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Zwischen Bockeroth und HartenbergWie der Teufelsarschbach in Königswinter zu seinem Namen kam

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Ein Bach schlängelt sich durch den Wald, umgeben von Uferböschungen und Bäumen. Zwei Männer stehen davor und zeigen auf das Wasser.

Das ist der also, der Bach durch den Arsch des Teufels. Christoph Thaysen (l.) und Wolfgang Wicharz kennen seinen Verlauf gut.

Eine Legende rankt sich um den Namen des Baches, der den Einheimischen wohlbekannt ist. Sogar im Amtsblatt des Erzbistums wird er schon erwähnt.

Am sprichwörtlichen Arsch der Welt liegt das Siebengebirge, das jährlich zehntausende Menschen besuchen, wahrlich nicht. Dafür liegt in seinem Schatten der Arsch des Teufels – zumindest war das der Sage nach die Ansicht eines Mönchs, der sich einmal zwischen den hügeligen Tälern verlief. Bis heute schlängelt sich also zwischen Bockeroth und dem Hartenberg der Teufelsarschbach durch die Landschaft.

Die Herkunft des Namens hat mit besagtem Mönch der Zisterzienser-Abtei zu tun, deren Ruine heute in Heisterbach zu bewundern ist: An einem dunklen Herbstabend im nicht minder dunklen Mittelalter wollte der Gläubige von der Gebetsaußenstelle in der Propsteikirche Oberpleis ins heimelige Kloster laufen. Doch weil der Mönch wohl selbst nicht der Hellste war, verlor er im Dunkeln die Orientierung.

Mönch soll tagelang durch die Natur im Siebengebirge geirrt sein

Als Punkt in der Ferne hätte ihm höchstens Kölns schon damals größte Dauerbaustelle dienen können: der halbfertige Dom, den man oberhalb des Bachs sehen kann. Bekanntlich brauchten die Baumeister, die von U-Bahnen und Opern noch nichts ahnten, mehrere Jahrhunderte, um der Kathedrale die Türme aufzusetzen. So irrte der Mönch tagelang durch die Natur, bis er schließlich die Zisterzienser-Abtei wiederfand. Als seine Mitmönche ihn fragten, wo er gewesen sei, antwortete dieser: „Ich bin wohl an des Teufels Arsch herausgekommen.“

Ein Bach fließt durch den Wald, umgeben von Uferböschungen, Bäumen und Gestrüpp.

Meist ist der Teufelsarschbach ein Rinnsal, um das es im Herbst sehr neblig werden kann.

Zumindest erzählen sich das die Menschen in und um Bockeroth. „Man muss davon ausgehen, dass die Gegend im Mittelalter noch viel bewaldeter war: Der Name Bockeroth leitet sich von Buchenrode ab, hier standen also wahrscheinlich sehr viele Buchen, die später abgeholzt worden“, sagt Wolfgang Wicharz, ein Urgestein in Bockeroth. Die abfallenden Hügel am Heiligenhäuschen Hartenberg könne man sich als Pobacken vorstellen. Der Teufelsarschbach mäandert als Rinnsal durch die Landschaft.

Ein Blick auf die Hügel am Hartenberg, zwischen denen unten der Bach entlangfließt.

Mit viel Fantasie kann man sich die Hügel am Hartenberg als des Teufels Pobacken vorstellen. Unten fließt der Bach.

Name des Bachs taucht auch im Amtsblatt des Erzbistums Köln auf

„Lustigerweise ist der Name eine offizielle Flurbezeichnung, er taucht auch im Amtsblatt des Erzbistums Köln auf, das alle paar Jahre die Grenzen der Kirchengemeinden aufführt“, sagt Wicharz. Er kennt die Geschichte um die Herkunft des ganz und gar unchristlichen Namens. Als Kind habe er aus dem Teufelsarschbach getrunken, getauft wurde er jedoch auf traditionelle Weise.

„Unseren Pastor kenne ich als offenen und umgänglichen Mann“, wirft das langjährige Mitglied des Kirchenvorstands in Stieldorf ein. „Es gibt ja das Lied ,Jedäuf met 4711´. Als mein Enkel getauft wurde, habe ich etwas 4711 ins Weihwasser getan, damit er tatsächlich damit getauft wurde.“ Darauf habe sich der Pastor eingelassen. „Aber Weihwasser aus dem Teufelsarschbach, nein – irgendwo ist eine Grenze.“

Jährliches Event: Der „Düfelsarsch-Cup“ der KG „Mir komme met“

Viele Bockerotherinnen und Bockerother machten am Sonntag einen Spaziergang in des Beelzebubs Hinterteil. „Rund um den Weiher ist der klassische Rundweg am Wochenende“, sagt Christoph Thaysen, 1. Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Bockeroth. „Seit Corona ist das massiv angestiegen, auch Leute aus Bonn lernen die Gegend kennen. Der Blick aufs Siebengebirge ist hier sehr schön.“

Unterhalb von Düfelroth mündet der Teufelsarschbach schließlich in den Pleisbach. „Im Herbst ist es hier sehr neblig, das kann unseren Mönch schon mal verwirren“, sagt Wicharz. Für die Menschen, die hier leben, hat das Powasser des Teufels eine besondere Bedeutung: Einmal im Jahr findet der „Düfelsarsch-Cup“ der KG „Mir komme met“ auf dem Sportplatz Bockeroth statt. Der Preis: Ein Pokal mit zwei goldenen – wie sollte es anders sein – Arschbacken. „Das ist auf meinem Mist gewachsen“, rühmt sich Wicharz.

Ebenfalls einmal im Jahr bietet er eine Dorfwanderung rund um den Bach an, in der er auch die Legende um den Mönch auf Abwegen erzählt. Die nächste findet schon am Sonntag, 28. September, statt. Treffpunkt um 11 Uhr ist der Spielplatz in Bockeroth.