Was können die russisch-ukrainischen Gespräche in Istanbul bringen? Erst vor ein paar Tagen hat der russische Präsident Wladimir Putin dargelegt, wie er kalkuliert.

Russisch-ukrainische GesprächeWerben um die Gunst des Donald Trump

Moskau: Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt am Mittwoch, 14. Mai 2025 in Moskau an einem Treffen zu den bevorstehenden Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul teil.
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Nein, das sind keine Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Was da in Istanbul startet, ist eine neue Runde in einem zynischen Spiel um den Schwarzen Peter.
Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wäre sofort eine Waffenruhe möglich – die russische Führung unter Wladimir Putin müsste dem von Briten und EU-Partnern unterstützten Vorschlag aus Kiew nur zustimmen. Das russische Gegenangebot, stattdessen in Istanbul zu verhandeln, sollte von dieser einfachen Tatsache ablenken. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj setzte dem mit seiner Gesprächsaufforderung an Putin eine öffentlichkeitswirksame Geste entgegen – wohl wissend, dass der Kremlchef nicht kommen werde. Letztlich ringen beide um die Gunst von US-Präsident Donald Trump. Und je größer die Wahrscheinlichkeit wird, dass Trump das Scheitern seiner lautstark vorgetragenen Friedensinitiative eingestehen muss, desto wichtiger wird die Frage, wem er dann die Schuld geben dürfte und ob er die Ukraine und seine Nato-Partner dann endgültig verrät. Wohl deshalb haben die Europäer ihr Ultimatum an Putin zurückgestellt und begnügen sich mit Sanktionen gegen ein paar Öltanker.
Treffen interessiert Putin einen feuchten Kehricht
Wirklich effektive Verhandlungen wären ohnehin vertraulich und aufs Machbare, eben eine Waffenruhe, fokussiert. Dass Putin seinen obskuren Berater Wladimir Medinski nach Istanbul schickte, zeigt, wie sehr ihn das dortige Treffen interessiert: einen feuchten Kehricht. Medinski war schon bei den Gesprächen in den ersten Kriegsmonaten 2022 dabei, die auch dann zum Scheitern verurteil gewesen wären, wenn die russischen Angreifer nicht parallel das Massaker von Butscha begangen hätten. Die Russen verlangten damals unter anderem, die Ukraine militärisch faktisch wehrlos zu machen. Mittlerweile haben sie noch eins draufgesetzt: Nun soll die Ukraine auch noch Gebiete abtreten, die die russische Armee gar nicht kontrolliert. Ganz abgesehen davon, dass Putin Selenskyj nicht als legitimen Präsidenten anerkennt.
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Worüber könnte da verhandelt werden? Die westlichen Staaten gegeneinander auszuspielen ist für Putin viel interessanter als eine Waffenruhe. Denn auf russischer Seite herrscht offensichtlich die Überzeugung, mit Gewalt komme man weiter.
50.000 bis 60.000 Kriegsfreiwillige gewinne die russische Armee pro Monat, tönte Putin am 13. Mai und sagte damit im Klartext: Er sieht trotz Hunderttausender russischer Gefallener keinen Anlass, das Leben seiner Leute zu schonen und sich mit der Besatzungsherrschaft über ein Fünftel der Ukraine zufriedenzugeben, die ja schon schlimm genug ist. Besatzung bedeutet die stete Drohung mit Folter, Deportation und Ermordung für Millionen Ukrainer. Auch unter diesem Aspekt sollte man nicht allzu viel Hoffnung auf die Gespräche in Istanbul setzen.