Erstmals wird es zur Kommunalwahl einen Kölner lokal-o-mat geben. Mit der digitalen Wahlhilfe können Interessierte ihre Positionen zu 30 Thesen rund um die Lokalpolitik mit denen der antretenden Parteien und Wählergemeinschaften abgleichen.
Kommunalwahl 2025Köln bekommt lokale Online-Wahlhilfe mit dem „lokal-o-mat“

Ab August kann in zehn nordrhein-westfälischen Städten der lokal-o-mat gespielt werden.
Copyright: HHU/ Wahl-O-Mat-Forschung
Kommunalwahlen sind bei den Menschen nicht allzu gefragt. So lag die Wahlbeteiligung beim letzten Mal nur bei 51,4 Prozent. Das bedeutet, dass lediglich gut die Hälfte der Kölner Wahlberechtigten 2020 ihre Stimme abgegeben haben.
Dies war für die Wahl-O-Mat-Forschung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Grund genug, den ersten lokal-o-mat in Eigenverantwortung an den Start zu bringen. Zwar gab es in den vergangenen Jahren schon vereinzelt solche Programme auf lokaler Ebene, nun aber sollen zehn Kommunen aus Nordrhein-Westfalen ab Mitte August die digitale Wahlhilfe nutzen können. Neben Köln erhalten Aachen, Coesfeld, Duisburg, Düsseldorf, Gütersloh, Haan, Krefeld, Münster und Witten je eine stadtspezifische Version des Tools, bei dem Interessierte ihre Meinung mit denen der Parteien abgleichen können. Ganz NRW soll sich abgebildet sehen. „Wir möchten die regionale und geografische Vielfalt des Landes sichtbar machen“, sagt Projektkoordinator Jonas Bongartz. Am liebsten hätten sie es für alle 396 Städte und Gemeinden in NRW erstellt. „Weil das Endprodukt aber qualitativ hochwertig sein soll, müssen wir uns begrenzen“, erklärt Bongartz.
Junge Menschen werden beteiligt
Denn der Aufwand ist hoch, der Prozess aufwändig und langfristig. Die Redaktion, die sich die Thesen für den lokal-o-mat überlegt hat, setzt sich aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus den teilnehmenden Städten zusammen, der Kontakt für die Domstadt lief über das Kölner Jugendamt. Sie wurden bei der Erstellung während eines mehrtägigen Workshops im Mai vom vierköpfigen Forschungsteam unter der Leitung von Professor Dr. Stefan Marschall unterstützt. „Uns ist es wichtig, dass der lokal-o-mat nicht nur für die Wählerinnen und Wähler vor Ort entwickelt wird, sondern auch mit ihnen. Gerade junge Menschen sollen auf diesem Weg nachhaltig für lokale Beteiligungsmöglichkeiten sensibilisiert werden“, sagt Bongartz. Jugendliche seien eine Gruppe, die nicht immer in der Politik vorkomme, aber frische Perspektiven geben könne. Bongartz betont: „Trotzdem ist das Tool natürlich für alle gedacht.“
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Die Wahl-O-Mat-Forschung nutzt ihre Expertise der vergangenen rund 15 Jahre. Der Wahl-O-Mat wird zwar im Gegensatz zum lokal-o-mat von der Bundeszentrale für politische Bildung verantwortet und herausgegeben, aber das Düsseldorfer Team übernimmt dabei die wissenschaftliche Vor- und Nachbereitung. Zur Bundestagswahl 2025 hatte der Wahl-O-Mat mit insgesamt 26 Millionen Nutzungen einen neuen Rekord aufgestellt. Unterstützt wird das Forschungsteam nun für die lokale Variante von der Landeszentrale für politische Bildung NRW. „Der lokal-o-mat motiviert zur Beschäftigung mit der Kommunalpolitik“, erklärt Projektleiter Marschall. „Das Tool macht darauf aufmerksam, dass gerade auf der lokalen Ebene viele wichtigen Themen verhandelt und entschieden werden und dass die Wahl einen Unterschied für das konkrete Leben machen kann.“
Rund 30 Thesen zu lokalen Themen
Mit dem Online-Tool können Wahlberechtigte dann vor der Kommunalwahl am 14. September ihre Positionen zu rund 30 kommunalpolitischen Thesen mit denen der antretenden Parteien und Wählergemeinschaften vergleichen. Die Thesen umfassen teils generelle Themen, teils aber auch sehr lokale. So könnten in der Kölner Variante beispielsweise der U-Bahn-Tunnel oder der Tierschutz im Karneval vorkommen. „Wir möchten die Debatten vor Ort abbilden“, sagt Bongartz. Aktuell werden die Thesen an die jeweiligen Parteien verschickt, damit sie sich dazu positionieren. Als gute Thesen werden danach die eingestuft, die den Menschen einen Erkenntnisgewinn bescheren. „Wenn es Verständnisprobleme gibt oder die Antworten nicht so kontrovers sind, werden auch noch Thesen aussortiert“, erklärt Bongartz. „Am Ende soll der lokal-o-mat keine Wahlempfehlung sein, aber eine Initialzündung geben, sich mit einzelnen Themen tiefergehend zu beschäftigen.“
Auch in Zukunft wird es Bedarf an entsprechenden Angeboten geben, ist sich das Team um Professor Marschall sicher. Bongartz sagt: „Politische Bildung ist wichtig. Die Mission ist noch nicht beendet.“