Der Dom zieht mit seiner Größe unweigerlich Blitze an. Ein neues Warnsystem schützt jetzt die Besucher und Mitarbeiter vor einem Einschlag.
Neues Warnsystem für den DomHandy-App schützt jetzt die Besucher des Kölner Wahrzeichens

Dom-Besucher sollen besser vor Blitzen geschützt werden. (KI-generiertes Bild)
Copyright: Coptr
Mit Gewittern hat die katholische Kirche keine guten Erfahrungen gemacht. Martin Luther gelobte vor Angst, vom Blitz erschlagen zu werden, einem Orden beizutreten. Wenn man so will, der Eisprung der Reformation. Dass der Kölner Dom seit April ein neues, eigenes Gewitter-Warnsystem hat, ist aber weniger der Sorge geschuldet, die Geschichte könnte sich wiederholen. Vielmehr sollen so die Besucher auf den Aussichtsplattformen und auch die Mitarbeiter der Dombauhütte geschützt werden.
Entwickelt hat das Warnsystem für den Dom das Kölner Unternehmen Coptr Bevölkerungs-Kommunikationssysteme GmbH - in enger Absprache mit dem Sicherheitschef des Doms, Oliver Gassen. Der Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Coptr, Andreas Schmitz, erklärt: „In Deutschland gibt es ein Blitzortungssystem.“ Doch das allein eigne sich nicht dazu, Menschen im und am Dom vor Gewittern zu schützen. Zeigt es doch nur stumpf an, wo es gerade in Deutschland blitzt.
Dieser Radar müsste also ständig von der Dombauhütte beobachtet werden. Mehr noch: Ein Mitarbeiter müsste einordnen, ob sich das Gewitter auf den Dom zubewegt. „Diesen 24/7-Dienst könnten wir gar nicht leisten“, verdeutlicht der Dom-Sicherheitschef Gassen. Und das ist der Punkt, an dem Coptr mit seinem Geschäftsmodell ansetzt. „Wir haben auf Basis des deutschlandweiten Blitzortungssystems eine Software entwickelt“, sagt Schmitz. Das Programm scannt im Prinzip die bundesweiten Blitzeinschläge und warnt, wenn sich dem Dom Ungemach vom Himmel her nähert.
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Dreistufiges Warnsystem
Drei Stufen hat dieses System, zwei davon sind Warnstufen. Die Farbe Grün steht für die erste Stufe. „Gott sei Dank der Regelfall“, lacht Gassen. Weit und breit kein Gewitter im Dunstkreis des Kölner Doms. „Für die nächste Stufe haben wir einen Vorwarnbereich definiert“, erklärt Schmitz. Und Gassen ergänzt: „Wir haben dafür einen Radius von rund 30 Kilometern um den Dom festgelegt.“ Sobald ein Gewitter mit Kurs auf den Dom in diesen Kreis eintritt, wird gelber Alarm ausgelöst. Die 30 Kilometer wurden dabei nicht willkürlich gewählt, sie geben der Dombauhütte Handlungsspielraum.
Wofür es diesen Handlungsspielraum braucht, kann am Südturm gut verdeutlicht werden. Besucher können dort bei der beliebten Turmbesteigung drei Ebenen erreichen. Die erste Ebene befindet sich mit dem Glockenstuhl auf rund 45 Meter. Dort ist der Decke Pitter zu sehen, die Petersglocke, ein Touristenmagnet. Dort ist die Gefahr eines direkten Blitzeinschlags nicht groß, und von dort können die Besucher durch einen anwesenden Mitarbeiter leicht aufgefordert werden, wegen eines nahenden schweren Gewitters wieder den Rückweg anzutreten. Doch es kommen noch zwei weitere „Ebenen“.
Bei Gewitter sollte niemand oberhalb der Glocken sein
„Auf 75 Meter Höhe ist der letzte Bereich, an dem die Wände des Turms senkrecht verlaufen, danach spitzen sie sich zu. Dann geht es hoch auf 100 Meter, zur letzten Plattform“, erklärt Gassen. Das Problem: Haben die Besucher den Glockenstuhl passiert, sind sie erst wieder auf 100 Meter durch einen dort sitzenden Mitarbeiter ansprechbar. Der 30-Kilomter-Radius gibt bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit eines Gewitters ausreichend Zeit, damit die Besucher auf der 100-Meter-Plattform wieder umkehren können.

Ist der Himmel blau, ist die Warn-App grün.
Copyright: Thomas Banneyer
Die nächste und letzte Warnstufe: roter Alarm. Das Gewitter steht über dem Dom. Direkte Blitzeinschläge drohen. Leben könnte bedroht sein - oder das Drohszenario führt vielleicht zu fatalen Gelübden. Nun sollte sich möglichst kein Mensch mehr oberhalb des Glockenstuhls befinden.
Sirenen kamen nicht in Frage
Doch wie erfahren die Mitarbeiter von der gelben und der roten Warnstufe? Coptr hat dafür eine breite Produktpalette im Angebot. Im Sportpark Müngersdorf beispielsweise, für den das Unternehmen auch ein Frühwarnsystem installiert hat, werden die Freizeitsportler über Sirenen gewarnt. „Das kam für uns nicht infrage“, stellt Gassen sogleich klar. Zwar wären so Menschen auf dem Weg zur obersten Plattform unmittelbar erreichbar, aber Sirenen können Panik auslösen. „Dafür ist der Turmbereich zu sensibel und zu eng“, erklärt der Dom-Sicherheitschef.
Gassen und sein Team haben sich für eine Warn-App auf ihren Handys entschieden. Das hat den guten Nebeneffekt, dass auch die Mitarbeiter der Dombauhütte, die gerade in den verschiedensten Höhenbereichen der Kathedrale arbeiten, über ihre Handys gewarnt werden und sich rechtzeitig zurückziehen können.
Schutz vor Blitzeinschlag ist am Dom natürlich nicht erst seit April ein Thema. Seit es Blitzschutz gibt, haben wir ihn auch, sagt Gassen. Klar zu erkennen ist er an den beiden Blitzableitern auf den Spitzen der beiden Türme. Und an manchen Stellen des Doms ist er sogar von Hause aus eingebaut. Der Vierungsturm auf dem Mittelschiff ist vollständig aus Metall, ein faradayscher Käfig auf dem Gotteshaus.