Karneval in KölnPrinzenproklamation soll unter freiem Himmel stattfinden

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Das Kölner Dreigestirn 

Köln – Am Montagabend war wieder Karnevalssitzung für Nathanael Liminski (CDU), den Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf. Auch Vertreter des Gesundheits- und Heimatministeriums waren virtuell mit Verantwortlichen diverser Karnevalsverbände des Landes verbunden. Ohne Tusch und Saalkapelle versteht sich, denn einmal mehr ging darum, wie Vereine den Verzicht auf den Sitzungskarneval finanziell schadlos überstehen können. In Köln geht es längst um die Suche nach Alternativen. Die Antworten zu den wichtigsten Fragen:

Gibt es eine Proklamation des Dreigestirns?

Ja, die wird es geben. Denn für das Festkomitee ist die Proklamation der Kern aller weiteren Überlegungen für die Session. Irgendwann und irgendwo soll das Dreigestirn sein Ornat anlegen und von Oberbürgermeisterin Henriette Reker offiziell die Insignien der jecken Macht erhalten. Und sei es nur für Videobotschaften und Auftritte in Autokinos, so wie es in der vorigen Session laut Corona-Schutzverordnung zulässig war. Ein mögliches Szenario für die Proklamation ist nach Rundschau-Informationen eine Freiluftveranstaltung vor ausgewählten Zuschauern im Tanzbrunnen oder auf dem Alter Markt. Da das Festkomitee mit dem WDR einen Fernsehvertrag zur Übertragung geschlossen hat, wird nun nach einer fernsehtauglichen Lösung gesucht. Gleiches gilt übrigens für den Rosenmontagszug. Bevor das Festkomitee eine Alternative verkündet, soll der Ausgang der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten am heutigen Dienstag abgewartet werden.

Warum sagt jetzt jeder Verein einzeln ab?

Am Montag hat beispielsweise das Festkomitee die für den 7. Januar im Gürzenich geplante Proklamation abgesagt, ebenso Fernseh- und Hörfunksitzungen. Andere Vereine reagieren ähnlich und verkünden auf ihrer Internetseite oder per Pressemitteilung die Absage geplanter Veranstaltungen. Denn im Unterschied zur vergangenen Session gibt es dieses Mal kein öffentliches Verbot von Karnevalssitzungen. Dies hätte zur Folge, dass Künstler und Saalbetreiber erneut eine Session ohne jegliche Einnahmen erleben.

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Nun aber sollen die Vereine ihre Veranstaltungen bei einem Portal des Landes anmelden und dann absagen, um auf diese Weise Fördergelder zu erhalten. Von diesem Geld sollen dann bereits gebuchte Redner und Bands sowie die Saalmiete bezahlt werden. Auf Bundesebene gibt es den „Sonderfonds für Kulturveranstaltungen“, das Land hat das Förderprogramm „Neustart miteinander“ aufgelegt. Am Montagabend berieten Landesvertreter und Karnevalisten über einen zusätzlichen Landesfonds. Hier sollen all jene Vereine Geld beantragen können, die auf anderem Weg keine Unterstützung erhalten haben. Doch auch hierbei ist das Kleingedruckte zu beachten. „Uns ist bewusst, dass die Situation für uns als Ehrenamtler alles andere als leicht ist. Auch wir kommen an unsere Grenzen, da dieses Thema auch für uns Neuland ist“, heißt es in einem Mitgliederschreiben des Festkomitees an alle Vereine.

Warum gelten für Bälle und Partys andere Regeln?

Vor knapp fünf Jahren hatte der Bundesfinanzhof entschieden, dass Partys und Bälle von Karnevalsvereinen kein Brauchtum sind. Somit gelten hierfür keine Steuervorteile – statt sieben werden 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Auch die jetzt aufgelegten Hilfsfonds sollen für das Kulturgut Karneval eingesetzt werden, nicht aber für Partys, mit denen die Vereinskasse aufgebessert wird. Jetzt warnt das Festkomitee seine Vereine, Bälle und Partys „nicht freiwillig abzusagen“. In der aktuellen Corona-Schutzverordnung, die noch bis zum 12. Januar gilt, sind Tanzveranstaltungen aber ohnehin verboten. Die Verantwortlichen gehen derzeit von einer Verlängerung dieses Passus aus.

Können alle Vereine Gelder beantragen?

Nein, die bisherigen Förderprogramme greifen laut Festkomitee nur bei drohender „Zahlungsunfähigkeit“ von Vereinen. Die großen Traditionskorps wie etwa Rote und Blaue Funken oder Prinzengarde gelten als eher wohlhabend, sie veranstalten andererseits auch zum Teil mehr als zehn Veranstaltungen – für eine Sitzung kommen jedoch schnell Kosten von 15 000 bis 20 000 Euro zusammen. Auch solche Vereine werden laut Festkomitee „spürbare Unterstützung“ benötigen, weil zu befürchten sei, dass ansonsten bei der Jugendarbeit und sozialen Projekten gespart werde.

Was ist in dieser Session zu erwarten?

Es wird wohl ähnlich wie in der vergangenen Session laufen. Die reichen und gut organisierten Vereine werden Alternativen präsentieren, bei vielen kleineren Vereinen wird erneut nichts stattfinden. „Wir werden uns immer wieder an die aktuelle Situation der Pandemie anpassen müssen“, sagt Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn.

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