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Krebstod mit 50 JahrenKimmich und Co. trauern um Ex-Stabhochspringer Tim Lobinger

Lesezeit 4 Minuten
Der deutsche Stabhochspringer Tim Lobinger zeigt am Samstag (02.03.2002) im Ferry-Dusika Stadion in Wien bei den Leichtathletik-Hallen-Europameisterschaften nach der Siegerehrung seine Medaille.

Der ehemalige Stabhochspringer Tim Lobinger ist an einer Krebserkrankung gestorben.

Große Anteilnahme hat der Tod von Tim Lobinger ausgelöst. Ehemalige Weggefährten meldeten sich emotional zu Wort.

Nach dem Tod von Tim Lobinger trauert die Sportwelt um den Rheinländer. Der einstige Stabhochspringer starb im Alter von nur 50 Jahren nach langer Krebskrankheit. „Die ehemalige Stabhochsprung-Legende ist im engen Kreise friedlich eingeschlafen, er hat den Kampf nicht verloren, sondern auf seine Weise gewonnen“, heißt es in einer Stellungnahme der Familie.

Nationalspieler Joshua Kimmich hat mit tiefer Betroffenheit auf den Tod des früheren Weltklasse-Stabhochspringers reagiert, der sein Personal Coach war. „Ich habe dich mehr bewundert als jeden anderen. Ich habe immer zu dir aufgesehen, weil du in allen Bereichen des Lebens eine Inspiration und ein Vorbild für mich bist“, schrieb Kimmich auf Instagram am Freitag. 

Joshua Kimmich trauert um seinen ehemaligen Personal-Trainer Tim Lobinger

Dazu postete der Star vom FC Bayern München noch ein gemeinsames Foto mit dem verstorbenen Leichtathleten. Kimmich holt noch weiter aus: „Du warst und bleibst mein Antrieb, mein Motor und meine Motivation. Jede einzelne Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit lässt mich nicht nur lächeln, sondern macht mich von ganzem Herzen glücklich. Ich bin dir unendlich dankbar für alles. Deine Werte werden mich immer prägen und begleiten. Du wirst immer da sein.“

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„Es ist ein sehr, sehr trauriger Tag für die Leichtathletik, was mich auch persönlich trifft, denn mit Tim, den ich seit seiner Jugend kannte, verlieren wir nicht nur einen großartigen Menschen, sondern auch einen Sportler, der sich immer für die Leichtathletik eingesetzt hat“, sagte Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, laut einer Mitteilung. Die gesamte Leichtathletik-Gemeinde wünsche der Familie „viel Kraft“.

Nach Krebstod: Sportwelt trauert um Tim Lobinger

Neben früheren Weggefährten bekundete auch Bundesligist RB Leipzig, für den Lobinger als Athletiktrainer gearbeitet hat, sein Beileid.

„Unser tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden. Ruhe in Frieden, Tim“, schrieb der Champions-League-Teilnehmer auf Instagram.

Die Kölner Langstreckenläuferin Sabrina Mockenhaupt ließ einen emotionalen Kommentar unter Lobingers letzten Instagram-Post zurück. „Jetzt hast Du keine Schmerzen mehr! Viel Kraft Deiner ganzen Familie“, schrieb die Marathonläuferin.  

DLV-Vorstandschef Idriss Gonschinska sprach über den Hallen-Weltmeister von 2003 als „großartigen“ Menschen und „begnadeten“ Stabhochspringer. „Bis zuletzt haben wir gehofft, dass er den Kampf gegen den Krebs gewinnt“, sagte Gonschinska. „Stabhochsprung ohne Tim Lobinger war über viele Jahre undenkbar. In seinem Herzen war immer Platz für seine Leichtathletik, für die er national und international immer ein hervorragender Botschafter gewesen ist.“

Tim Lobinger sprach offen über seine Krebserkrankung

Lobinger ging sehr offen mit seiner Erkrankung um. Im März 2017 wurde Blutkrebs bei Lobinger diagnostiziert. Nach Chemotherapien, Stammzellspenden, zwischenzeitlichen Rückfällen und einem kurzzeitigen Leberversagen im Sommer 2018 galt der Hallen-Weltmeister von 2003 wieder als gesund.

2020 musste er sich aber wieder einer Therapie unterziehen und erhielt zusätzlich Bestrahlungen. Bereits im Oktober 2022 ging er nicht mehr von einer Heilung aus. „Mein Krebs ist zu aggressiv“, sagte er damals der Bild-Zeitung.

Die Gespräche mit meinen Kindern waren hart. Sie wissen, wie schlecht es um mich steht.
Tim Lobinger über seine Prognose

Im Februar 2022 hätten ihm die Ärzte gesagt, dass sein Tod näher rücke. Er solle Verfügungen treffen, sich mit seiner Beerdigung befassen und sich von seinen Liebsten verabschieden. „Die Gespräche mit meinen Kindern waren hart. Sie wissen, wie schlecht es um mich steht“, gab Lobinger offen zu.

Lobingers Sohn Lex-Tyger ist Fußballprofi und steht beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag. Seine Tochter Fee machte Lobinger im Oktober zum Opa.

Ans Aufgeben dachte Lobinger, der auch ein paar Jahre den Kölner Rheinauhafen sein Zuhause nannte, dennoch nicht: „Für jeden Tag, den ich lebe und mit meiner Familie verbringen darf, lohnt es sich zu kämpfen.“

Lobinger entwickelte sich gegen Ende der 1990er-Jahre zu einem der besten Stabhochspringer des Landes, als erster Deutscher übersprang er im Freien die Sechs-Meter-Marke. Seine größten Erfolge errang er in der Halle: 1998 wurde er in Valencia Europameister, 2003 krönte er sich in Birmingham zum Weltmeister.

Tim Lobinger nahm an vier Olympischen Spielen teil

Bei Olympischen Spielen gelang ihm leider nie der große Coup. An vier Sommerspielen nahm der geborene Rheinbacher teil, sein bestes Ergebnis war lediglich ein siebter Platz 1996 in Atlanta.

Im Freien stand er bei der EM zweimal auf dem Podest: 2002 gewann Lobinger in München Bronze, 2006 in Göteborg holte er Silber. (mbr/dpa)

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