Autoexperte im Interview„Ford hat derzeit große Probleme zu bewältigen“

Lesezeit 2 Minuten
Ferdinand Dudenhöffer, emeritierter Professor für Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Anlässlich der Präsentation des neuen E-Ford-Modells am Dienstag hat die Rundschau drei Fragen an Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer gestellt.

Wie sind die Marktchancen für ein neues Ford E-Modell in der SUV-Klasse?

Ferdinand Dudenhöffer: Grundsätzlich ist die Entscheidung auf ein SUV-Modell zu setzen, richtig. Denn der Trend, rund 40 Prozent der verkauften Autos sind SUV, ist eindeutig. Da das neue Modell technisch auf der MEB-Plattform von VW aufgebaut ist, steht es trotz anderem Designs auch in unmittelbarer Konkurrenz zu den Volkswagen-Modellen der ID.4-Familie. Meine Erwartung ist: Wenn Ford genauso teuer wie VW in dieser Modellklasse sein will, wird es schwer – allein schon wegen der grundsätzlich höheren Werthaltigkeit eines VW-Autos.

Benötigt Ford auch in Zukunft einen preiswerten Kleinwagen?

Alles zum Thema Ford

Dudenhöffer: Ich beantworte diese Frage mit einer Prognose: Ford hat derzeit große Probleme zu bewältigen. Ich denke, dass das Unternehmen in etwa fünf Jahren keine Kleinwagen mehr im Sortiment haben wird. Die neue Modelle werden höherklassig sein und in den USA entwickelt und hergestellt. In Europa werden dann nur noch kleinere Anpassungen im Design vorgenommen.

Wie sehen Sie aktuell die Markt-Entwicklung für reine E-Autos in Deutschland insgesamt?

Dudenhöffer: Nicht besonders erfolgreich. Eine Großstadt wie Köln liegt der Anteil von privat genutzten reinen E-Autos bei 0,99 Prozent – in Stuttgart liegt er bei 1,83 Prozent. Dass die Fördergelder des Bundes für den Kauf eines reinen E-Autos mit einem Pries Nettolistenpreis beim Basismodell von über 45 000 Euro ab 2024 auslaufen, ist nicht hilfreich. Zudem müsste der Aufbau der Ladesäulen-Infrastruktur schneller und gezielter vorangetrieben werden. Eine Großstadt wie Köln kümmert sich um Radwege, vergisst aber, sich mehr um die Planungen von öffentlichen Ladestellen zu kümmern. Weil die Kommunen das finanziell nicht stemmen können, benötigen wir die finanzielle Förderung vom Bund – aber nicht mit der Gießkanne. Auf dem Land kann fast jeder sein Auto vom Haus aus laden. In einem Mehrfamilienhaus in der Stadt ist das nicht möglich. Also muss man sich hier auf die Errichtung von Ladestationen konzentrieren.

Rundschau abonnieren