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Gärten „weitgehend tot“Nabu mit Kampfansage an den Rhododendron

Lesezeit 3 Minuten
Schöne Blüten verheißen nicht automatisch viel Nahrung für Insekten, merkt der Nabu an.

Schöne Blüten verheißen nicht automatisch viel Nahrung für Insekten, merkt der Nabu an.

Bremen – Im Mai blühen in vielen deutschen Gärten die Rhododendren. Naturschützer würden sie am liebsten roden. Derweil stellen sich manche Gartenbesitzer noch naturfeindlicheren Sichtschutz in den Garten.

Naturschützer lobbyieren schon länger gegen den klassischen deutschen „TTRE-Garten“ mit Tannen, Thujas, Rhododendren und Englischem Rasen. Diese Gärten seien „immer schön aufgeräumt, aber leider auch weitgehend tot“, schreibt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auf seiner Website. Insekten, Vögel und Amphibien fänden eher Nahrung und Unterschlupf in Gärten mit heimischen Sträuchern und Stauden, einem Reisighaufen, einem Naturstein-Sitzplatz, Nisthilfen und einem Gartenteich.

Vier Exoten in unseren Gärten

Thuja oder Lebensbaum Die immergrünen Zypressengewächse aus Asien oder Nordamerika werden hierzulande oft als blickdichte Gartenhecken gepflanzt. Den Naturschützern sind sie ökologisch zu eintönig.

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Scheinzypresse Ähnlich wie bei der Thuja handelt es sich um ein immergrünes Nadelgehölz. Im Gegensatz zu den Lebensbäumen ist sie aber relativ frostempfindlich. Zudem sind alle Pflanzenteile für den Menschen giftig.

Kirschlorbeer Auch dieser Strauch mit seinen dunkelgrünen ledrigen Blättern wird gerne als Gartenhecke eingesetzt. Ursprünglich stammt die Art aus Kleinasien. Neue Gartensorten sind frosthärter als der Urtyp, sodass sie hierzulande überleben. Sowohl die Blätter als auch die schwarzen Beeren sind für den Menschen giftig.

Rhododendron Bei den meisten Rhododendron-Arten sind alle Pflanzenteile giftig für Menschen und Tiere – auch sein Nektar und seine Pollen. (lod)

Sönke Hofmann, Forstingenieur und Chef des Bremer Nabu, zählte nun gegenüber „t-online.de“ die „schlimmsten“ Bäume und Sträucher für Gartenbesitzer auf: Lebensbaum, Scheinzypresse, Kirschlorbeer und Rhododendron. „Sie stammen aus fernen Ländern, unsere Tierwelt kann kaum etwas mit ihnen anfangen“, begründet Hofmann. „Selbst die 'Zersetzer' im Boden weigern sich, diese schwerverdauliche Kost zu mineralisieren.“

Vor allem am kleinasiatischen Kirschlorbeer stört sich Ulrike Aufderheide vom Vorstandsteam des Vereins Naturgarten. Im Gespräch mit dem „Spiegel“ bezeichnet sie die beliebte Heckenpflanze als „wachsendes Plastik“. Sie wundere sich darüber, dass viele Menschen auf exotische immergrüne Pflanzen setzen, ohne sich der Folgen für die Biodiversität bewusst zu sein. „Viele Menschen greifen automatisch zu Pflanzen, die schon bei den Eltern im Garten standen“, sagt sie.

Besser auf heimische Gewächse setzen

Statt Kirschlorbeer, Thuja und Rhododendron empfehlen die Naturschützer Kornelkirsche, Besenginster, Berberitze, Haselnuss, Heckenkirsche, Felsenbirne, Holunder und Weißdorn. Diese seien auch bei Bienen, Schmetterlingen und Vögeln beliebt. „Ein nachhaltiges Gehölz hat immer einige Löcher in den Blättern, denn das zeigt, dass jemand von ihm lebt“, sagt Forstexperte Hofmann.

Die Organisation Nabu begründet in ihrer Pflanzempfehlung für naturnahe Gärten die Vorteile heimischer Arten: Zum Beispiel würden Früchte des nordamerikanischen Scharlachdorns von nur zwei heimischen Vogelarten gefressen. Die Beeren des heimischen Weißdorns seien dagegen für 32 Vogelarten eine Nahrungsquelle.

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Auch Insektenlarven seien oft auf eine bestimmte Nahrungspflanze spezialisiert – meist heimische Wildsträucher. Die Blätter von exotischen Gehölzen verschmähten die Raupen dagegen häufig. Wenn Raupen fehlen, breche wiederum Vögeln eine Futterquelle weg, schreibt der Nabu. Jedoch müssten Gartenbesitzer nicht unbedingt die nachteiligen Büsche roden. Die Naturschützer empfehlen, den Garten mit heimischen, oft preiswerteren und pflegeleichteren Wildsträuchern zu ergänzen.

Gabionenzäune ökologisch noch schwächer

Beim Spaziergang durch Wohnsiedlungen fallen ihm aber nicht nur immergrüne Rhododendren negativ auf, sondern noch anderer toter Sichtschutz: Gabionen, mit Bruchsteinen gefüllte Drahtkäfige.

Gabionenzäune sind relativ pflegeleicht und günstiger als Betonmauern. Wie schon in der Debatte um Steingärten finden Naturschützer diese Art des Sichtschutzes entsetzlich. Ihr ökologischer Wert unterbiete noch den des Kirschlorbeers, betont Hofmann.

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