und zog erneut in der Verlängerung mit 104:109 den Kürzeren.

So könnte es sein, dass Göttingen mit doppelter Wut im Bauch auflaufen wird und das gegen Bonn zusätzliche Kräfte freisetzt, da die Hausherren vor den eigenen Fans auf Wiedergutmachung aus sein werden. Es könnte aber auch sein, dass die „Veilchen“ körperlich und mental angeschlagen sind.

Auch für die Trainer wird es eine spezielle Situation werden: Bei Göttingen rückte nach dem Wechsel von Moors zu den Baskets dessen bisheriger Co-Trainer Olivier Foucart (ebenfalls ein Belgier) in die Chefposition auf, beide waren in Göttingen in den vergangenen beiden Spielzeiten ein Gespann.

Beide haben auch jetzt noch Kontakt, fachsimpeln schon mal über die Liga – allerdings nicht vor dem direkten Duell, in dem beide die Punkte brauchen: Die Baskets wollen Kontakt zu Tabellenspitze halten, Göttingen will im sechsten Spiel endlich den zweiten Sieg. Schlüsselspieler bei der BG ist Umoja Gibson, ein 25-jähriger US-Guard, der im Schnitt 18,8 Punkte und 6,2 Assists beisteuert.

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