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Messerattacke auf der EhrenstraßeDer blutige Kampf zweier Großfamilien in Köln

Lesezeit 2 Minuten
Polizisten auf der Ehrenstraße nach der Messerattacke am Freitag.

Polizisten auf der Ehrenstraße nach der Messerattacke am Freitag.

Der Messerangriff am Freitag auf der Kölner Ehrenstraße war die Fortsetzung des Lynchmords in Höhenberg – Verletzter außer Lebensgefahr.

Die Auswertung der Bilder aus der polizeilichen Videobeobachtung ging schnell. Sechs Männer konnten am Wochenende durch Ermittlerinnen und Ermittler identifiziert werden, sie alle sollen am Freitag in der Ehrenstraße an einer Auseinandersetzung beteiligt gewesen sein. Ein Mann hatte dabei lebensbedrohliche Stichverletzungen erlitten, ein 42-Jähriger war leicht verletzt worden. Nun sind sich Polizei und Staatsanwaltschaft sicher, dass dies bereits die dritte Auseinandersetzung zweier verfeindeter Großfamilien aus dem ehemaligen Jugoslawien auf offener Straße war.

Die bislang heftigste Tat, bei der im März 2022 ein Familienvater (37) in Höhenberg von einem Mob aus seinem Auto gezerrt und durch Messerstiche und Hammerschläge getötet wurde, wird derzeit vor dem Kölner Landgericht aufgearbeitet. In dem Verfahren war anfangs gegen 36 Beschuldigte wegen gemeinschaftlichen Mordes ermittelt worden. Hintergrund des Angriffs war offenbar ein Schmähvideo, das der Bruder des Getöteten am Tag vor der Attacke in den sozialen Netzwerken veröffentlicht hatte. Das Oberhaupt der konkurrierenden Familie soll daraufhin eine „angemessene Reaktion“ verlangt haben.

Aus welchem Lager die Angreifer kamen, ist noch unklar

Nun bemühen sich Polizei und Staatsanwaltschaft um die Aufklärung des jüngsten Eklats auf der Ehrenstraße. Vier der dort beteiligten Personen sollen der Familie des in Höhenberg getöteten Mannes angehören, die beiden anderen gehören nach Rundschau-Informationen zum Dunstkreis der verfeindeten Familie. „Gegen alle Beteiligten wird wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung beziehungsweise wegen versuchten Totschlags ermittelt“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Unklar ist offenbar noch, von welchem Lager die Aggression dieses Mal ausging.

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Das Opfer der Messerattacke von Freitag schwebt inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr, so teilt es die Staatsanwaltschaft mit. Keiner der Verdächtigen befindet sich in Untersuchungshaft, denn die Beweisführung ist nicht leicht. Um einen Anhaltspunkt zu erlangen, wer zugestochen hat, setzen die Ermittlungsbehörden auf die Vernehmung des Opfers, die bisher jedoch noch nicht durchgeführt werden konnte. Ein dringender Tatverdacht – die Voraussetzung für einen Haftbefehl – lasse sich momentan noch gegen keinen der Männer begründen.

Bereits zwei Tage vor dem Gewaltakt auf der Ehrenstraße soll es zur Begegnung mehrerer Männer beider Lager auf dem Hohenzollernring gekommen sein. Zeugen hatten die Polizei verständigt. Gegen mehrere Personen wird nun wegen Bedrohung ermittelt. Auf eine Fortsetzung hofft niemand, doch die Polizei ist alarmiert.

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