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Opfer von Eigelstein-Attacke„Ich dachte, dass auf uns geschossen wurde“

3 min
Von dieser Brücke warf der inzwischen gefasste Täter den Stein auf ein Auto.

Von dieser Brücke warf der inzwischen gefasste Täter den Stein auf ein Auto.

Nach der Festnahme des Mannes, der einen Stein von einer Überführung warf, spricht das Opfer der Attacke mit der Rundschau über den dramatischen Vorfall am Samstag.

So stellt man sich den Start in den Urlaub gewiss nicht vor. Das Ehepaar Köhne (68 und 61) aus Krefeld war am Samstagmorgen aus dem Weg vom Niederrhein nach Köln unterwegs, als aus der Vorfreude plötzlich Entsetzen wurde. An der Unterführung am Ursulaplatz wurde der Audi von einem Pflasterstein getroffen. Ein 37-Jähriger hatte das Wurfgeschoss auf den Wagen geworfen. Der Mann wurde am Dienstagmorgen in einer forensischen LVR-Klinik in Zülpich festgenommen. Die Erleichterung ist bei der Familie Köhne groß und die Nachricht erreichte auch schon die Ehefrau (60) von Henry Köhne, die mit der Tochter gerade in New York in Urlaub ist.

Berufskraftfahrer spricht über die Attacke

Dass es überhaupt noch zu der Reise in die USA gekommen ist, gleicht einem kleinen Wunder. Bei dem Steinwurf wurden die Insassen nicht verletzt, das Geschoss schlug im Heck ein. „Meine Frau und ich waren ganz erschrocken und ich dachte zunächst, dass auf uns geschossen wurde“, sagte der Berufskraftfahrer im Gespräch mit der „Kölnischen Rundschau“ und der „Bild“-Zeitung. Erst als der 68-Jährige den Wagen gestoppt hatte, machte ihn ein folgender Autofahrer darauf aufmerksam, dass ein großer Stein auf den Wagen geworfen wurde. „Wir hatten unfassbar viel Glück gehabt. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn der Stein in die Vorderscheibe eingeschlagen wäre“, sagte der Fahrer weiter.

Der Plan an diesem Samstag war gewesen, die Ehefrau zum Hauptbahnhof zu bringen. Gemeinsam mit der Tochter sollte es nach New York gehen. Die Tochter wohnt und in Köln und wartete mit gepackten Koffern bereits am Breslauer Platz. Beide wollten mit dem Zug nach Frankfurt und dann zum Flughafen. „Ich war zuerst einmal schockiert. Meine Frau hat den Vorfall besser verkraftet“, sagte Henry Köhne. Die Tochter kam zum schwer beschädigten Wagen am Breslauer Platz und alle hätten sich gemeinsam getröstet. Dann fiel die Entscheidung, dass Tochter und Mutter die Reise dennoch antreten. „Zum Glück waren wir in Krefeld früh losgefahren und hatten einen Zeitpuffer“, erzählte der 68-Jährige. Er blieb zurück in Köln und regelte alles nach dem Vorfall mit der Polizei. „Sie waren sehr einfühlsam“, betonte der 68-Jährige.

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Der Steinwurf geht dem Berufskraftfahrer auch Tage später noch nahe. Der 68-Jährige ist vom Herzen „ne kölsche Jung“. „Ich habe vierzig Jahre in der Stadt gelebt und liebe die Stadt“, betonte er. Zuerst lebte er in Kalk und später zog Köhne nach Nippes, wo er groß geworden ist. Nun wohnt der 68-Jährige in Krefeld. Zu einem möglichen Prozess gegen den festgenommenen 37-Jährigen wird Henry Köhne wieder nach Köln kommen.

Bei der Polizei herrscht Erleichterung, dass der Gewalttäter vom Eigelstein befasst ist. Dank Videoaufnahmen des Mannes und der öffentlichen Fahndung konnten Ermittler den Mann wiedererkennen. Taschendieb-Fahnder hatten den Mann wiedererkannt. In die psychiatrische Klinik war der Mann eingeliefert worden, nachdem er am Samstagabend – nach dem Steinwurf – noch einen Polizeieinsatz in Hürth ausgelöst hatte. An der Haltestelle „Fischenich“ habe er gegen 20.45 Uhr einen Jugendlichen angepöbelt und bespuckt. Ein Arzt ordnete die Unterbringung in der Einrichtung in Zülpich an. Der 37-Jährige ist wegen Eigentums- und Gewaltdelikten bereits polizeibekannt gewesen.

Wie die Rundschau erfuhr, werden dem Mann bundesweit Gewaltdelikte vorgeworfen. „Er ist ohne festen Wohnsitz“, hieß es von der Polizei. Ob der 37-Jährige in anderen Städten bereits nach Straftaten in ärztlicher Obhut war, wird nun geprüft. Für ein Gerichtsverfahren werden nun die Akten von Ermittlungsbehörden eingefordert.