„Mannschaft ist viel besser, als gezeigt“Toni Kroos verkündet Comeback in der Nationalmannschaft

Lesezeit 4 Minuten
Regisseur kehrt zurück: Toni Kroos von Real Madrid will zur Europameisterschaft wieder im Dress der Nationalmannschaft auflaufen. (Archivbild)

Regisseur kehrt zurück: Toni Kroos von Real Madrid will zur Europameisterschaft wieder im Dress der Nationalmannschaft auflaufen. (Archivbild)

EM im eigenen Land? Das will sich Toni Kroos nicht entgehen lassen. Der Mittelfeldregisseur kehrt nach seinem Rücktritt zurück.

Toni Kroos kehrt für die Heim-EM in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zurück. Das verkündete der Weltmeister von 2014 am Donnerstag via Instagram.

„Leute, kurz und schmerzlos: Ich werde ab März wieder für Deutschland spielen. Warum? Weil ich vom Bundestrainer gefragt wurde, Bock drauf habe und sicher bin, dass mit der Mannschaft bei der EM viel mehr möglich ist, als die meisten gerade glauben“, schrieb Kroos in seinem Statement in dem sozialen Netzwerk.

Kroos-Comeback: Mama Birgit war dagegen

Ausführlicher ging Kroos zudem in einer Sonderausgabe seines Podcasts ein. Er habe sich bei der Entscheidung zu seiner Rückkehr in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft schwergetan und ausdrücklich gegen den Rat seiner Mutter Birgit gehandelt, offenbarte der 34-Jährige. „Die hat natürlich gesagt, ich soll das nicht machen, da muss ich mich jetzt natürlich entschuldigen“, sagte Kroos am Donnerstag in „Einfach mal Luppen“.

Alles zum Thema FC Bayern München

Über seine Entscheidungsfindung berichtete er weiter: „Es hat gedauert, bis ich mir sicher war, weil ich ja seit zweieinhalb Jahren raus war.“ Bevor ihn Bundestrainer Julian Nagelsmann kontaktiert hatte, habe er mit dem Thema „abgeschlossen“ gehabt.

Nagelsmanns Beharrlichkeit gab den Ausschlag

Mit seinem Rücktritt nach der EM 2021 war er „total fein“, sagte Kroos, eine Rückkehr sei „wirklich nicht in meinem Kopf“ gewesen - bis sich Nagelsmann bei ihm gemeldet habe. „Das ist sicherlich auch eine tolle Bestätigung für mich, dass der Bundestrainer anruft und sagt, dass ich gebraucht werde.“

Die Nationalmannschaft habe ihn nie losgelassen, ergänzte Kroos. Schließlich wurde „das Gefühl“, sich mit einem Comeback anzufreunden, „immer stärker“. Seit dem Entschluss zur Rückkehr habe er sich dabei ertappt, wie er immer mehr Gefallen daran fand. „Ich bin in jeder Stunde mehr überzeugt davon.“

Der Rückkehrer traut der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Heim-EM eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den zuletzt schwachen Auftritten zu. „Die Mannschaft ist viel, viel besser, als es gezeigt wurde, davon bin ich überzeugt. Die Spieler haben ausnahmslos große Qualitäten. Das müssen wir jetzt zeigen“, sagte der 106-malige Nationalspieler. „Es ist schön, wieder ‚Wir‘ zu sagen.“

Rücktritt vom Rücktritt: Toni Kroos will wieder für den DFB auflaufen

Kroos (34) war das „Metronom“ im Mittelfeld der Weltmeister-Elf von 2014, das verlorene EM-Achtelfinale 2021 gegen England in Wembley war sein bis heute letztes von 106 Länderspielen (17). Bei Real Madrid zieht Kroos weiterhin die Fäden und ist einer der sichersten Passgeber der Fußball-Welt.

Die Option eines Comebacks hatte er sich in den vergangenen Monaten ausdrücklich offen gehalten, Bundestrainer Julian Nagelsmann nannte dies im Dezember im ZDF-„Sportstudio“ „eine interessante Idee“. Auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler sagte jüngst, Kroos sei „immer noch ein Weltklassespieler“, der immer noch zeige, dass er „zu Großem, zu Mächtigem fähig ist“.

Nach 106 Länderspielen hatte sich Kroos 2021 nach dem Achtelfinal-Aus gegen England bei der EM in den DFB-Ruhestand verabschiedet. Nun will er schon bei den wichtigen Länderspielen in Frankreich und gegen die Niederlande im März wieder für die Nationalelf auflaufen - und dann auch bei der Europameisterschaft im eigenen Land, die für das DFB-Team am 14. Juni in München gegen Schottland beginnt.

Uli Hoeneß und Lothar Matthäus skeptisch, was Kroos-Comeback in der Nationalmannschaft angeht

Mittelfeldstratege Kroos muss eigentlich niemandem mehr etwas beweisen. Als einziger deutscher Spieler hat er fünfmal die Champions League gewonnen, viermal mit Real und einmal mit dem FC Bayern München. Der Weltmeister von 2014 gilt bei den Königlichen als Ikone.

Doch an der Debatte um die Notwendigkeit einer Kroos-Rückkehr schieden sich zuletzt die Geister. „Das wäre ein ziemliches Titanic-Signal“, sagte Bayern-Patron Uli Hoeneß dazu. Sehr skeptisch zeigte sich auch Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus. „Wo soll er spielen? Holt man Kroos zurück, schwächt man automatisch Ilkay Gündogan, auch als Kapitän“, warnte der Weltmeister-Kapitän von 1990.

Einige Nationalspieler sprachen sich dagegen für ein Comeback von Kroos aus. „Ich freue mich immer, mit Toni zu spielen. Wenn er Lust und Zeit hat, sehr gerne“, sagte Bayern-Profi Joshua Kimmich. Real-Kollege Antonio Rüdiger trat als wohl stärkster Befürworter einer Kroos-Nominierung auf. „Und wenn ich so offen und ehrlich sprechen darf: Ich glaube, viele denken genauso wie ich“, sagte der 30-Jährige vor dem Gastspiel in Leipzig dem „Kicker“. (pst/sid/dpa)

Rundschau abonnieren