Absagen wegen CoronaHier bleibt in Köln der Vorhang geschlossen

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Vorhang

Symbolbild

Köln – Seit dem Wochenende drohten die Absagen, seit Dienstag sind sie Gewissheit. Das Land Nordrhein-Westfalen hat mit einem Erlass alle Veranstaltungen mit zu erwartenden mehr als 1000 Besuchern untersagt. Die Stadt hat diese bis zum 10. April (Karfreitag) untersagt. Ausdrücklich weist die NRW-Regierung darauf hin, dass auch Veranstaltungen mit weniger als 1000 Personen unterbunden werden könnten, wenn es besondere Risiken gibt. Ein Überblick:

Lanxess-Arena

„Der Veranstaltungsbetrieb pausiert vorerst“, teilte die Arena mit. Die Vorbereitungen liefen bereits seit einigen Tagen. Die Koordination von Ersatzterminen habe dabei höchste Priorität, weswegen die Arena zuversichtlich sei, dass die Großzahl der betroffenen Veranstaltungen nachgeholt werden kann. Arena-Chef Stefan Löcher sagte zu der Entscheidung: Man arbeite mit allen Veranstaltern und Künstlern daran, schnellstmöglich Nachholtermine zu koordinieren, was aufgrund von Terminkonflikten im weltweiten Tourneegeschäft „nicht trivial“ sei.

Über erfolgreich neu terminiert Veranstaltungen werde informiert. Wenn dies nicht gelinge, erfolge die Abwicklung der Erstattung des Ticketgrundpreises über den Veranstalter. In den nächsten Tagen hätten die Kölner Band AnnenMayKantereit, James Blunt und Carlos Santana im Henkelmännchen auftreten sollen. Die Europa-Tour von Santana wurde komplett abgesagt, sie soll 2021 nachgeholt werden. Karten können zurückgegeben werden.

Theater im Tanzbrunnen

Am Dienstagabend fand wie geplant eine Bill Bailey-Show im Theater am Tanzbrunnen statt. „Da können etwa 500 Zuschauer dabei sein“, sagte Kölnkongress-Geschäftsführer Bernhard Conin. Kölnkongress betreibt Top-Locations in Köln – dazu gehören der Gürzenich, der Tanzbrunnen, das Theater am Tanzbrunnen und das Kongresszentrum der Messe. „Schon seit einigen Wochen häufen sich bei uns die Absagen. Es sind Stand heute schon 32“, sagt Conin. Während die Verantwortung für eine Absage bisher bei den Veranstaltern lag, hat sich das nun mit dem Erlass geändert. „Das Thema Virus als höhere Gewalt ist juristisch nicht geklärt. Das wird auf jeden Fall die Justiz beschäftigen“, sagt Conin.

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Dom

Auf das Jahr gerechnet strömen 16 000 bis 20 000 Besucher in die Kathedrale – pro Tag. „Derzeit sind es aber deutlich weniger“, sagt der Sprecher des Dompropstes, Markus Frädrich. Zu keiner Zeit hielten sich mehr als 1000 Besucher im Dom auf, auch bei den Gottesdiensten sei das nicht der Fall. Der Dom bleibt daher uneingeschränkt weiter offen. Es gelten die bereits getroffenen Einschränkungen: kein Wasser im Weihwasserbecken, die Bitte, zum Friedensgruß nicht die Hand zu reichen sowie nicht die Mundkommunion zu nehmen. „Wir werden die Lage natürlich weiter beobachten“, sagt Frädrich. Bei den Ostergottesdiensten könnte die Lage eine andere sein.

Musical Dome

In naher Zukunft sind die Aufführungen Abba Gold, King of Queen und ein Falco-Musical geplant. Knapp 1800 Zuschauer finden im Musical Dome Platz. Veranstalter BB-Promotion konnte noch nicht sagen, wie man weiter verfahren wird. Es werde geprüft und dann möglichst schnell informiert, sagte ein Sprecher.

Palladium

„Wanda“ am Freitag, Fritz Kalkbrenner am Samstag, Simple Minds am Sonntag: Im Palladium sind in den nächsten Tagen gleich drei große Konzerte angesetzt. Auf der Homepage gab es gestern noch keine konkreten Informationen, alle Konzerte dürften ausfallen.

E-Werk

Im E-Werk ist die Zahl der Teilnehmer abhängig davon, ob bestuhlt ist oder nicht. Ohne Bestuhlung passen weit mehr als 1000 Besucher in den Saal. „Wir überlegen gerade, wie wir vorgehen“, sagte eine Sprecherin am Telefon.

Deutsche Bank

Wegen der Infektion eines Angestellten in der Filiale Hohenzollernring blieb diese Filiale am Dienstag geschlossen und wurde desinfiziert. Am Mittwoch soll sie wieder offen sein.

Besuche im Krankenhaus

Viele Kölner Krankenhäuser bitten darum, Patientenbesuche einzuschränken. „Aufgrund der aktuellen Situation im Zusammenhang mit dem Coronavirus schränkt die Uniklinik Köln zum Schutz der Patientinnen und Patienten bis auf Weiteres die Besuchsregeln ein. Je Patient sind täglich nur noch ein bis maximal zwei Besucher erlaubt, diese sind auf den engsten Angehörigenkreis zu beschränken. Diese Regelung gilt für alle Bereiche des Klinikums. Darüber hinaus sollen Personen mit Erkältungssymptomen von einem Besuch absehen“, teilt Timo Mügge, Sprecher der Uniklinik Köln mit. Ähnliche Regelungen gelten für die Kölner Krankenhäuser der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria. Dies sind das St. Franziskus-Hospital, Heilig Geist-Krankenhaus, St. Marien- und St. Vinzenz-Hospital. Auch Informationsveranstaltungen finden derzeit in diesen Krankenhäusern nicht statt. In den städtischen Kliniken informieren seit Montag Plakate darüber, dass nur ein Besucher pro Tag gestattet ist.

Circus Roncalli

Der Circus Roncalli wird sich am heutigen Mittwoch dazu äußern, wie sich der Erlass auf das Gastspiel am Neumarkt vom 9. April bis zum 24. Mai auswirken wird. Am morgigen Donnerstag startet die Tournee in Recklinghausen. Dort gibt Roncalli-Chef Bernhard Paul heute eine Pressekonferenz. Fest steht für den Tour-Auftakt: Auf rote Pappnasen für die Zuschauer verzichtet der Circus in diesem Jahr. Mit erhöhtem Einsatz von Desinfektionsmitteln sind weitere Vorkehrungen getroffen. In das Roncalli-Zelt passen im Normalfall 1400 Zuschauer.

Senioren-Aktionstag

Abgesagt ist auch der Aktionstag „Gesund und mobil im Alter“, der am 18. März im Gürzenich stattfinden sollte. Er wäre in Kooperation mit dem Gesundheitsamt veranstaltet worden. Für die Absage sprach laut Gesundheitsdezernent Harald Rau, dass sich die Veranstaltung an eine gefährdete Personengruppe richtet.

Schulen und Kitas

Zu Corona nahm im Jugendhilfeauschuss Stephan Glaremin, Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Familie der Stadt, kurz Stellung. Es gebe „eine gewisse Unruhe“ in Kölner Kitas, was das Vorgehen in einem Verdachtsfall betreffe. Das Amt habe sich bemüht, alle der rund 700 Kölner Kitas gut zu informieren und zu erläutern, wie man sich verhalten sollte; immer entscheide das Gesundheitsamt bei einem Fall über das weitere Vorgehen. Derzeit sei in Köln keine einzige Kita geschlossen. Die Grundschule in der Bülowstraße in Nippes, wo eine Virusinfektion im Umfeld des Kollegiums diagnostiziert wurde, bleibt laut Homepage bis zum 20. März geschlossen.

43 aktuelle Fälle in Köln

43 Infektionen mit dem Coronavirus sind (Stand Dienstag, 15.45 Uhr) in Köln bestätigt. Das sind zehn mehr als am Vortag.

In häuslicher Quarantäne sind 39 Menschen. Vier Erkrankte sind im Krankenhaus. 24 der Infizierten sind männlich, 19 weiblich.14 sind zwischen 20 und 39 Jahre alt, 21 Personen haben ein Alter zwischen 40 und 59 Jahren. Über 60 Jahre alt sind acht Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Als Kontaktpersonen sind 153 Menschen in häuslicher Quarantäne.

Auf Youtube soll nach Auskunft der Stadt demnächst der Kölner Hals-Nasen-Ohrenarzt Jürgen Zastrow mit einem Video darüber informieren, wie Patienten selbst einen Nasen-Rachenabstrich für einen Test auf das Coronavirus durchführen können.

Risikogruppen will die Stadt mit Plakaten und Hinweiszetteln über Hygienemaßnahmen und Vorsichtsmaßnahmen informieren. So soll die Verbreitung des Virus’ gestoppt werden. Vor allem Senioren als spezielle Risikogruppe sollen erreicht werden. Dafür werden sowohl Heime angeschrieben als auch die Kontakte und Netzwerke der Seniorenvertretung genutzt. (dha)

Das Bürgertelefon unter 0221/33500 ist täglich von 8 bis 16 Uhr besetzt.

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