FC-Torwarttrainer im InterviewUwe Gospodarek: „Marvin Schwäbe bringt alles mit“

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Kölns Torwart Marvin Schwäbe dankt den Fans für die Unterstützung.

Laut seinem Trainer Uwe Gospodarek sind bei FC-Torwart Marvin Schwäbe „nach oben hin keine Grenzen gesetzt.“

Vor der neuen Spielzeit sprach Martin Sauerborn mit Uwe Gospodarek über die Torhüter des 1. FC Köln und warum Schwäbe ein Kandidat für Hansi Flick ist.

Uwe Gospodarek geht in seine dritte Saison als Torwarttrainer des 1. FC Köln. Martin Sauerborn hat sich in Maria Alm mit dem 49-Jährigen über Marvin Schwäbe, Timo Horn, Jonas Urbig und die neue Nummer zwei der Geißböcke unterhalten.

Herr Gospodarek, wie gefällt Ihnen der erste Aufenthalt in Maria Alm?

Uwe Gospodarek: Das Haus Eder ist ein schönes, kleines Hotel. Wir sind zufrieden mit den Bedingungen und hatten im Gegensatz zu den Stuttgartern auch Glück mit dem Wetter. Bei uns ist beim großen Gewitter am Dienstag nicht so viel runtergekommen.

Der Trainingsplatz hat also optimale Bedingungen für Ihr Torwarttraining geboten?

Die Bedingungen waren sehr gut, auch wenn es immer noch einen Tick besser geht. Der Platz ist weicher als der harte Hybridrasenplatz am Geißbockheim. Die Jungs sind dankbar dafür, dass sie hier weicher fallen. Er ist aber auch tiefer, für die Sprungübungen also eher anstrengender. Alles hat Vor- und Nachteile (lacht). Das schadet nicht.

Uwe Gospodarek über Marvin Schwäbe: „Nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt“

Welche Inhalte hatte Ihr Training in Maria Alm?

Es ging hier um die Grundlagen im Kraft- und Ausdauerbereich mit vielen Wiederholungen. Bis zum Saisonbeginn werden wir dann immer mehr in die Inhalte für die Explosivität gehen. Die Jungs haben gut gearbeitet. Es sind alle fit aus dem Urlaub gekommen. Keiner hat es schleifen lassen. Ich bin sehr zufrieden.

Wo gibt es bei Ihrer Nummer eins Marvin Schwäbe noch Verbesserungspotenzial?

Natürlich gibt es Bereiche, in denen er sich noch verbessern kann. Das war vor zwei Jahren als Marvin zu uns kam genauso der Fall wie jetzt. Nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt, aber wir reden aktuell nur noch über Nuancen, zwei, drei Prozent, die dann schon sehr spezifisch sind.

Zum Beispiel?

Diese Details bespreche ich mit Marvin unter vier Augen.

Wie sehen Sie seine Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren?

Der Unterschied zwischen der dänischen Liga und der Bundesliga ist groß. Als Marvin kam, war die Bundesliga noch einen Schritt entfernt. . Er hat sich bis zum Herbst aber stetig entwickelt, so dass wir fast schon hätten sagen können, jetzt ist ein Wechsel fällig. Dann kam die Verletzung von Timo Horn und das eine ist in das andere übergegangen. Marvin hatte es sich durch seine Trainingsleistungen verdient und nachher haben ihm die Spiele recht gegeben. Wenn Timo sich nicht verletzt hätte, könnte es aber auch sein, dass er immer noch spielen würde. Am Ende muss sich ein Torwart schon fast selbst ein paar Dinger reinwerfen, um seinen Status als Nummer Eins zu verlieren.

Wie fällt so eine Entscheidung beim 1. FC Köln?

Das ist Teamwork zwischen Steffen Baumgart, dem Trainerteam und mir, wobei Steffen immer ganz klar das letzte Wort hat. Ich gebe ihm meine Einschätzung, aber Steffen war früher selbst Torwart und deshalb kann man sich mit ihm gut auf Augenhöhe über dieses Thema unterhalten.

Marvin Schwäbe steht auf dem Sprung zur Nationalmannschaft. Zurecht?

Warum nicht? Er hat konstant gute Leistungen gebracht. Er bringt alles mit, um vom DFB eingeladen zu werden.

Wo steht er im Ranking der deutschen Torhüter?

Wir haben oben eine Dichte mit Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp, Bernd Leno und Oliver Baumann. Manuel Neuer ist auch noch dabei. Bei ihm muss man abwarten, wie lange er nach seiner Verletzung noch braucht. Wenn einer ausfällt, könnte Marvin reinrutschen.

Er ist von den Genannten mit 28 Jahren auch der Jüngste.

Im Bereich Torhüter kommt in den letzten Jahren wenig nach, da haben wir in den nächsten Jahren viel Luft nach oben.

Welche Versäumnisse gibt es in der deutschen Torwart-Ausbildung?

Seit Jahren betone ich im Austausch mit dem DFB, dass auf die Grundelemente zu wenig wert gelegt wird. Es geht erstmal darum, dass ein Torwart Bälle fängt. Natürlich ist ein Torhüter auch der erste Aufbauspieler, aber der Schwerpunkt sollte wieder darauf liegen, Bälle abzuwehren. Und das muss jeden Tag trainiert werden. Darauf müssen wir in den nächsten Jahren wieder mehr den Fokus legen.

Der FC hat mit Jonas Urbig ein großes Torwarttalent in seinen Reihen. Wie sehen Sie seine Entwicklung?

Die Zeit in Regensburg hat ihm sicher gutgetan. Das Problem ist, dass die jungen Torhüter in Deutschland kaum spielen. Das sehe ich sehr kritisch. Wir haben das Glück, dass wir eine zweite Mannschaft haben und dass Jonas es in Regensburg sehr gut gemacht hat und wir ihn wieder an einen Zweitligisten nach Fürth verleihen konnten.

Wie behalten Sie seine Entwicklung im Blick?

Seine Spiele schaue ich mir regelmäßig an und telefoniere fast jede Woche mit ihm. Wir haben einen sehr guten Austausch.

Führt sein Weg in die Bundesliga?

Das kann man nie sagen. Er muss Woche für Woche seine Leistung bringen, darf aber auch - oder muss sogar - Fehler machen. Er ist erst 19.

Dem FC fehlt noch eine Nummer zwei. Wie sieht es da aus?

Wir haben mit Marvin eine klare Nummer eins und suchen einen bundesligaerfahrenen Torwart, der Druck nach oben machen kann. Es ist nicht so leicht jemanden für dieses Profil zu finden, aber wir sind guten Mutes.

Philipp Pentke hält sich aktuell beim FC fit. Ist er eine mögliche neue Nummer zwei?

Er gehört zu den Kandidaten. Er ist 38 und weiß schon, wie er zupacken muss. Philipp ist ein guter Typ.

Timo Horn hat als langjährige Nummer eins den FC verlassen. Verstehen Sie seine Entscheidung?

Über Timo kann ich nichts Negatives sagen. Als ich kam, habe ich gesagt, dass ich mir das Torwartspiel etwas anders vorstelle, als er es gekannt hat – auch in der Intensität des Trainings. Nachdem Marvin die Nummer eins geworden ist, hat Timo jeden Tag Vollgas gegeben, auf einem hohen Niveau trainiert und sich auch weiterentwickelt. Ich glaube, dass er schon lange nicht mehr so fit war, wie zuletzt.

Uwe Gospodarek über Timo Horn: „Ich traue ihm auf jeden Fall weiterhin die Bundesliga zu“

Er hat aber noch keinen neuen Club gefunden. Warum?

Der Torwartmarkt ist aktuell sehr schwierig. Die Positionen sind alle vergeben. Ich bin gespannt, wo es Timo am Ende hin verschlägt. Ich traue ihm auf jeden Fall weiter zu, Bundesliga zu spielen.

Er hat zum Abschied gesagt, er möchte zu einem Club wechseln, in dem es einen fairen Konkurrenzkampf gibt. Wie haben Sie diese Aussage aufgenommen?

Es gibt im Tor eine Nummer eins und eine Nummer zwei. Als Marvin zum FC kam, war Timo auch ganz klar die Nummer eins. Wenn man sich als Nummer eins nicht viel zu Schulden kommen lässt, wird sich an einer solchen Konstellation normalerweise nie viel ändern. Diese Erfahrung habe ich an meinen vielen Stationen als Torwart auch immer wieder gemacht.

Sie haben bis 2025 Vertrag beim FC. Können Sie sich vorstellen auch darüber hinaus in Köln zu bleiben?

Ja, das Trainerteam hier funktioniert wunderbar. Wir verstehen uns gut und haben viel Spaß. Da greift ein Rad ins andere.


Transfersperre verhinderte frühen Transfer einer neuen Nummer zwei

Nach Informationen der Rundschau hatte der 1. FC Köln frühzeitig einen potenziellen Nachfolger für Timo Horn als Nummer zwei gefunden. Die Ende März von der Fifa ausgesprochene Transfersperre verhinderte diesen Wechsel allerdings. Daran konnte auch die Aussetzung der Strafe durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS nichts mehr ändern. (sam)


Zur Person

Uwe Gospodarek (49) wurde am 6. August 1973 in Straubing geboren. Nach seiner Ausbildung bei Jahn Regensburg stand er ab 1990 bei Bayern München, dem VfL Bochum, dem 1. FC Kaiserslautern, Regensburg, Burghausen, Mönchengladbach und Hannover 96 bis 2010 im Tor. Als Torwarttrainer hat Gospodarek in Burghausen, bei der deutschen U21, dem FC Bayern und dem VfB Stuttgart gearbeitet. Seit der Saison 2022/23 arbeitet er beim 1. FC Köln. (sam)

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