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Hoffnung auf FriedenDas bietet der 30. Kölner Krippenweg in diesem Jahr

4 min
Die Hänneschen-Krippe auf dem Neumarkt spricht die kölsche Seele ganz besonders an.

Die Hänneschen-Krippe auf dem Neumarkt spricht die kölsche Seele ganz besonders an. 

Der 30. Krippenweg bietet 115 Stationen, darunter eine ukrainische Motanka-Krippe und die nach drei Jahren wiederkehrende Altarkrippe von St. Michael.

Gleich mehrere Jubiläen werden mit dem 30. Krippenweg vom 24. November 2025 bis 6. Januar 2026 gefeiert. Herzstück und meistbesucht ist die Friedenskrippe im Hauptbahnhof (C-Passage). Sie wurde erstmals 2005 zum 60. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs aufgestellt. In den 20 Jahren der Darstellung des Weihnachtsgeschehens in den Trümmern der Stadt Köln hat das Motiv nichts an Aktualität eingebüßt. Beim ersten Blick auf das Werk der Krippenfreunde Region Köln mögen Betrachter in diesen Zeiten an Nachrichten aus zerbombten Städten in aktuellen Kriegsgebieten auf der Welt denken. Trotzdem drückt die Szene wie alle 115 Stationen auf dem 30. Kölner Krippenweg plus neun am 14. Kölner Südstadtkrippenweg die unerschütterliche Hoffnung auf einen friedlichen Neubeginn aus.

Traurige Aktualität: Die Kriegskrippe im Hauptbahnhof

Traurige Aktualität: Die Kriegskrippe im Hauptbahnhof

In der Bahnhofskrippe hat Caroline Maria Weber, Vorsitzende der Krippenfreunde Region Köln e.V. und Veranstalterin, eine Friedenstaube auf eine Mauerruine über der Heiligen Familie gesetzt. Das winzig kleine neue Symbol ist zugleich eine Hommage an den Sänger Ludwig Sebus, der im vergangenen Jahr das Friedenslied „Die wiesse Duuv“ herausbrachte – und wie die Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feierte. Die Rundschau stellt beispielhaft einige Besonderheiten auf dem Kölner Krippenweg vor.

Die Friedenstaube ist neu an der Kriegskrippe

Die Friedenstaube ist neu an der Kriegskrippe.

100 Jahre Krippenkunst

Erstmals seit drei Jahren ist wieder die monumentale Altarkrippe zu sehen, die als bedeutendste Künstlerkrippe des 20. Jahrhunderts in Köln gilt. Das Kunstwerk aus der Kirche St. Michael am Brüsseler Platz musste im Dezember 2022 einem Zirkus für alljährliche Weihnachtsshows weichen. Jetzt wird die Altarkrippe in der Ausstellung „100 Jahre Krippenkunst“ in der Basilika St. Gereon gezeigt. Hermann Inhetvin aus Geldern schuf das vom Expressionismus beeinflusste Werk 1928. „Es markierte die Wende im Krippenverständnis. Die Krippenfreunde wollten statt der üblichen Gipsfiguren künstlerisch hochwertige Darstellungen wie diese“, erklärt Krippenweg-Veranstalterin Caroline Weber. Inhetvins 20 vollplastische Holzfiguren sind 80 Zentimeter groß. Statt durch Bemalung wurden die farbigen Oberflächen durch Beiztöne erzeugt.

In der Ausstellung zum 100-jährigen Bestehen der Landesgemeinschaft sind insgesamt zehn große Kirchenkrippen zu besichtigen, unter anderem von Lita Mertens sowie den Dombildhauern Erlefried Hoppe, Werner Meurer und Theo Heiermann. Neu ist die 3,40 Meter breite Kölner Baustellenkrippe von Rudi Bannwarth. Maria steht darin in Jeans und rotem Parka mit dem Jesuskind auf dem Arm im Gespräch mit einem Kölner Bauarbeiter vor einer Betonwand, auf der ein Graffiti-Steckbrief von Jesus prangt. Bis 2. Februar 2026 ist die Ausstellung täglich von 10 bis 18 Uhr, außer während der Gottesdienste, in der Basilika St. Gereon, Gereonshof 2 zugänglich. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

Rheinland trifft Westfalen in der Krippe

In der Kirche St. Agnes am Neusser Platz 18 erhebt sich der selig gesprochene Kölner Redakteur, Widerstandskämpfer und Krippenfreund Nikolaus Groß (1898-1945) seit Anfang November als lebensgroße Krippenfigur vor dem Altarraum. En miniature ist der katholische Sozialreporter mit Schreibblock und Stift links in der Kölner Künstler-Papierkrippe im Meissen-Shop zu finden. Regine Weber, von der auch das Motiv „Flucht nach Ägypten“ auf dem Titelblatt des Krippenweg-Begleithefts stammt, schuf die Figuren, Matthias Weber zeichnete für die Architektur und das Arrangement der Weihnachtsszene in der Kölner Altstadt der 1920er-Jahre verantwortlich. Da die Krippe eine Sonderedition des Weltkrippenverbandes anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen ist, darf eine westfälische Figur nicht fehlen. Das ist der typisch münsterländische Wanderhändler Kiepenkerl, der munter von rechts die Szene betritt. Die Papierkrippe kann durchs Schaufenster des Porzellangeschäfts in der Marspfortengasse 8 betrachtet werden.

Die Baustellenkrippe in St. Geron hat Realitätsbezug zum aktuellen Köln.

Die Baustellenkrippe in St. Geron hat Realitätsbezug zum aktuellen Köln.

Krippe aus Motanka-Puppen

Wie jedes Jahr beziehen die Krippenfreunde Kölner Partnerstädte in die Gestaltung der Krippenwege ein. In diesem Jahr beteiligten sich 22 Partnerstädte, darunter die kriegszerstörte ukrainische Partnerstadt Dnipro. Künstlerin Yuliia Kulinenko griff die ukrainische Volkstradition der Wickelpuppen Motanka auf, die aus Stoffresten gefertigt und mit Weizenkörnern ausgestopft werden. Sie symbolisieren Glück, Fortbestand, Fruchtbarkeit des Landes und Wohlergehen der Familien. Die Patenschaft über die ungewöhnliche Krippe hat Linda Mai, Honorarkonsulin der Ukraine und Vorsitzende des Blau-Gelben Kreuzes, das in Raderberg/Raderthal ein Spendenlager betreibt, übernommen. Die Motanka-Krippe ist im Bürgerbüro am Laurenzplatz 4 in der Altstadt zu sehen, geöffnet montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr.

Die Krippe als Krisen-Stopp

„Bethlehem ist überall“ ist die Botschaft der Künstlerkrippe von Willi Wienstroer aus Freckenhorst im Schaufenster der Buchhandlung Ludwig in der B-Passage des Kölner Hauptbahnhofs. Die Heilige Familie hat Schutz gesucht in einem einsturzgefährdeten Stall, über dem der Malteser-Stern prangt. Drei Hilfs-Fahrzeuge auf dem Weg in Krisenregionen machen dort Station. Die Krippe aus recyceltem Holz, Tonscherben und Blech entstand 2010 nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti, blieb aber seitdem angesichts von Kriegen und Krisen auf der Welt brandaktuell.

Aus leerer Krippe wächst die Himmelsleiter

Karg mutet die leere Krippe im Domforum an. Sie umfasst den Fuß einer Himmelsleiter aus der Bibelerzählung von Jakobs Traum. Ein Licht wächst aus der Krippe empor. „Da berühren sich Himmel und Erde“ drückt Künstlerin Billi Thanner in Anlehnung an ein neues geistliches Kirchenlied in dem Bild aus und dass Gott an einem ungewöhnlichen Ort wie der Krippe Mensch wurde.