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Im Schatten von St. UrsulaTod eines Obdachlosen bewegt das Eigelstein-Viertel

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An der Kirche St. Ursula ist der Obdachlose am frühen Morgen gefunden worden

An der Kirche St. Ursula ist der Obdachlose am frühen Morgen gefunden worden

Ein 64-jähriger Obdachloser ist auf dem Dechant-Löbbel-Platz gestorben. Die Kriminalpolizei ermittelte zunächst wegen unklarer Todesumstände, eine Obduktion ergab jedoch keine Hinweise auf Gewalteinwirkung.

Der Tod eines Hilfsbedürftigen treibt die Menschen im Eigelstein-Viertel um: Ein Obdachloser (64) ist vor einer Woche auf dem Dechant-Löbbel-Platz verstorben. Anfang des Monates fand ein Mann bei einem Spaziergang am frühen Morgen den auf dem Boden liegenden regungslosen Mann. Der Zeuge wählte den Notruf. Zuerst trafen Polizisten ein. „Die Beamten reanimierten den Mann“, sagte ein Polizeisprecher. Doch wenig später sei der 64-Jährige verstorben.

Auch alarmierte Rettungskräfte hätten sich noch um den Mann gekümmert. Weil die Todesumstände zunächst unklar waren, befasste sich die Kriminalpolizei mit dem Fall, auch Ermittler des Kriminalkommissariates 11, zuständig für Todesermittlungen, wurden hinzugezogen. Polizisten bauten Sichtschutz auf, errichteten ein Zelt über dem Fundort und die Spurensicherung untersuchte den Leichnam und den möglichen Tatort. Eine Obduktion in der Gerichtsmedizin ergab, dass der Mann, der in Obdachlosen-Szene „Georg“ genannt wird, nicht einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. „Es wurde keine todesursächliche Gewalteinwirkung festgestellt“, betonte ein Polizeisprecher. Die genauen Umstände des Todes würden noch untersucht. Ein chemisch-toxikologisches Gutachten wurde in Auftrag gegeben. Eine chemisch-toxikologische Untersuchung ist eine Laboranalyse, die darauf abzielt, chemische Substanzen wie Medikamente, Drogen, Gifte und Alkohol nachzuweisen, hieß es weiter.

Sturz im „Cafe Viktoria“ am Tag zuvor

Die Polizei rekonstruierte die letzten Stunden des 64-Jährigen und fand heraus, dass der Mann sich einen Tag vorher Verletzungen zugezogen hatte. Er war im „Cafe Viktoria“ an der Viktoriastraße. Dort kümmern sich Mitarbeiter um Obdachlose und weitere Hilfsbedürftige. Dort stürzte der Mann an der Treppe und zog sich Kopfverletzungen zu. Eine angebotene Hilfe und den Ruf eines Rettungswagens hätte der Mann abgelehnt. teilten die Beamten mit. Ob der Tod des Mannes mit dem Sturz zusammenhängt, ist nicht geklärt.

Anwohner sind betroffen – Polizei klingelte nachts

Bei den Anwohnern rund um die Kirche St. Ursula ist der Tod des Mannes mit Bestürzung aufgenommen worden. „Es berührt die Menschen“, sagte Eigelstein-Veedelskümmer Michael Seffen. Einige Anwohner kamen auf ihn zu und wollten wissen, ob er etwas über die Hintergründe weiß. Um die Identität zu klären, hätten Polizisten Anwohner rund um den Fundort am Sonntagmorgen aus dem Bett geklingelt und gefragt, ob sie den Mann kennen. Erst bei Befragungen in der Obdachlosen-Szene und im „Cafe Viktoria“ konnte die Identität geklärt werden. Am Dechant-Löbbel-Platz war „Georg“ bei anderen Obdachlosen bekannt. Man hätte schon mal gemeinsam im Rondell auf den Sitzbänken gesessen. Wie lange der Mann schon auf der Straße lebte, konnten sie nicht sagen.

Hilfsorganisationen appellieren an Bürger

Der Malteser-Hilfsdienst appelliert an die Bürger das Gespräch mit den Obdachlosen zu suchen: „Es kostet Überwindung und man muss damit rechnen, abgewiesen zu werden. Dennoch: Viele Obdachlose freuen sich sehr über ein Gespräch. Denn neben Armut, Kälte und Hunger ist auch die soziale Isolation sehr zermürbend“. Die Diakonie teilt mit: „Wenn er ansprechbar ist, fragen, ob und welche Hilfe notwendig ist. Zum Beispiel Krankenwagen rufen oder einen Wärmebus informieren, der die Person gegebenenfalls in eine Notschlafstelle bringen kann“, teilte die Diakonie mit. Wenn die Person nicht reagiere, sie möglichst in stabile Seitenlage bringen und einen Krankenwagen rufen.

Weitere Todesfälle in jüngster Zeit

Erst Ende Juli 2025 war ein Obdachloser auf einer Bank am Breslauer Platz gestorben. Der Mann hatte sich schlafen gestellt und war nicht mehr aufgewacht. Eine Frau aus der Obdachlosen-Szene sagte: „Er lebte seit ungefähr einem halben Jahr am Hauptbahnhof. Ich habe noch gestern neben ihm auf der Parkbank gesessen“. Und weiter: „Wir haben hier tagsüber unsere Zeit verbracht. Er war sehr nett. Hat aber nicht viel geredet“, berichtete die Frau weiter. Im Juli 2022 war ein 57-Jähriger vor einer Bäckerei auf dem Bahnhofsvorplatz verstorben. Der Mann, den alle nur „Frankie“ nannten, war im Hauptbahnhof bekannt. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sagte, dass er sich um ihn gekümmert habe. „Er war ein Guter“, sagte die Sicherheitskraft damals.