Schwalbacher StraßeElternbeirat des Kindergartens fühlt sich im Stich gelassen

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Die Kita an der  Schwalbacher Straße.

Die Kita an der  Schwalbacher Straße.

Köln – Die Eltern der Kinder, die die städtische Kindertagesstätte Schwalbacher Straße besuchen, sind sauer. Im Juli 2017 hatte Starkregen die Innenräume der Kita zerstört, Fäkalwasser gelangte in die Räume, die Ursache waren überlaufende Kanäle. Seit August sind die Kinder der sechsgruppigen Einrichtung nun auf die Turnhallen anderer Einrichtungen in Zollstock, Raderthal und Bayenthal verteilt.

„Zuerst sagte man uns, dass die Kindertagesstätte im Oktober wieder zu beziehen sei. Dann wurde der Zeitpunkt auf Ende des Jahres verschoben und immer so weiter“, sagt die Vorsitzende des Elternbeirats, Daniela Cöllen.

So sind die Pänz der Schwalbacher Straße noch immer auf andere Einrichtungen im Umkreis umverteilt. „Das heißt, jede Gruppe wird nun in einer anderen Einrichtung betreut“, erklärt Cöllen. Was nur als Übergangslösung gedacht war, hat sich inzwischen als längerfristiger Zustand entpuppt. Die Eltern wissen nicht, weshalb die Schadensbehebung so lange dauert.

Schlechte Informationspolitik

Eine Anfrage der Rundschau bei der Stadt blieb auch nach wiederholter Nachfrage bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Der Elternbeirat seinerseits hatte im November 2017 das Büro von Oberbürgermeisterin Henriette Reker angeschrieben.

Blick in die Räume der Kita

Blick in die Räume der Kita

Es ist die schlechte Informationspolitik, die die Eltern anprangern, aber natürlich auch die Verteilung der Kinder auf bestehende Einrichtungen, die für eine solche Anzahl an Mehrunterbringungen aber gar nicht ausgelegt seien. „Die Räume sind beengt und verfügen über keinerlei Lärmschutz, so dass Kinder und Erzieherinnen täglich einem ungeheuren Lärmpegel ausgesetzt sind“, schreiben die Eltern in ihrem Brief an die OB.

Doch es gibt aus ihrer Sicht weitere Kritikpunkte. In mehreren Fällen könnten die Räume nicht richtig gelüftet werden, und häufig stehe 20 Kindern nur ein Raum zur Verfügung. „Es gibt oft keinen Rückzugsort für die ganz Kleinen. Keinen eigenen Raum, in dem sie ihren Mittagsschlaf halten könnten“, sagt Cöllen.

Gravierend sei auch, dass in einigen Einrichtungen, in die die Kinder umverteilt wurden, nicht die Betreuungszeit von 45 Wochenstunden angeboten wird, die die Eltern gewählt haben und für die sie auch bezahlen. Die Eltern sprechen unter diesen Umständen von „Verwahrung“ statt „Betreuung“. Die Kritikpunkte wiegen schwer, und nachdem sie sich monatelang in Geduld übten, platzt den Eltern jetzt langsam der Kragen.

Stadt zeigt Verständnis

Das Antwortschreiben des städtischen Bürgerbüros auf seine Beschwerde hatte der Elternbeirat nach annähernd drei Monaten erhalten. Darin zeigt die Stadt zunächst Verständnis für die Eltern: „Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Situation für alle Beteiligten eine große Herausforderung bedeutet und auch Unsicherheiten und Veränderungen im Alltag mit sich bringt.“

Dass teilweise Geschwisterkinder in unterschiedlichen Einrichtungen untergebracht worden waren – was einige Eltern aufgrund der Entfernungen vor große Herausforderungen gestellt hatte –, habe die Stadt in einigen Fällen ändern können, schreibt die Verwaltung weiter. Wie Elternvertreterin Daniela Cöllen sagt, konnte dies aber nicht in allen Fällen berücksichtigt werden. Viele Eltern hätten nun längere Fahrzeiten oder müssten mit dem Bus zur Kita fahren.

Auch für die Erzieherinnen, die ansonsten einen sehr guten Job machten, sei der Zustand belastend, meint Cöllen. Sie betont, dass die lange Dauer der Behelfslösung allen Sorge bereite. Und sie misstraut mittlerweile allen Terminangaben: „Wir wissen immer noch nicht genau, wann wir wieder an die Schwalbacher Straße umziehen können“, so Cöllen.

Von „Verwahrung“ könne nicht die Rede sein

Dass die Kinder zurzeit nur „verwahrt“ würden, weist die Stadt in ihrem Schreiben allerdings vehement zurück. Beispielsweise hätten die Erzieherinnen die Turnhallen sehr liebevoll eingerichtet und gestaltet, von „Verwahrung“ könne nicht die Rede sein.

Dass die Schadensbehebung so lange dauere, habe auch damit zu tun, dass erst seit dem 22. November letzten Jahres bekannt sei, wie groß das Ausmaß des Schadens wirklich ist. „Umfangreiche Trocknungsarbeiten, Prüfungen der Elektrik, Verlegung und Dämmung von Rohrleitungen, Verlegung und Dämmung der Fußbodenheizung, Fliesenarbeiten, Bodenbelagsarbeiten sowie Malerarbeiten werden zurzeit vorgenommen“, heißt es von Seiten der Stadt.

Die Immobilie an der Schwalbacher Straße ist von der Stadt angemietet und kein städtisches Eigentum. Die Stadtverwaltung müsse sich daher auch auf Aussagen der Hausverwaltung verlassen. So sollen die Sanierungsmaßnahmen nach Aussage der Verwalterin noch bis Juni 2018 andauern. Dies zumindest war der Stand der Dinge zum Zeitpunkt des Antwort-Schreibens Mitte Januar.

Der Elternbeirat bezweifelt das darin genannte Einzugsdatum: Voraussichtlich im Juli dieses Jahres sollen Kinder und Betreuer demnach an die Schwalbacher Straße zurückkehren können. Cöllen zeigt sich angesichts der Informationspolitik der Stadt jedoch skeptisch: Schließlich seien die Eltern in der Vergangenheit ständig vertröstet worden.

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