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Diskussion um NeugestaltungWas kann vom alten Ebertplatz bleiben?

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Der Kölner Ebertplatz

Köln – Die Kölner Architektin Bernadette Heiermann kann sich vorstellen, die dunkle Westpassage am Ebertplatz durch ein größeres kulturelles Angebot wie etwa eine Kunsthalle aufzuwerten. „Das kann man auch im Bestand schaffen“, sagte Heiermann. Ein Komplett-Umbau des Ebertplatzes oder ein Anheben dieser dunklen Ecken wäre dann nicht mehr nötig, obwohl eben das bei vielen Politikern viele Jahre als Allheilmittel galt und immer noch gilt. So sollen die Drogen-Dealer vertrieben werden.

Die Neugestaltung diskutieren der Kölner Stadtrat und die Verwaltung seit rund zwei Jahrzehnten, vermutlich im nächsten Jahr steht die Entscheidung an, ob der Ebertplatz komplett umgebaut wird oder nur teilweise. Im geplanten Verfahren hängt die Stadt zwei Jahre hinterher, vor 2022 dürfte auf dem Ebertplatz wohl nichts passieren, und das gilt als optimistisch (die Rundschau berichtete).

Architektin Heiermann kennt sich auf dem Platz aus, sie lehrt an der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH), ihre Studenten haben die hölzerne Sitzplattform am sanierten Brunnen und die Dachkonstruktion des Gastro-Containers entworfen. Die Aktionen gehören zum dreijährigen Zwischennutzungskonzept , das der Stadtrat 2018 beschlossen hatte. Es beinhaltet den sprudelnden Brunnen, einen Biergarten und Kunstaktionen.

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In den warmen Monaten und tagsüber funktioniert der Platz durchaus. Was lässt sich davon mitnehmen bei der Umgestaltung, ist die Frage. Michael Nowottny, Betreiber des Kunstraums „Labor“, sagt: „Die Politik definiert das hier als Angstraum, nicht die Menschen, die hier leben. Wir haben hier etwas geschaffen, man sollte nicht ewig alles verteufeln.“ Allerdings gehört zur Wahrheit auch: 2017 und 2019 sind zwei Menschen bei Auseinandersetzungen gestorben, voriges Wochenende wurde ein Mann schwer verletzt. Der Ebertplatz ist nicht zur Dauer-Wohlfühloase geworden.

Dealer werden aggressiv gegenüber Streetworkern

Die Drogendealer reagieren laut Stadt auch nicht auf Angebote der Streetworker. Mitarbeiter des Aufsuchenden Suchtclearing (ASC) sind regelmäßig vor Ort: „Die mutmaßlichen Dealer reagieren auf Ansprachen ablehnend und äußerst aggressiv und werden durch die ’Streetwork’-Angebote leider nicht erreicht.“ Beim ASC kooperiert das städtische Gesundheitsamt mit drei Suchthilfeträgern in der Stadt. „Auf dem Ebertplatz und in der unmittelbaren Umgebung wird überwiegend mit Cannabis gedealt.“ Den öffentlichen Konsum von härteren Drogen wie Heroin und Kokain beobachten die Experten nicht.

Vor Ort monierte am Mittwoch die Kölner SPD die Verzögerung im Zeitplan, Oberbürgermeisterkandidat Andreas Kossiski sagte: „Ich möchte mich nicht daran gewöhnen, dass solche Projekte vier bis fünf Jahre dauern.“ Allerdings hatte schon der frühere SPD-Oberbürgermeisterkandidat Jürgen Roters – wie auch Politiker anderer Parteien – gesagt, man dürfe den Umbau nicht auf die lange Bank schieben. Das war 2008.

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