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Vor der KommunalwahlWarum die Stimmabgabe heute so wichtig ist

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Wahlplakate zur Kommunalwahl in Köln

Endspurt: Am heutigen Sonntag wird in Köln bei der Kommunalwahl abgestimmt.

Heute geht es um viel in den Städten und Gemeinden. Nirgendwo ist der Einfluss der Wähler so groß, sagt der Leiter der Rundschau-Lokalredaktion Köln, Jens Meifert.

Kommunalwahlen sind Kommunalwahlen. Mit dieser so schlicht wie philosophisch anmutenden Einschätzung hat Bundeskanzler Friedrich Merz schon vor dem Sonntag Rückschlüsse auf die Bundespolitik zurückgewiesen. Man könnte ergänzen: Und gerade deshalb sind Kommunalwahlen so wichtig.

Die großen Krisen der Welt finden nicht nur auf der anderen Seite des Atlantiks, in der Ukraine oder im Streit um Strafzölle statt. Sie spiegeln sich in den einzelnen Städten und Gemeinden, in denen die Menschen die Auswirkungen vor Ort und sehr konkret erleben. Weil Hilfesuchende untergebracht werden müssen, weil Arbeitsplätze verschwinden und plötzlich kein Geld mehr da ist, um neue Spielplätze zu bauen oder eine Umgehungsstraße zu asphaltieren. Im Rheinland gibt es derzeit wohl keinen Kämmerer, keine Kämmerin ohne Sorgenfalten. Mancher versucht händeringend, ein Haushaltssicherungskonzept zu vermeiden. Es sind schwierige Entscheidungen zu treffen.

Wo Unzufriedenheit ist, da bröckelt der Zusammenhalt

Am Sonntag entscheiden die Menschen, wem sie das zutrauen. Köln steht als größte Stadt des Bundeslandes oft im Fokus. Die Brücken sind marode, viele Großbaustellen bekommt die Stadt nicht in den Griff, die Verkehrswende droht zu scheitern, es fehlen noch immer Schulplätze, und es fehlt an Geld (und auch am Konzept), um der immer stärker sichtbaren Verwahrlosung zu begegnen, um den Menschen zu helfen. Wer auch immer der parteilosen Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die nach zehn Jahren nicht wieder antritt, folgt: Er oder sie steht vor gewaltigen Herausforderungen.

Die Lasten der Millionenstadt sind in anderer Form in der ganzen Region spürbar. In jeder Gemeinde, in jeder Kleinstadt an Rhein und Sieg oder im Bergischen wird gerechnet, werden Pläne gestrichen, entsteht Unzufriedenheit. Und überall, wo die Menschen unzufrieden sind, bröckelt der Zusammenhalt, bekommen radikale Stimmen Zulauf. Auch deshalb ist es wichtig, zur Wahl zu gehen.

Nur etwas mehr als jeder Zweite hat vor fünf Jahren bei der Kommunalwahl seine Stimme abgegeben. Das ist ernüchternd, weil die Distanz zwischen Bürgern und Politikern nirgendwo so gering ist wie in den Städten und Gemeinden, weil die Einflussmöglichkeiten nirgendwo so groß sind. Und weil das oft mühevolle Engagement der Kommunalpolitiker Respekt verdient hat. Am Sonntag lässt sich das würdigen – mit der Stimmabgabe.