Der Musiker Henning Krautmacher und der Konditormeister Marcel Seeger blicken auf die Stadt und ihr Gebäck.
„Kölner Plätze & Plätzchen“Henning Krautmacher veröffentlicht Backbuch rund um Kölner Plätze

Henning Krautmacher und der Konditormeister Marcel Seeger
Copyright: Stephan Eppinger
„Wir haben uns vor drei Jahren bei einer Adventssendung von ‚Hier und heute‘ beim WDR kennengelernt“, erinnert sich der frühere Frontmann der Höhner, Henning Krautmacher, an seine erste Begegnung mit dem Konditormeister Marcel Seeger. Am Niederrhein betreibt er bereits in vierter Generation sein Familiencafé. „Ich habe gesungen und Marcel Seeger war gerade dabei, Plätzchen mit einem Rentiergesicht zu backen. Da habe ich direkt an ‚Rudolf, the Red-Nosed Reindeer‘ gedacht und hatte kurze Zeit später auch den Kölner Rudolfplatz im Sinn. Daraus ist dann die Idee entstanden; zu den Plätzen der Stadt die passenden Plätzchen zu backen, die sich wie auf einer Perlenkette aufgereiht über das Stadtgebiet verteilen.“
„Die Idee, daraus dann ein Buch zu machen, war ein riesiges Experiment für uns beide. Insgesamt haben wir 30 Plätze ausgewählt und dazu dann das passende Gebäck geschaffen“, berichtet Seeger bei der Buchvorstellung am Montagabend in der Thalia-Buchhandlung am Neumarkt. Vor Ort war auch Nina Geschlößl, die als Fotografin das Duo in Köln begleitet hat.
Beim Buchprojekt sah Krautmacher auch die Chance, über die Kölner Plätze aufzuklären. „In Köln glauben sicher 90 Prozent der Menschen, dass der Roncalliplatz seinen Namen vom Kölner Circus Roncalli hat, der tatsächlich in der Anfangszeit auch vor dem Dom gastiert hat.“ Der Namensgeber war aber ein italienischer Priester mit dem Namen Roncalli, der im Dom eine Messe am Dreikönigenschrein gehalten hat, und der später als Papst Johannes XXIII. von sich Reden gemacht hat. Der Dom bekam von ihm einen Siegelring geschenkt, der von drei Einbrechern geklaut wurde. „Als Roncalliplätzchen haben wir aus dem Frankfurter Gebäck Bethmännchen ein Kölner Betmännchen mit einer roten Bischofsmütze gemacht und in der Domschatzkammer fotografieren lassen“, sagt Seeger.
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Buch von Henning Krautmacher: Auch „hässliche“ Plätze im Blick
Im ersten Backbuch des Kölner Greven-Verlags geht es aber nicht nur um die schönen Seiten der Domstadt. So fällt der Blick des Duos auch auf den Barbarossaplatz, der von einer überregionalen Tageszeitung als hässlichster Platz Europas gekürt wurde. Eine Hymne für ihn hat dagegen die kölsche Band Querbeat mit „Guten Morgen Barbarossaplatz“ geschrieben. Darin geht es auch darum, wie das Partyvolk im Zülpicher Viertel feiert und dann am Barbarossaplatz wieder aufwacht.
Für ihren Bericht haben Krautmacher und Seeger die Band vor Ort getroffen und sich von Jojo und Raoul auch Ausgehtipps rund um den Platz geben lassen. So findet sich in dem Text das „Spritz“ als Bar der Band Bukahara genauso wieder wie die kleine Jazz-Bar Metronom oder die acht Büdchen rund um den Platz. „Dort kaufen viele Partygänger ihr Wegbier und unser Spekulatius-Plätzchen erinnert in der Form an einen Wegbier-Kronkorken. Darin haben wir das Gesicht des Namensgebers verewigt, Kaiser Friedrich I., der wegen seines roten Bartes den Beinamen Barbarossa bekam. Dieser wird im Plätzchen durch eine Himbeere oder eine Erdbeerscheibe dargestellt“, sagt Seeger.
Das Backbuch zeigt aber auch seine durchaus politische Seite. So fällt Krautmachers Blick auf den kleinen Platz, der dem kritischen Büttenredner Karl Küpper gewidmet ist, kritisch aus. „Dieser Platz liegt versteckt zwischen schäbigen Hausfassaden und einem Parkhaus an der Ecke Salomons- und Marspfortengasse in der Innenstadt. Dort lädt nichts zum Gedenken ein, die schäbige Platz wird der Bedeutung Küppers einfach nicht gerecht“, sagt der Musiker und hat direkt einen Vorschlag für die Platzgestaltung: „Man könnte dort eine Art steinerne Bütt errichten, ein Denkmal, das man wie die Speakers’ Corner in London zur freien Meinungsäußerung nutzen kann.“ Beim dazugehörigen Plätzchen aus Cornflakes und dunkler Schokolade spielt der Konditormeister auf die Klütten an, die Briketts aus dem Keller, bei dem Küpper als Verballhornung auf den Hitler-Gruß gerne gezeigt hat, wie hoch der Dreck dort steht.
Höhner-Kollegen erinnern sich an alte Zeiten
Bei den Plätzen und Plätzchen haben Krautmacher und Seeger in Köln viele bekannte und unbekanntere Menschen aus der Stadt getroffen. Am Taku-Platz etwa die früheren Höhner-Kollegen Janus Fröhlich, Peter Werner und Hannes Schöner, mit denen man sich bei einer Runde Boule an die Kindheit und die Anfänge der Höhner und anderer Bands erinnert hat. Das Plätzchen kommt passend zum Veedel als chinesische Dattelschnitte eher bunt daher.
Beim Rudolfplätzchen bekommt das Rentier mit Johannisbeergelee seine rote Nase verpasst. Beim Ottoplätzchen erinnern süße Zahnräder an den Namensgeber Nicolaus August Otto, dem Erfinder des Verbrennermotors. Eine Ehrung gibt es beim Ostermannplätzchen auch für den großen Kölner Musiker Willi Ostermann in Form eines süßen Bowler-Huts aus Printenteig, einer Marzipankugel und dunkler Kuchenglasur.
„Unser Buch sollte man abends in Ruhe lesen, am nächsten Morgen die Zutaten einkaufen und dann am Nachmittag gemeinsam mit der ganzen Familie die Plätzchen backen. Dabei können alle Rezepte auch beliebig variiert werden, da finden sich viele Möglichkeiten kreativ zu werden“, gibt Marcel Seeger den Lesern auch noch direkt eine Gebrauchsanleitung mit auf den Weg.
Henning Krautmacher und Marcel Seeger: Kölner Plätze & Plätzchen - Geschichten und Rezepte aus unserer Stadt, Greven-Verlag, 226 Seiten, 36 Euro