Zwei Farben, eine HerkunftDie Historie der Blauen Funken niedergeschrieben

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Buchautor Frank Tewes

  • Autor Frank Tewes hat die Historie der Blauen Funken aufgearbeitet. Dabei hat er unzählige Archive durchsucht.
  • Bei seinen Recherchen ist Tewes auf teilweise erstaunliche Sachen gestoßen.
  • Vor allem die Frage nach dem ersten Präsidente der Blauen Funken scheint nun geklärt zu sein.

Köln – Eine Verwandlungsmaschine soll eine entscheidende Rolle bei der Gründung der Blauen Funken gespielt haben. Diese gewagte Theorie stellen jedenfalls die Roten Funken auf einem ihrer Persiflagewagen im Rosenmontagszug des Jahres 1896 auf. Da wird ein Mann in roter Uniform in den Trichter der Maschine gestopft und kommt am anderen Ende in blauer Montur wieder raus. So einfach ist das.

Buchautor Frank Tewes hat sich bei seiner Recherche für die Jubiläumschronik der Blauen Funken nicht mit dieser Variante zufrieden gegeben. Mit großem Tamtam feiert die „Kölner Funken Artillerie blau weiß“ diese Session ihr 150-jähriges Bestehen. „Daran wird auch nicht gerüttelt. Es gibt aber Belege dafür, dass schon in den Rosenmontagszügen 1824 und 1828 Artilleristen mitgezogen sind“, sagt Tewes.

„Traum für jeden Autor“

Ein Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg hat das Archiv der der Blauen Funken zerstört und damit das historische Gedächtnis des Korps ausgelöscht. „Deshalb habe ich die Artikel Kölner Zeitungen von 1860 bis 1945 ausgewertet“, erklärt Tewes, der zuvor schon für zwölf Karnevalsvereine Chroniken und Jubiläumsbücher verfasst hat, unter anderem für die „Große Kölner“. „Auch die Blauen Funken kenne ich seit 25 Jahren, das hat die Arbeit erleichtert“, berichtet er und bezeichnet es als „Traum für jeden Autor, ein solches Projekt angehen zu dürfen“.

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Rosenmontagszug 1896: Auf einem Wagen wird die Verwandlung vom Roten Funk zum Blauen Funk persifliert. 

Bei seiner Recherche ist Frank Tewes auf ein Protokoll der „Carnevals-Gesellschaft“ aus dem Jahr 1824 gestoßen, aus dem hervorgeht, dass zehn Artilleristen als „Miethlinge“ für den Rosenmontagszug angeworben wurden. „Das Preußische Militär hat Soldaten zur Verfügung gestellt. Eine Vereinsstruktur wie wir sie heute erleben, hat es damals noch nicht gegeben“, weiß Tewes. Im Zug sollen alle Soldaten rote Uniformen getragen haben – Artilleristen (Blaue Funken) und Infanteristen (Rote Funken). Im Zug seien sie als große Gruppe der „stadtkölnischen Funken“ durch die Straßen gezogen. Erst im Jahr 1872, also zwei Jahre nach der offiziellen Gründung der Blauen Funken, sollen diese erstmals blaue Uniformen im Zug getragen haben.

430 Seiten, ein Jahr Arbeit

Bislang hat wohl noch niemand die Geschichte des Korps mit solcher Akribie aufgearbeitet. Zum 100. und 125. Geburtstag der Funken waren damals kleinere Festschriften erschienen, jedoch keine ausführliche Chronik. Das neue Werk umfasst mehr als 430 Seiten, gut ein Jahr hat Tewes daran geschrieben. „Ich wusste, dass die Funken ihr Archiv größtenteils digitalisiert haben und ich nicht in Kartons wühlen musste“, meint der Autor. Etwa 400 000 Dateien umfasst das von Dr. Gyula Sipos-Jackel geleitete Archiv – abgebildet wird jedoch größtenteils die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Brauchtumsforscher Michael Euler-Schmidt, selbst Roter Funk, hat eine Vermutung, warum sich die Blauen Funken im 19. Jahrhundert oftmals unterhalb der Wahrnehmungsschwelle bewegten. „Es ist Fakt, dass es schon zu Zeiten der Stadtsoldaten zwei Gruppen gab. Doch die Infanteristen waren stets in der Überzahl und den Kölnern vom Mythos her näher“, meint er. Inzwischen haben sich Rote und Blaue Funken so stark angenähert, dass sie ein gemeinsames Fischessen veranstalten, intern ist schon seit einigen Jahren von „roten und blauen Brüdern“ die Rede, wenn die Roten über die Blauen Funken sprechen – und umgekehrt.

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Zu einer Neubewertung kommt Tewes nach seinen Recherchen bei der Frage, wer der erste Präsident der Blauen Funken war. Im Korps galt stets der Kunsthändler Franz Bourgeois als erster Amtsinhaber. „Alles deutet aber auf Wilhelm Hansmann hin“, sagt der Autor. Es lasse sich belegen, dass Bourgeois Kommandant war. Im Jahr 1884 wurde dann Jean Bourgeois, Sohn von Franz, wirklich Präsident der Funken. Durch diese Arbeit, so resümiert Funken-Präsident Björn Griesemann, lasse sich die Geschichte der Blauen Funken „sehr viel besser erklären und Traditionslinien sehr genau zurückverfolgen“. In puncto Archivierung gebe es nichts, dass nachhaltiger sei, „als ein solches Buchwerk“.

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