Nach Bundestags-BeschlussWas man jetzt zur Energiepreisbremse wissen muss

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Der Zählerstand eines Wechselstromzählers in einem Haushalt dreht sich um eine Kilowattstunde weiter (Langzeitbelichtung).

Die Bundesregierung will bei der Gas- und Strompreisbremse private Haushalte entlasten.

Der Bundestag hat die Energiepreisbremsen beschlossen. Die Zustimmung des Bundesrates an diesem Freitag gilt als Formsache. Was bringen die Hilfen konkret? Die wichtigsten Fragen und Antworten mit Modellrechnungen.

Wie teuer wird das Gas ab kommendem Jahr?

Die Dezember-Abschläge übernimmt Finanzminister Christian Lindner (FDP) komplett. Wenn Versorger trotzdem abbuchen, wird der Betrag erstattet, sobald der Bund die Rechnung beglichen hat, das soll Anfang kommenden Jahres passieren. Mieter bekommen die Dezember-Erstattung fürs Gas in der Regel erst mit der Heizkostenabrechnung ihrer Vermieter zurück.

Die eigentliche Gaspreisbremse gilt für die Zeit vom kommenden Januar bis April des übernächsten Jahres. In dieser Zeit müssen Haushalte für 80 Prozent ihres Durchschnittsverbrauchs „nur“ 12 Cent brutto pro Kilowattstunde zahlen. Bei Fernwärmekunden liegt der Deckel bei 9,5 Cent. Die Entlastungen für die beiden ersten Monate 2023 werden allerdings erst im März zurückgegeben.

Das Wirtschaftsministerium hat eine Modellrechnung für eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 15000 Kilowattstunden und einem Vorkrisen-Marktpreis von 8 Cent erstellt, der inzwischen auf 22 Cent geklettert ist. Der alte Abschlag lag bei 100 Euro pro Monat. Nun wären 275 Euro fällig. Bei gleichem Verbrauch werden daraus mit dem Preisdeckel 175 Euro.

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Werden 20 Prozent weniger Gas verbraucht, gibt es mit der Jahresabrechnung 660 Euro zurück. Das eingerechnet, sänken die monatlichen Kosten auf 125 Euro. Ein Plus von 25 Euro bei einer Verdreifachung der Marktpreise.

Wie wird das Einsparen vom Staat belohnt?

Für jede Kilowattstunde, die über die 20 Prozent hinaus eingespart wird, wird der höhere Marktpreis erstattet. „Das kann sich richtig lohnen“, sagt Uwe Sieverding, Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale NRW.

In der Berechnung des Ministeriums bekäme die Modell-Familie bei einem um 30 Prozent reduzierten Verbrauch 990 Euro erstattet. Die monatlichen Gaskosten würden auf 92,50 Euro sinken – 7,50 Euro weniger als vor der Krise.

Wer sind diejenigen, die am wenigsten profitieren?

Am härtesten betroffen sind Menschen mit schlecht isolierten Wohnungen oder Häusern, die nicht oder kaum sparen können: „Über den Daumen bedeutet das eine Verdoppelung der Preise gegenüber 2021“, sagt Verdi-Chef Frank Werneke. „Damit sind unverändert viele Menschen überfordert.“ Die Stiftung Klimaneutrales Deutschland hat berechnet, dass die Gasrechnung für eine Familie in einem schlecht isolierten 150-Quadratmeter-Haus trotz Bremse von 2600 auf 5600 Euro steigt.

Besonders bitter ist es für die Haushalte, die ihre Lieferverträge zu den absoluten Hochpreis-Zeiten abgeschlossen haben und nun teils bis zu 30 Cent und mehr für eine Kilowattstunde Gas zahlen müssen. Bei ihnen bleibt der Verbrauch oberhalb der gedeckelten 80 Prozent also deutlich teurer.

Wie wird beim Heizen mit Öl, Pellets oder Flüssiggas geholfen?

Die Unterstützung für Haushalte, bei denen die Wärme nicht aus der Leitung kommt, wurde erst auf den allerletzten Drücker ergänzt: Für sie sollen 80 Prozent der Preissteigerungen, die das Zweifache des durchschnittlichen Vorjahrespreises übersteigen, erstattet werden. Eine Beispielrechnung der SPD-Fraktion: Wer vergangenes Jahr 1000 Euro für Öl berappen musste und in diesem Jahr 3000, erhält 800 Euro zurück. Wer „nur“ doppelt so viel gezahlt hat, bekommt keine Unterstützung.

Die Abwicklung hat der Bund an die Länder übertragen, die nun eilig Stellen einrichten müssen, bei denen Haushalte ihre Rechnungen samt eidesstattlicher Erklärung abgeben können. Dennoch soll es schnell gehen.

Wie sieht es mit den Hilfen beim Strom aus?

Beim Strompreis wird der Deckel bei 40 Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des Verbrauchs eingezogen und erstmals im März kommenden Jahres, aber rückwirkend für Januar und Februar gewährt. Die Modell-Familie des Wirtschaftsministeriums zahlte früher bei einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden zu je 30 Cent monatlich 113 Euro. Bei einem neuen Marktpreis von 50 Cent würden daraus 188 Euro jeden Monat. Der Strompreisdeckel drückt die Abschläge auf 158 Euro.

Bei 20 Prozent weniger Stromverbrauch würden mit der Jahresabrechnung 450 Euro rückerstattet. Unter dem Strich müsste die Familie dann monatlich lediglich sieben Euro mehr zahlen als vor der Krise.

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