Per Dringlichkeitsentscheidung soll der Kölner Stadtrat über den Abriss der Eisenbahnbrücken an der Venloer und Vogelsanger Straße abstimmen. Die Stadt würde mit 95 Millionen Euro in Vorleistung gehen.
Trotz DenkmalschutzStadt Köln soll Abriss historischer Bahnbrücken zustimmen

Denkmalgeschützt ist die Eisenbahnbrücke über die Venloer Straße in Höhe des Stadtgartens.
Copyright: Meike Böschemeyer
Noch vor rund drei Jahren hatte die Stadt dem von der Bahn geplanten Abriss der denkmalgeschützten Bahnbrücke über die Deutz-Mülheimer Straße nur unter der Voraussetzung zugestimmt, dass alle linksrheinischen denkmalgeschützten Eisenbahnbrücken erhalten bleiben. Doch mit einer heutigen Dringlichkeitsentscheidung des Rates wäre auch das Makulatur: Ihr zufolge hätten die ebenfalls denkmalgeschützten Brücken über die Venloer Straße und die Vogelsanger Straße bereits in drei Jahren ausgedient.
Die Widerlager sollen abgebrochen und neu gesetzt, die Stahlbogenbrücken abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Teilweise als Stahltrogbrücke (Brücken, bei denen die Fahrbahnplatten zwischen den Hauptträgern angeordnet sind), teils als Stahlbetonverbund für die Abstellgleise im Bahnhof West und teils als Trägerrostbrücke (parallele Träger, die von einem Rost aus Querbalken gestützt werden) an der Vogelsanger Straße.
Vereinbarung von Bahn und Stadt
In der Vorlage wird vorbehaltlich der Zustimmung festgelegt, dass die Stadt den Plänen der Bahn zu Abriss und Neubau zustimmt und gleichzeitig ab 2027 mit 50 Prozent der Kosten in Vorleistung geht. Dies wird in einer sogenannten Kreuzungsvereinbarung festgelegt, die anteilig Straßen- und Schienenverkehr berücksichtigt. Die nach Vorlage ab dem Haushaltsjahr 2027 zu finanzierenden städtischen Kostenanteile betragen für beide Brücken rund 95 Millionen Euro. Ab 2031 sollen sukzessive Ablösesummen von der Bahn fließen, sodass die Stadt über die Jahre gesehen und alle möglichen Förderungen (bis zu 70 Prozent) eingerechnet bei einem Eigenanteil von etwa 3,4 Millionen Euro landen würde – Stand jetzt.
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Aber es regt sich Widerstand. Roland Schüler, Verkehrsexperte und für die Grünen Mitglied der Bezirksvertretung Lindenthal, sowie der amtierende Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke, bezweifeln die Notwendigkeit der von der Bahn vorgelegten Gesamtmaßnahme. Zumindest im Fall der Venloer Straße: Die besteht im Grunde nämlich aus drei verschiedenen Brücken mit gemeinsamer Auflagefläche. Und zumindest der vordere Teil Richtung Innenstadt könne durchaus erhalten bleiben, wie Schüler ausführte. Dies belege ein Gutachten, das die Bahn selbst in Auftrag gegeben habe. Demzufolge könnten auch die alten Widerlager erhalten bleiben, was eine enorme Kosteneinsparung mit sich brächte. Er beruft sich auf „absolut verlässliche Quellen“.
Brücken als „Kulturgut“
Hupke betrachtet die geschützten Brücken als Kulturgut und möchte genau prüfen lassen, ob eine Sanierung entgegen den Aussagen der Bahn möglich wäre. Die begründet ihrerseits die Dringlichkeit der Entscheidung: Bei Einhaltung der regulären Beratungsfolge wäre eine Beschlussfassung des Rates erst nach der Kommunalwahl möglich. Die ausführende DB InfraGO AG benötige jedoch jetzt die Zustimmung der Stadt, um wichtige Arbeitsschritte einleiten zu können. Der Bauzeitraum und die Sperrpausen sei aufgrund der massiven Auswirkungen auf den Eisenbahnverkehr bereits auf die Jahre 2028 und 2029 festgesetzt. Diese müssten eingehalten werden.
Die beiden Brücken überführen die zweigleisigen Strecken Köln/Bingen und Hauptbahnhof/Bahnhof West sowie die eingleisige Strecke 2617 Köln West/Köln Ehrenfeld, außerdem sind dort fünf Abstellgleise am Bahnhof West ausgewiesen. Bedingt durch die Stahlbogenkonstruktionen ist die Durchfahrtshöhe derzeit eingeschränkt, die neuen Brücken sollen eine Durchfahrtshöhe von 4,50 Metern ermöglichen.