Stadt und Erzbistum prüfen, wie sich die Baustellen koordinieren lassen. Beide Projekte liegen direkt nebeneinander und könnten sich in die Quere kommen.
Dilemma an Groß St. MartinKirche und Tiefgarage müssen gleichzeitig saniert werden

Mit Zäunen wurde die Kirche abgesperrt.
Copyright: Gabi Bossler
Dom-Hotel, Laurenz Carré, Römisch-Germanisches Museum – Baustellen am Dom gibt es reichlich. Nur wenige hundert Meter entfernt in der Altstadt stehen in nächster Zeit auch zwei größere Projekte an. Wie berichtet, müssen Teile der Dächer und der Fassade der romanischen Kirche Groß St. Martin saniert werden, was den Aufbau eines großen Gerüsts erfordert und Jahre dauern wird. Es wurden bereits Zäune aufgestellt, um Passanten vor Steinschlag zu schützen.
Tiefgarage Groß St. Martin: Sperrung für Sanierungsarbeiten
Die direkt an die Basilika angrenzende Tiefgarage ist ebenfalls sanierungsbedürftig. Sie wurde am 15. September kurzfristig für die Öffentlichkeit gesperrt, um die seit Jahren bekannten Schäden erneut von Gutachtern untersuchen zu lassen. Alle Autos mussten raus aus dem südlichen Teil (rot markiert in der Grafik). Dort hatte die Stadt Köln als federführende Teileigentümerin der Tiefgarage im Oktober 2024 einsturzgefährdete Bereiche mit Stahlstützen gesichert. Aus Brandschutzgründen wurden diese im August 2025 durch gemauerte Wände ersetzt.

Die Grafik zeigt die Lage der Tiefgarage an Groß St. Martin in Köln. Der rot markierte Bereich wurde wegen statischer Mängel geräumt.
Copyright: Harald Woblick
Aufgrund der räumlichen Nähe stellt sich nun die Frage, ob sich die beiden Baustellen in die Quere kommen werden und dadurch Verzögerungen drohen. Zwar ist das volle Ausmaß der Schäden bei beiden Bauten noch nicht bekannt, daher liegen auch noch keine vollständigen Sanierungskonzepte vor. Doch klar ist bereits jetzt, dass an mehreren Stellen Wasser in die Tiefgarage eindringt und ihre Oberfläche neu abgedichtet werden muss. Dafür werden voraussichtlich zumindest Teile der Pflaster- und Wiesenfläche nördlich der Kirche abgeräumt werden müssen. Gleichzeitig benötigt das Erzbistum Köln dort Flächen für die Lagerung von Baumaterial und Geräten.
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Unter dieser Wiese liegt die Tiefgarage Groß St. Martin.
Copyright: Michael Fuchs
Das Erzbistum, das Eigentümerin der Kirche und eines Teils der Tiefgarage ist, erklärte mit Blick auf mögliche Abhängigkeiten der Baustellen: „Hier werden noch Abstimmungen mit der Stadt vorgenommen, da auch die Baustelleneinrichtung nur auf dem direkt an die Kirche angrenzenden nördlichen Gelände über der Tiefgarage vorgenommen werden kann.“ Eine Sprecherin der Stadt Köln sagte auf Anfrage: „Ob hier Abhängigkeiten zur benachbarten Tiefgarage Groß St. Martin bestehen, wird aktuell geprüft. Derzeit liegen der Verwaltung keine Erkenntnisse vor, die eine parallele Sanierung ausschließen würden.“
Einen Zeitplan dafür hat die Stadt bisher nicht. Sie hat Betonuntersuchungen in Auftrag gegeben. Erst wenn deren Ergebnisse vorlägen, könnten „weitere Aussagen zum Sanierungskonzept und Sanierungsstart getroffen werden“, heißt es.
Erzbistum entdeckt Schäden bei Drohnenflug
Im Herbst 2024 hatte das Erzbistum per Drohnenflug Schäden an den Türmen der Kirche festgestellt. Heftige Winde hatten in 55 bis 60 Metern Höhe Schieferplatten von den Dächern gerissen. In der Nähe der Außenspielfläche der Kita Groß St. Martin fand man kleine Steine, die teils aus den Fugen der Fassade herausgebrochen waren. Die Spielfläche wurde mit einer Plane überspannt und gesperrt.

Ausgewaschene Fugen haben an der Fassade von Groß St. Martin zu Pflanzenbewuchs geführt.
Copyright: Gabi Bossler
Auch der nördliche Bereich neben der Kirche ist gesperrt. Hier wächst seit Anfang des Jahres ein Gerüst empor, das später auch den Vierungsturm umfassen soll. Das ist die Voraussetzung dafür, sämtliche Schäden detailliert erfassen zu können. „An der Fassade sind vor allem Schäden an Gesimsen und Fugen durch eine Bilderauswertung festgestellt worden. Zudem gibt es durch ausgewaschene Fugen besonders im Bereich der schrägen Basaltabdeckungen bereits Pflanzenbewuchs, der entfernt werden muss“, sagte ein Sprecher des Erzbistums.
Fest stehe auch, dass einzelne Schieferplatten der Schieferdächer fehlen. Andere Platten seien gelockert, verrutscht oder ausgebrochen. Durch abgestürzte Teile gebe es Beschädigungen an darunterliegenden Dachflächen.
Ausschreibung für Gerüst und Schieferarbeiten geplant
Um die Schäden in den oberen Turmbereichen vollständig erfassen zu können, solle die Ausschreibung für das Gerüst und die Schieferdächer „nach Möglichkeit noch im laufenden Jahr durchgeführt werden“, so der Sprecher. Dazu gehöre auch „die Erstellung einer großen Gerüstplattform an und über der nördlichen Konche“. Hier soll Material für den Bau des Gerüsts am Vierungsturm gelagert werden. Der Gerüstbau werde drei bis vier Monate dauern. Danach sollen die Schieferarbeiten beginnen.
Die Sanierung wird Jahre brauchen und Millionen kosten, einen Betrag nennt das Erzbistum bisher nicht. „Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Fassadenschäden an den exponierten Türmen umfangreicher sind als die in den Wandbereichen unter der Traufe“, sagte der Sprecher. Für die Kita sei man im Gespräch mit dem Träger, um einen guten Alternativstandort zu finden.