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Kein Putin-Öl mehr für OrbánPipeline attackiert – Ungarn veröffentlicht „wütenden“ Trump-Brief und bekommt Häme

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Ein Video der ukrainischen Drohnen-Streitkräfte soll die brenende Ölpumpstation in Unetscha zeigen.

Ein Video der ukrainischen Drohnen-Streitkräfte soll die brenende Ölpumpstation in Unetscha zeigen. 

Die Ukraine hat die Öllieferungen durch die russische Druschba-Pipeline zum Erliegen gebracht. Ungarn reagiert wütend. 

Die Ukraine hat erneut Ölindustrie-Anlagen in Russland angegriffen. Zum dritten Mal innerhalb weniger Tage wurde nun die Druschba-Pipeline zum Ziel eines ukrainischen Luftangriffs. Kamikaze-Drohnen schlugen in einer Ölpumpstation in der Stadt Unetscha in der russischen Region Brjansk ein, wie die ukrainischen Streitkräfte berichteten.

Ein von den Streitkräften veröffentlichtes Video zeigte in der Folge des Angriffs einen Großbrand auf dem Gelände der Pumpstation. „Onetscha ist im Arsch“ und „Russen, geht nach Hause“, schrieb der Kommandant der ukrainischen Drohneneinheiten, Robert Brovdi, zu den Aufnahmen in seinem Telegram-Kanal.

Ukrainische Drohnen greifen russische Druschba-Pipeline an

Die Ölpumpstation Unetscha gilt als wichtiger Knotenpunkt der Druschba-Pipeline, die sich im Besitz des russischen Ölkonzerns Transneft befindet. Ungarn, das Öl über die Pipeline bezieht, bestätigte den Angriff auf die Leitung.

„Gestern Abend wurde die Druschba-Pipeline zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit angegriffen, wodurch die Öllieferungen nach Ungarn unterbrochen wurden“, schrieb der ungarische Außenminister Péter Szijjártó am Freitag auf der Plattform X.

Ungarn beklagt „klaren Angriff auf Energiesicherheit“

Szijjártó sprach außerdem von einem „klaren Angriff“ auf die ungarische Energiesicherheit sowie einem „Versuch, uns in den Krieg zu ziehen“, ohne die Ukraine zu adressieren. „Er wird nicht erfolgreich sein! Wir stehen für Frieden und unsere nationalen Interessen“, fügte er an. Bereits nach vorherigen Angriffen war die Ölversorgung der über die Pipeline versorgten Länder unterbrochen worden.

Die Ölpumpstation in Unetscha wurde nun zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage das Ziel ukrainischer Attacken, bereits am 13. August waren dort Kampfdrohnen eingeschlagen. Am 18. August folgte schließlich ein Angriff auf eine russische Ölraffinerie in Nikolske, auch dadurch war der Betrieb der Druschba-Pipeline beeinträchtigt worden.

Donald Trump äußert sich kryptisch über ukrainische Gegenangriffe

Der jüngste Angriff der ukrainischen Streitkräfte folgte unterdessen auf eine Wortmeldung von US-Präsident Donald Trump, der sich am Donnerstag kryptisch zu möglichen ukrainischen Gegenangriffen auf Ziele in Russland geäußert hatte.

„Es ist sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das attackierende Land anzugreifen“, schrieb Trump bei Truth Social wenige Stunden nachdem russische Raketen die Fabrik eines US-Unternehmens in der Ukraine zerstört hatten. Die Worte des US-Präsidenten klangen wie eine Ermutigung.

Spannungen zwischen Ukraine und Ungarn dürften anhalten

Kurz darauf kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verstärkte ukrainische Gegenangriffe an. In der Nacht folgte schließlich der erneute Angriff auf die Druschba-Pipeline.

Die politischen Spannungen zwischen der Ukraine und Nachbarland Ungarn, dessen Regierung die Unterstützung der Ukraine durch die Europäische Union seit Kriegsbeginn immer wieder zu blockieren versucht, dürften nach den Schlägen gegen die für Budapest wichtige Pipeline anhalten.

Polen verspottet Ungarn nach Angriff auf Druschba-Pipeline

Mit ihrer von Kritikern als pro-russisch beschrieben Haltung hat Ungarns Regierung rund um Ministerpräsident Viktor Orbán in Europa jedoch kaum Unterstützer – und muss sich nun sogar Spott und Häme gefallen lassen.

„Peter, ihr bekommt so viel Solidarität von uns wie wir von euch bekommen“, schrieb der polnische Außenminister Radosław Sikorski zu Szijjártós Beitrag bei X, in dem der ungarische Amtskollege den erneuten Angriff auf die Druschba-Pipeline beklagt hatte.

Ungarn und Slowakei bitten EU-Kommission um Hilfe

Auf die provokanten Worte aus Polen reagierte Szijjártó nicht, stattdessen wandte sich Ungarn zusammen mit der ebenfalls über die Pipeline versorgten Slowakei jedoch an die EU-Kommission und forderte „endlich gegen die wiederholten Angriffe der Ukraine auf die Druschba-Ölpipeline vorzugehen“, wie Szijjártó bei X berichtete.

Die Pipeline sei für die ungarische Energieversorgung „unverzichtbar“, bekräftigte der ungarische Außenminister. „Solche Angriffe stellen einen direkten und inakzeptablen Angriff auf unsere Energiesicherheit dar“, hieß es weiter aus Budapest.

Orbán-Partei veröffentlicht Brief von Donald Trump

Brüssel müsse verstehen, dass es die „Europäische Kommission“ und nicht die „ukrainische Kommission“ sei, kritisierte Ungarns Regierung, die beim letzten EU-Gipfel im Juni erneut von der europäischen Linie abgewichen war – und sich gegen einen EU-Beitritt der Ukraine gestellt hatte. Auch Orbán verbreitetet den Protestbrief weiter.

Ähnlich hatte sich der ungarische Ministerpräsident offenbar zuvor bereits bei US-Präsident Trump beklagt. Am Freitag veröffentlichte die Regierungspartei Fidesz einen Brief Orbáns an Trump samt der Antwort des US-Präsidenten bei Facebook. Das Schreiben wurde offenbar nach dem ersten der jüngsten Angriffe auf die Druschba-Pipeline verfasst.

„Viktor – mir gefällt nicht, das zu hören“

„Vor fünf Tagen, kurz vor dem historischen Treffen zwischen Präsident Trump und Putin in Alaska, hat die Ukraine Drohnenangriffe auf die Druschba-Pipeline in Russland durchgeführt“, schrieb Orbán demnach an Trump und behaupte weiter, dass die Pipeline für Ungarn und die Slowakei die einzige Möglichkeit für Rohölimporte sei.

Während Ungarn die Ukraine mit Elektrizität und Treibstoff unterstütze, bombardiere das Nachbarland „Pipelines, die uns beliefern“, das sei ein „sehr unfreundlicher Schachzug“, beklagte Orbán – und bekam daraufhin offenbar eine Antwort von Trump.

Brief von Donald Trump: „Ich bin sehr wütend darüber“

„Viktor – mir gefällt nicht, das zu hören – ich bin sehr wütend darüber, sag das der Slowakei“, schrieb der US-Präsident dem veröffentlichten Dokument zufolge. „Du bist mein guter Freund – Donald“, endete die kurze Botschaft.

Zum jüngsten Angriff auf die Druschba-Pipeline, der laut Budapest zu einem „mindestens fünftägigen“ Lieferausfall führen wird, hat sich der US-Präsident, der sich am Donnerstag indirekt noch für ukrainische Gegenangriffe auf Russland ausgesprochen hatte, bisher nicht geäußert.