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Barbara Schock-Werner zum Domfeld„Manchmal ist es eine Katastrophe“

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Barbara Schock-Werner zeigt an einer beispielhaften Ecke, wie unordentlich das Umfeld des Kölner Doms ist.

Barbara Schock-Werner zeigt an einer beispielhaften Ecke, wie unordentlich das Umfeld des Kölner Doms ist. 

Die ZDV-Präsidentin Barbara Schock-Werner spricht mit der Rundschau darüber, wie unordentlich das Umfeld des Kölner Doms teilweise ist. Sie fordert jemanden, der dort täglich nach dem Rechten schaut.

Barbara Schock-Werner hat gleich mehrere Hüte auf, wenn es um das Thema Sauberkeit im Umfeld des Kölner Doms geht. 13 Jahre war sie amtierende Dombaumeisterin. Seit Ende 2024 ist sie Präsidentin des Zentral-Dombau-Vereins (ZDV). Und seit einigen Jahren wohnt sie privat an der Burgmauer, direkt gegenüber dem Westportal des Doms. Sie hat also den Müll rund um die weltberühmte Kathedrale im Herzen Kölns seit Jahrzehnten im Blick. Sie kennt sie alle, die unzähligen Ecken am Roncalliplatz, an denen immer wieder uriniert wird. Mit der ganzen Wucht dieser Erfahrung stöhnt sie auf: „Manchmal ist es schon eine Katastrophe.“

Sauberkeit im Domumfeld: Ein Dauerbrenner

Das Thema Sauberkeit im Domumfeld ist ein Dauerbrenner in Köln. Es schwelt permanent, und alle paar Jahre flammt es heftig auf. Dann werden Lösungen gefordert und auch versprochen. In ihrem ersten Oberbürgermeister-Wahlkampf versprach Henriette Reker, einen „Domkümmerer“ zu installieren. Der werde aufräumen rund um das Kölner Wahrzeichen. Als sie ins Amt gewählt wurde, dauerte es noch etwas, aber dann kam er tatsächlich. „Domkümmerer“ wollte er dann aber nicht mehr genannt werden, auch deshalb nicht, weil er den gesamten Innenstadtkern bearbeiten wolle. Der erste Domkümmerer ist mittlerweile im Ruhestand, eine Nachfolgerin hat übernommen.

Herausforderungen des „Domkümmerers“

Barbara Schock-Werner zuckt mit den Schultern: „Die Stelle ist seit Jahren besetzt, aber man nimmt es gar nicht wahr.“ Dabei findet sie den Ansatz eines Domkümmerers richtig. „Es bräuchte jemanden, der hier täglich nach dem Rechten schaut.“ Denn ihrer Meinung nach ist der Müll im Wesentlichen die Auswirkung von zwei Missständen. Zuallererst: „Schuld haben die Menschen, die ihren Müll einfach achtlos wegschmeißen.“ Jedoch, so Schock-Werner, fänden Passanten und Touristen rund um den Dom ein so „unordentliches“ Umfeld vor, dass dieses zur Unachtsamkeit verleite.

Die Anwohnerin und ZDV-Präsidentin stellt sich an die südwestliche Ecke des Bahnhofvorplatzes. Ein Eckpfeiler des Deichmannhauses ist dort von Baken umstellt. Warum, ist nicht ersichtlich. In ihrem Rücken erhebt sich stolz der Dom. Doch zwischen ihr und dem Gotteshaus stehen gleich mehrere Reihen abgestellter Räder. Einige wurden an die Gitter des U-Bahnabgangs gekettet. Andere stehen wild durcheinander auf der Abstellfläche neben einem Brauhaus am Dom. Dasselbe Bild auf einer Abstellfläche an der Dom-Tiefgarage. Und überall dazwischen unachtsam weggeworfene Kaffeebecher, Tüten und Verpackungsmüll. Nicht immer auf den ersten Blick zu sehen und für die Reinigungskräfte der Abfallwirtschaftsbetriebe nicht leicht zu erreichen.

Unordnung durch provisorische Schilder und Fahrräder

Bei ihrer Runde rum den Dom kommt sie auch an zahlreichen Hinweis-, Umleitungs- und Verbotsschildern vorbei, provisorisch in Baustellenständern aufgepflanzt. Es ist windig. Einige von ihnen wurden umgeweht. „Die liegen jetzt wahrscheinlich zwei Wochen hier, bis sie jemand aufhebt.“ Schock-Werner erinnert sich noch aus ihrer Zeit als Dombaumeisterin: „Wenn ich manchmal Besuch aus anderen Städten oder Ländern bekam, sagte der ein oder andere bei der Ankunft am Hauptbahnhof: Wie sieht es denn hier aus?!“

Bauzäune und ihre Vorbildfunktion für Sauberkeit

Was ein aufgeräumtes Umfeld ausmachen kann, das macht Schock-Werner an den Bauzäunen rund um das Römisch-Germanische Museum fest. Keine Graffiti, kein Gekritzel, keine Kaugummis haften daran. Blitzeblank präsentieren sich die darauf abgedruckten Informationen zur Stadtgeschichte. „Die neue Bauzaunkultur gefällt mir, die werden offensichtlich regelmäßig gesäubert.“ Was natürlich nicht heißen soll, dass die ZDV-Präsidentin für mehr Bauzäune plädiert. Ein fertig saniertes und offenes Museum wäre ihr natürlich lieber. Aber wenn es schon Bauzäune sein müssen, dann so.

Zielstrebig geht sie auf ein großes Blumenbeet auf dem Roncalliplatz zu. Aus Erfahrung weiß sie, zwischen den Rabatten liegt gerne Müll. Doch erfreut stellt sie fest: „Alles sauber, das muss man aber auch mal lobend hervorheben.“

Dass die Mitarbeiter der AWB hier einen guten Job machen, will sie nicht infrage stellen. Einige kennt sie als Anwohnerin seit Jahren und pflegt einen persönlichen Kontakt. Aber sie hätten halt keinen leichten Stand bei ihrer Arbeit in einem solchen unaufgeräumten Umfeld. Doch wo Schock-Werner gerade dabei war, zu loben: „Dass die Flaggenmaler nicht mehr auf der Domplatte vor dem Haupteingang des Doms ihrem Gewerbe nachgehen dürfen, finde ich gut.“ Auf Geheiß der Stadt weichen sie nun auf den Roncalliplatz aus.