Beitrag in „Aktenzeichen XY“Karnevalsmord in Köln vor fast 35 Jahren wird neu aufgerollt

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Zehn Meter vom Zugweg entfernt lag die ermordete Frau hinter einer Reibekuchenbude an der Albertusstraße - Foto vom 14.02.1988

Zehn Meter vom Zugweg entfernt lag die ermordete Frau hinter einer Reibekuchenbude an der Albertusstraße - Foto vom 14.02.1988

Wie kam die damals 24 Jahre alte Petra Nohl während der Karnevalszeit in Köln 1988 ums Leben? Der Tatort lag direkt am Zugweg am Karnevalssonntag. Wir erklären, was damals geschah.

Petra Nohl (24) wollte einfach noch weiter Karneval feiern. Nach einer Party am Karnevalssamstag im Jahr 1988 lieh sich die junge Frau 100 Mark von einer   Freundin und wollte in einem anderen Lokal auf den Ringen schunkeln und Karnevalslieder singen. Doch die 24-Jährige kam in der nächsten Kneipe nicht mehr an. Die hübsche junge Frau wurde an der Albertusstraße in den frühen Morgenstunden des Karnevalssonntags ermordet aufgefunden.   Etwa 600 Meter vom Nachtclub entfernt ist sie angegriffen, geschlagen und schließlich erwürgt worden. Die Tat soll sich hinter einem Bierstand ereignet haben.

Das Motiv in dem „Cold Case“ – also dem „kalten Fall“, der ungelöst blieb – gilt bislang als unbekannt. Der Täter soll die Handtasche der jungen Frau mit einem Biene-Maja-Motiv mitgenommen haben. Fast 35 Jahre nach dem gewaltsamen Tod der Frau während der Karnevalszeit erhofft sich die Polizei neue Hinweise zu der Tat oder dem Täter. Der Fall soll am Mittwoch, 7. Dezember, 20.15 Uhr, Thema der Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ im ZDF werden.

Kriminalhauptkommissar Markus Weber, der Leiter der Kölner Ermittlungsgruppe „Cold Cases“, wird in der Sendung als Gast erwartet und über den tragischen Fall berichten. Weber und sein Team sind in den vergangenen Monaten intensiv mit der Aufarbeitung nicht aufgeklärter Kapitalverbrechen befasst gewesen.

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Opfer wurde stranguliert

Die Polizei konnte zunächst die Identität des Opfers nicht klären. Die Kripo fand keine Handtasche am Tatort, keinen Schlüssel – nichts, was auf die Identität der Frau hätte deuten können. Es wurde zwar in Tatortnähe ein Ausweis gefunden, aber der gehörte einer anderen Person.

Der Ablauf vor der Tat: Die 24-Jährige, die Mutter eines damals 18 Monate alten Mädchens war, hatte mit einer Freundin und ihrer Schwägerin im Lokal „Chari-Vari“ gefeiert. Irgendwann zwischen drei Uhr und halb fünf am Sonntagmorgen verließ Petra Nohl das Lokal. Sie wollte in eine andere Kneipe am Klapperhof weiterziehen. Auf dem Weg dorthin, so die Polizei, muss sie ihrem Mörder begegnet sein.

Ihr Unterkiefer wurde zertrümmert. An Brust und Hals hatte sie schwere Verletzungen erlitten. Sie starb durch Ersticken und durch erheblichen Blutverlust, teilte die Polizei damals mit. Anwohner hatten die tote Frau entdeckt. Sie hatten das Opfer gesehen und mittels eines Fernglases massive Blutflecken am Körper ausgemacht. Ein weiterer Anwohner teilte später den Ermittlern mit, dass er in der Nacht laute Schmerzensschreie gehört hatte. Die 24-Jährige wurde mit ihrer Halskette stranguliert.

Tatort lag direkt am Zug-Weg des Kölner Karneval

Der Fall sorgte über das Karnevalswochenende in Köln für Entsetzen. Der Tatort lag direkt am Weg der Schull- un Veedelszöch. Während die Kostümierten an diesem Tag an dem Tatort vorbeizogen, wurde die tote Frau mit dem Leichenwagen abtransportiert.

Die „Kölnische Rundschau“ schrieb damals: Entsetzt sehen die Karnevalisten zur Seite, als sich gegen 14.40 Uhr ein Leichenwagen in den Zug einreiht. Zwischen der „Häftlingstruppe“ des Hölderlin-Gymnasiums und den bunten Clowns der Katholischen Grundschule Kapitelstraße rollte das schwarze Auto zum Tatort. Vor den Augen der vorbeiziehenden Schüler wird die Tote in den Wagen gehoben. Schockiert gehen die kostümierten Kinder weiter, bis zum Ende der Albertusstraße. Die Zuschauer stehen dicht gedrängt zusammen. Das „Kölle Alaaf“ dringt gedämpft bis zum Tatort des grauenhaften Verbrechens.

Die Polizei fragt nach über 34 Jahren: Wer kann Angaben zur Tat oder zu dem Täter machen? Wer kann Angaben zu den fehlenden Gegenständen machen? Wer hat Begleitpersonen der Frau gesehen und kann diese beschreiben? Hinweise an die Kölner Polizei unter Ruf 0221/229-0 oder am kommenden Mittwoch an „Aktenzeichen XY ungelöst“.


Cold Cases in Köln

35 Jahre nach der Tat hat die Polizei Ende Oktober einen Verdächtigen Festgenommen, der im Mai 1987 einen versuchten Raubmord an einem 50-Jährigen aus Ehrenfeld begangen haben soll. Eine alte DNA-Probe brachte die Beamten auf die Spur des mutmaßlichen Täters.

Dies ist nur einer von vielen sogenannter „Cold Case“-Fällen, die die Kölner Polizei in den vergangenen Monaten wieder aufgenommen hat. Einer dieser ungelösten Mordfälle ist auch der Mord an Horst Strohe im Jahr 1992. Der damals 54-Jährige war von einem Unbekannten am Heumarkt mit einem Karatetritt niedergestreckt worden. Der Fall war auch Teil der Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“.

Die Sonderkommission für ungeklärte Mordfälle rollte in diesem Jahr auch das brutale Sexualverbrechen an der damals 16-Jährigen Seckin Caglar im Jahr 1991 wieder auf. Um nach mehr als 30 Jahren doch noch den Täter zu finden, planen die Beamten sogar eine DNA-Reihenuntersuchung mit mehreren hundert Personen. Seit 19760 gibt es rund 195 ungeklärte Verbrechen in Köln und im Umland, die die Mordermittler sich noch einmal genau anschauen. (rom)

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