Im Studentenviertel war es voller als noch an Weiberfastnacht. Die Uniwiese blieb dabei anders als in den Vorjahren eine Durchgangsstation.
Karneval in KölnSo lief der Sessions-Start auf der Zülpicher Straße

Gut gefüllt ist die Zülpicher Straße auch in diesem Jahr am Elften im Elften.
Copyright: Thomas Banneyer
Dass der Gartenzwerg an diesem Tag so viele Meter machen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Um 8 Uhr hatte der 20-jährige Wieland, der hinter dem Kostüm steckt, mit seiner Gartenzwerg-Truppe den Tag in seiner WG in Niehl eingeleitet, am frühen Nachmittag ging es dann Richtung Zülpicher Straße. Die war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits dicht, der Zugang auf der Roonstraße gestoppt. Also machte sich die Gruppe über Umwege auf zum Barbarossaplatz, dann über die Luxemburger Straße zur Uniwiese, von dort zum Aachener Weiher und wieder zurück ins Kwartier Latäng. „Lahm“, sei es überall gewesen, sagt Wieland. Einen Ort zum Bleiben habe sich nicht gefunden. Kneipen oder Bars? „Die nehmen alle Eintritt. Das wollten wir nicht.“ Den Marsch rund ums Kwartier Latäng nahmen an diesem Tag einige auf sich. Erneut hatte die Stadt das Studentenviertel für den Elften Elften großflächig abgeriegelt, um die Menschenmassen in den Griff zu kriegen. Nicht für alle, die dort feiern wollten, war zwischenzeitlich Platz.

Viele Feiernde mussten rund ums Studentenviertel deutlich mehr Meter zurücklegen als geplant.
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Ein paar Stunden zuvor: Die, die es frühzeitig zum Feier-Hotspot geschafft haben, zelebrieren um 11.11 Uhr ausgelassen den Sessions-Auftakt. Als der Countdown verstummt, bricht großer Jubel aus, Konfetti rieselt von den umliegenden Balkonen herunter auf die Tausenden, die dicht an dicht auf dem Zülpicher Platz stehen. Nach ersten Erkenntnissen bleibt es bis auf Ausnahmesituationen friedlich, auch wenn der Alkohol-Pegel am Nachmittag spürbar steigt. Und mit ihm die Zahl der jungen Jecken, für die der Tag vorzeitig unterbrochen wird: in einer der Unfallhilfsstellen, mit einem Nickerchen am Straßenrand – für einige wenige auch auf einer Trage des Rettungsdienstes.
Schon im Sommer hatte der damalige Ordnungsamtsleiter Ralf Mayer das Ergebnis einer Auswertung des Straßenkarnevals 2025 verkündet. Die Beliebtheit der Zülpicher Straße nehme ab, so die Einschätzung. An Weiberfastnacht war die Straße tatsächlich weitaus weniger voll als noch in den Jahren davor. Was die Gründe dafür waren, dass die Stadt darin einen Trend erkannte, blieb im Detail jedoch unklar.
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Die Ausweichfläche auf der Uniwiese blieb für die meisten Feiernden eine Durchgangsstation.
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Vielleicht wurde die Aussage etwas zu voreilig getroffen. Denn am Dienstag war schnell klar: Es gibt jede Menge junge Menschen, für die die Zülpicher Straße nach wie vor Anlaufstelle Nummer eins ist. Im Kwartier Latäng ist es an diesem Tag deutlich voller als noch an Weiberfastnacht. Das gute Wetter spielte dabei sicherlich auch eine Rolle. Nach den Regenfällen in der Nacht zeigte sich am Dienstag schnell die Sonne. Sie blieb und sorgte beinahe für frühlingshaftes Wetter.
Ausweichfläche auf der Uniwiese: Plan der Stadt ist aufgegangen
Ein Plan ist allerdings aufgegangen. Die Stadt hat alles dafür getan, dass zumindest die Uniwiese kein Anziehungspunkt mehr für die jungen Feiernden ist. Keine Musik, kein Alkoholausschank, nicht mal Softgetränke gibt es auf der Fläche. „Immerhin gibt es kostenloses Wasser“, freut sich eine als Schlümpfe verkleidete Gruppe. In den vergangenen Jahren war das anders. Zwischenzeitlich war die Uniwiese zu einem zweiten Party-Hotspot geworden, den manche sogar direkt ansteuerten und der Zülpicher Straße vorzogen. Dieses Mal blieb die Uniwiese Durchgangsstation.
Anziehungspunkte gibt es auch am Aachener Weiher nicht, wohin es viele verschlägt, als die Zülpicher Straße dicht ist. Aber auch dort treffen die Feiernden vor allem auf hunderte Meter Zäune, die den Weiher und die angrenzenden Grünflächen im Hiroshima-Nagasaki-Park schützen sollen. Am Nachmittag ist wieder mehr Platz auf der Zülpicher Straße. Bis dahin ziehen Tausende ziellos um das Viertel herum.

Viele Feiernde zog es zum Aachener Weiher, als die Zülpicher Straße voll war.
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Ein paar stimmungsvolle Höhepunkte gibt es im Verlauf des Tages aber doch. Vor dem Kult-Lokal „Bei Oma Kleinmann“ spielt wie im vergangenen Jahr das Trompeterkorps der Kölner Ratsbläser. Vormittags sorgt eine bayerische Brass-Band vor dem Schmelztiegel an der Luxemburger Straße für Stimmung. „So etwas müsste es viel mehr geben“, sagt eine Zuhörerin im Teufels-Kostüm.
Für die Gartenzwerg-Gruppe endet der Tag im Kwartier Latäng jedenfalls frühzeitig. Nicht aufgrund übermäßigen Alkohol-Konsums, sondern einer Mischung aus mangelnder Geduld und einer Erkenntnis. „Wenn wir nicht auf die Zülpi kommen, können wir auch wieder zurück in die WG. Da war es eh viel besser.“
