Sieben Jahre nach einem Brand in Köln, der zwei Tote forderte, wurde der mutmaßliche Täter festgenommen. Es handelt sich dabei um einen 31 Jahre alten Deutschen.
2 Tote in Kölner SüdstadtPolizei nimmt mutmaßlichen Brandstifter fest

Bei dem Brand in der Südstadt 2018 starben zwei Menschen, mehrere wurden verletzt.
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Es waren erschreckende Bilder nach dem Ausbruch des Feuers am 24. Oktober 2018. Dunkle Rauchwolken drangen aus dem Haus im Severinsviertel. Über mehrere Stunden bekämpfte die Feuerwehr den Großbrand — doch schon kurze Zeit nach dem Ausbruch des Brandes kam die traurige Nachricht von den Einsatzkräften: Zwei Menschen kamen durch die Flammen ums Leben. Vier Bewohner des Hauses an der Straße „An St. Magdalenen“ wurden von den Einsatzkräften aus dem Gebäude mit mehreren Leitern in Sicherheit gebracht. Die Geretteten erlitten teils schwere Rauchgasvergiftungen. Auch ein Feuerwehrmann wurde verletzt.
Am Einsatzort standen zuerst Räume im ersten Obergeschoss in Brand, dann griffen die Flammen auf andere Etagen des Hauses über. Viele Jahre blieben die Hintergründe unklar. Die Brandermittler der Kölner Polizei gaben aber nicht auf und wollten diesen furchtbaren Fall lösen.
Nach einer Ausstrahlung in der ZDF-Fahndungssendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ im vergangenen Monat meldete sich ein Zeuge. Ein Bekannter des festgenommenen mutmaßlichen Brandstifters (31) gab an, dass sich der Beschuldigte bei ihm offenbart habe. Der Mann, ein gebürtiger Kölner, kam mit einem Haftbefehl in Untersuchungshaft. Er bestritt die Tat bei der Verkündung des Haftbefehls am Donnerstag, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Vorwurf gegen ihn lautet auf zweifachen Mord, versuchten Mord in neun Fällen und schwere Brandstiftung mit Todesfolge. Laut Polizei hatten die Ermittler den Mann bereits früher im Visier, doch damals hätten die Beweise nicht ausgereicht.
Ehepaar aus Bulgarien ums Leben gekommen
Bei den Opfern handelte es sich um ein Ehepaar aus Bulgarien, das bei der Tochter in der vierten Etage zu Besuch war. Dem 68-jährigen Mann und seiner 66 Jahre alten Frau war der Fluchtweg abgeschnitten, sie verstarben im Treppenhaus. Der Mann war nach einem Schlaganfall schwer angeschlagen und konnte sich wegen einer Gehbehinderung nicht ins Freie retten. Die Tochter war gerade arbeiten, hörte in der Kneipe von dem Feuer und fuhr nach Hause. Dort suchte sie verzweifelt in einem Sanitätszelt nach ihren Eltern, bis ihr mitgeteilt wurde, dass sie es nicht lebend aus dem Haus geschafft hatten. Das Feuer-Drama löste in der Südstadt eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Viele Bürger spendeten Kleidung, Essen und Geld für die Opferfamilie und auch für die Bewohner des Hauses, die durch den Brand obdachlos wurden.
„Die Ermittlungen zum Tatmotiv dauern an“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Freitag. Bei „Aktenzeichen XY ungelöst“ konnten die Zuschauer in dem Film den Eindruck gewinnen, dass sich der 31-Jährige möglicherweise an seiner Freundin rächen wollte. In dem Beitrag wurde gezeigt, wie ein Mann in der Wohnung die Frau bedrängt, mit ihr das Gespräch sucht, sie ihn aber zurückweist und immer wieder sagte, dass sie arbeiten gehen müsse. Die Freundin verließ die Räume und auch der Mann ging mit ins Freie. Kam der Zurückgewiesene später zurück und legte Feuer? Bei einem möglichen Prozess wird es vielleicht Antworten auf die drängende Frage geben.
„Aufbruch schnell zu erkennen“
Der zuständige Brandermittler Heiko Schulz sagte nach dem Feuer im Gespräch mit der Rundschau: „Die Aufbruchsituation war recht schnell zu erkennen“. Bei der Klärung von Branddelikten seien Zeugenaussagen wichtig: „Vielleicht hat jemand zuerst eine kleine Flamme oder Rauch gesehen, das hilft bei der Einschätzung. Und wir schauen nach objektiven Brandspuren. Der Grundsatz lautet: wo das Feuer am längsten und heißesten brennt, ist auch die größte Zerstörung. Anhand dieser Spuren schauen wir, wo das Feuer begonnen und welchen Weg es genommen hat“.
Es wäre nicht das erste Mal, dass nach einer Ausstrahlung ein Fall gelöst wird. Den größten Erfolg der jüngsten Vergangenheit durch die Ausstrahlung eines nicht aufgeklärten Falls hatten die Ermittler der Kölner Polizei beim so genannten Kölner „Karnevalsmord“. Es war ein „Cold Case“-Fall. Ein alter Kriminalfall, der wieder aufgerollt wurde. Ein 57-Jähriger ist zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden, weil er nach Ansicht des Landgerichtes im Jahr 1988 die damals 24-jährige Petra Nohl ermordet hatte.

