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Deutsches StaatsvermögenIst unser Gold in den USA überhaupt noch sicher?

Lesezeit 3 Minuten
ARCHIV - 30.05.2012, Bayern, München: ILLUSTRATION - Goldbarren in unterschiedlicher Größe liegen bei einem Goldhändler in einem Tresor.

Ein Drittel der Goldreserven Deutschlands lagert in den USA – und die Sorgen über die Sicherheit des Edelmetalls nehmen auf deutscher Seite zu. 

Ein Drittel der deutschen Reserven lagert in Amerika – Experten wollen es zurückholen, doch die Bundesbank winkt ab. 

Seit Jahren sorgt ein Teil des deutschen Staatsvermögens für politische Debatten – das Gold der Bundesbank. Während mehr als die Hälfte der deutschen Goldreserven mittlerweile wieder in Frankfurt lagern, befindet sich noch rund ein Drittel, 1236 Tonnen, in den Tresoren der Federal Reserve Bank in New York. In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten und angesichts der US-Innenpolitik unter Präsident Donald Trump mehren sich erneut Stimmen, die eine vollständige Rückführung der Goldreserven fordern.

Bund der Steuerzahler: Gold heimholen

Michael Jäger, Präsident der Taxpayers Association of Europe und Vizepräsident des Bundes der Steuerzahler Deutschland, warnt vor den politischen Entwicklungen in den USA. „Die politische Großwetterlage in den USA hat sich geändert. Präsident Trump ist die Unabhängigkeit der US-Notenbank (FED) ein Dorn im Auge“, erklärt Jäger.

Er sieht die Gefahr, dass die Fed künftig stärker vom Weißen Haus beeinflusst wird. Dies könne im Extremfall Auswirkungen auf die globalen Goldreserven haben – und damit auch auf die deutschen Bestände. „Es geht um die Sicherstellung der uneingeschränkten Verfügung über unsere Goldreserven.“

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Aus Jägers Sicht gibt es längst keinen Grund mehr, das Gold im Ausland zu lagern. „Historische Gründe, unser deutsches Gold sicher außerhalb von Europa zu lagern, gibt es keine mehr. Es gibt ja auch keine D-Mark mehr“, so Jäger. Die Rückführung nach Frankfurt würde aus seiner Sicht nicht nur das Vertrauen in die Bundesbank stärken, sondern sei auch ein klares Signal politischer und wirtschaftlicher Handlungsfähigkeit.

Die Deutsche Bundesbank selbst sieht hingegen keinen akuten Handlungsbedarf. Pressesprecher Felix Kretz verweist auf die Kriterien Sicherheit und Handelbarkeit, nach denen die Lagerorte ausgewählt würden. Die Fed in New York erfülle diese weiterhin. „Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir mit der Fed New York einen vertrauenswürdigen, verlässlichen Partner bei der Aufbewahrung unserer Goldbestände haben.“

Aud in der Politik gibt es Kritiker

Auch die Kontrollmechanismen hält die Bundesbank für ausreichend. Regelmäßig prüfe die Bundesbank mit einem eigenen Inspektionsteam eine Stichprobe der Goldbarren – unter anderem auf Gewicht, Echtheit und Feingehalt: „Bei diesen Inspektionen hat es zu keiner Zeit irgendwelche Behinderungen oder Beschränkungen seitens der Fed New York gegeben“, so Kretz.

Jäger hingegen sieht genau hier Nachbesserungsbedarf. Zwar habe die Bundesbank das Recht zur Kontrolle, doch diese erfolge nur nach Anmeldung und anhand konkret benannter Barren. „Eine spontane und unangemeldete Prüfung ist, soweit wir es wissen und die Erfahrung zeigt, nicht möglich. Genau hier sehen wir Verbesserungsbedarf“, kritisiert er.

Auch in der Politik gibt es Unterstützung für eine kritischere Haltung. Der CDU-Politiker Marco Wanderwitz forderte angesichts der Entwicklungen in den USA die Rückholung oder zumindest eine deutlich intensivere Kontrolle. Bereits 2012 hatte Wanderwitz beantragt, die Goldbestände vor Ort in Augenschein zu nehmen – ohne Erfolg.

Ähnlich äußerte sich der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber: „Ich fordere die regelmäßige Kontrolle der deutschen Goldreserven. Dazu müssen offizielle Vertreter der Bundesbank die Barren persönlich durchzählen und ihre Ergebnisse dokumentieren.“

Frankreich hat Reserven nach Paris gebracht

Ein Blick ins Ausland zeigt: Frankreich hat seine Goldreserven bereits vollständig nach Paris zurückgeholt. Für Jäger ist das ein gelungenes Beispiel: „Die französische Zentralbank hat gleichzeitig dafür gesorgt, dass ihre Goldbestände auf dem Großhandelsmarkt eingesetzt werden können. Ein positiver Nebeneffekt: Frankreich hat damit Paris als Goldhandelszentrum wieder belebt.“

Die Bundesbank verweist unterdessen auf ihr Lagerstellenkonzept, das sich an den Funktionen der Goldreserven orientiert – Vertrauen schaffen im Inland und im Bedarfsfall schnelle Handelbarkeit im Ausland. Gleichwohl wird die Debatte mit zunehmender politischer Unsicherheit nicht abreißen – und die Sorge darüber, wie sicher das Gold der Bundesbank jenseits des Atlantiks wirklich ist, anhalten.