Die Drogenszene macht der Tiefgarage an der Cäcilienstraße, in der Museumsbesucher parken sollen, zu schaffen. Der Betreiber hofft auf Hilfe von Stadt und Politik.
Spritzen, Urin, Kot„Ekel-Parkhaus“ am Neumarkt sorgt für Beschwerden – Stadt warnt vor Nutzung

Das Parkhaus am Museum Schnütgen bekommt die Auswirkungen der sich ausweitenden Drogenszene in der Neumarkt-Umgebung zu spüren. Laut Betreiber APCOA patrouilliert deshalb täglich ein privater Sicherheitsdienst in der Anlage.
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Wer auf der Website des Museum Schnütgen nach Informationen zur Anfahrt mit dem Auto sucht, stößt auf eine Warnung. Sie bezieht sich auf das Parkhaus Cäcilienstraße, das direkt unter dem Kulturquartier Neumarkt liegt, auch das Rautenstrauch-Joest-Museum gehört zu dem Komplex. Gäste können dort über einen vergünstigten Tarif parken. „Leider ist die genannte Tiefgarage von APCOA momentan stark von der Drogenproblematik betroffen, und es gibt hygienische Probleme. Sicher parken ohne Museumstarif kann man gegenüber bei ‚Contipark‘ in der ,Tiefgarage Schildergasse‘ “, heißt es auf der Website.
Ein Besuch in dem Museumsparkhaus in der Nähe des Neumarkts zeigt, was hinter der Warnung steckt: Exkremente, Spritzen und verbrannte Alu-Fetzen, Blut an den Wänden und Urinpfützen auf dem Boden, dazu ein beißender Geruch. Die Auswirkungen der sich ausweitenden Drogenszene in der Kölner Innenstadt sind hier deutlich zu sehen. Und nicht nur die Hygiene, sondern auch die Sicherheit leidet in der Anlage, wie eine Nachfrage bei der Kölner Polizei zeigt. Seit dem Jahr 2024 hat sie dort 60 Autoaufbrüche verzeichnet.

Zwischen den Absperrungen der unteren Ebene der Parkhauses – eine Maßnahme und das Problem einzudämmen – sammeln sich Körperflüssigkeiten und Müll.
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Schon neben der Haupteinfahrt liegt bei unserem Besuch eine benutzte Spritze. Direkt daneben zeigt der Automat den Preis pro Stunde: 4 Euro zahlen Besucher hier an einem Freitagabend ohne Museumstarif. Einigermaßen ungestörtes Parken ist aber nur im vorderen Teil möglich, dort stehen auch wenige Autos. Denn der hintere Teil der Ebene scheint als Toilette und Ort für den Drogenkonsum zu fungieren. Auf zahlreichen Parkplätzen liegt Kot. Reifenspuren zeigen, dass teilweise Autos hindurchgefahren sind. Die untere Parkebene ist mit einfache Bauzäunen abgesperrt. In dem Raum zwischen den Absperrungen findet sich besonders viel Müll, darunter auch eine Matratze, sowie Ausscheidungen.
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Auch die Treppenhäuser sind stark betroffen. Hier sammelt sich der unangenehme Geruch extrem stark. Auf engstem Raum läuft man hier an blutbespritzten Wänden und großen Urinlachen vorbei. Das ist insbesondere im Haupttreppenhaus der Fall, das in einen Vorraum des Rautenstrauch-Joest-Museums führt. Am Ende des hinteren Treppenhauses sitzt ein Mann hinter einer Gittertür, offenbar konsumiert er Drogen. Von dort aus führen Stufen auf den oberirdischen Weg neben dem Gebäude.
Ekel-Parkhaus Köln: Betreiber nimmt Stadt in die Pflicht
Noch bis vor rund einem Jahr sammelte das Parkhaus gute Bewertungen auf Google-Maps. Mittlerweile zeigen hunderte aufgebrachte Rezensionen teils noch gravierendere hygienische Mängel auf als die genannten. Eine Nutzerin schreibt: „Auf den Treppen des Treppenhauses saß ein offensichtlich drogenabhängiger Mann, in einem desolaten Zustand. Auch im eigentlichen Parkbereich befanden sich mehrere Personen, die dort offenbar verweilten, um Drogen zu konsumieren.“
An die Rundschau hat sich ein Besucher der Tiefgarage gewandt. Er nennt sie „Das Kölner Parkhaus aus der Hölle“. „Ich habe schon sehr vieles gesehen zwischen Peru und Thailand, zwischen den USA und Tansania. Ich wohne zudem in Berlin und kenne alle Ekelhaftigkeiten des Kottbuser Tors und andere Abgründe der deutschen Hauptstadt. Nichts kann mich so leicht aus der Ruhe bringen – dachte ich“, schreibt der Mann in seinem Erfahrungsbericht.

Das Treppenhaus, das in einen Vorraum des Rautenstrauch-Joest-Museums führt, ist stark verschmutzt und wird offenbar zum Drogenkonsum genutzt.
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Er und dutzende andere Parkhausnutzer fragen sich, warum die Stadt und der Parkhausbetreiber APCOA bisher scheinbar nichts gegen den desolaten Zustand der Anlage getan haben. Die Stadt – der die betroffenen Museen gehören – teilt auf Anfrage mit, der Fall sei am 8. Juli, also vor zwei Wochen, beim Ordnungsamt bekannt geworden. „Die Situation im Parkhaus stellt eine Gefahr für die Öffentlichkeit dar. Insbesondere die hygienischen Zustände entsprechen nicht den Anforderungen an ein öffentlich zugängliches Parkhaus. Hier besteht Handlungsbedarf, um sowohl die Sicherheit als auch die Nutzbarkeit für Besucher zu gewährleisten“, sagt eine Sprecherin.
Mit Bezug auf mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Lage macht die Stadt auf die Verantwortung des Eigentümers aufmerksam. „Im ersten Schritt wurde der Eigentümer aufgefordert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um das Parkhaus so zu schützen, dass Unbefugte keinen Zutritt erlangen können. Hier sind gegebenenfalls zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu prüfen“, heißt es weiter.
Stadt über das Parkhaus: Schließung sei „Ultima Ratio“
Eine Schließung des Parkhauses – wie es auf Google mehrmals gefordert wird – sei „Ultima Ratio“, da es sich dabei um einen erheblichen Eingriff in Grundrechte des Eigentümers handele. „Im ersten Schritt ist dem Eigentümer die Gelegenheit einzuräumen, die vorhandenen Zustände zu beseitigen. Wenn dieser Aufforderung nicht Folge geleistet wird, wird ein ordnungsrechtliches Verfahren eingeleitet.“
Zu Fuß kommt man in das Parkhaus gerade offiziell nur mit seiner Parkkarte, durch die man Zugang zu einem Vorraum am Rautenstrauch-Joest-Museum bekommt. Von dort aus führt das Haupttreppenhaus zur Parkebene. Jedoch scheint das Rolltor der Haupteinfahrt immer offenzustehen. Bei der alternativen Einfahrt an der Leonhard-Tietz-Straße öffnet es sich hingegen nur, wenn ein Auto vorfährt. Ein Wächter ist bei unserem Besuch an der Haupteinfahrt nicht zu sehen. Der Versuch sie zu Fuß zu passieren, löst zwar einen Alarm aus, ein Wächter kommt jedoch auch dann nicht.
Betreiber hofft auf „konstruktives Mitwirken der Ordnungsbehörden und Politik“
Der Betreiber des Parkhauses versichert auf Anfrage der Rundschau, dass man sich des Problems bewusst sei. „Drogenkonsum und andere Kriminaldelikte treten standortbedingt während der gesamten Öffnungszeit auf.“ Jedoch sei das Parkhaus nicht als einziges in der Neumarkt-Umgebung betroffen.
Gemeinsam mit dem Eigentümer der Immobilie habe man bereits Maßnahmen ergriffen. Das Parkhaus werde mehrmals täglich gereinigt, auch nachts erfolge eine Reinigung. Ein privater Sicherheitsdienst patrouilliere von 6 bis 21 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten sei die Garage geschlossen, werde aber trotzdem von APCOA-Mitarbeitenden bestreift. Zudem sei die untere Ebene vorläufig mit Bauzäunen abgesperrt.
Die Situation habe sich durch die Maßnahmen merklich verbessert. Dennoch brauche es für eine Lösung nicht nur die APCOA-Mitarbeitenden. Diese seien „nicht dafür ausgebildet, Personen unter starkem Drogeneinfluss aus der Tiefgarage zu befördern, oder Exkremente beziehungsweise Spritzbesteck zu entsorgen. Dies stellt auch für sie ein gesundheitsgefährdendes Risiko dar.“
Wie alle in der Neumarkt-Umgebung ansässigen Unternehmen sei APCOA deshalb auf ein „konstruktives Mitwirken der Ordnungsbehörden und Politik angewiesen. Ziel muss es sein, die strukturellen Ursachen dieses Problems in der Kölner Innenstadt zu lösen. Wir suchen derzeit den konstruktiven Dialog mit der Stadt Köln. Andere Standorte in Deutschland, mit ähnlichen Herausforderungen, konnten, durch eine schnelle und zielgerichtete Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand, deutlich sicherer und hygienischer gestaltet werden.“