Dringend sei die Mithilfe von Kölnerinnen und Kölnern gefordert, um zu verhindern, dass das Virus es in die Domstadt schafft.
„Die Gefahr ist latent vorhanden“Kölner Jäger erklären Umgang mit dem Risiko der Afrikanischen Schweinepest

Die Zahl der Wildschweine in Köln sei zu hoch, erklärte Stadtförster und Jäger Jörn Anlauf. Das erhöhe das Risiko für ein Infektionsgeschehen.
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„Die Gefahr ist latent vorhanden“, erklärt Jörn Anlauf, Jäger und Stadtförster im Rechtsrheinischen. Die afrikanische Schweinepest (ASP) wurde in den vergangenen Monaten in NRW festgestellt – und könnte auch in Kölns Wäldern Einzug halten. Um das zu verhindern, seien nicht nur die Forstbediensteten gefragt. Auch Kölnerinnen und Kölner müssen laut Anlauf mithelfen, um ein Szenario abzuwenden, das im schlimmsten Fall Folgen haben würde, die er sich „eigentlich lieber nicht ausmalen“ will.
Seit den ersten bestätigten erkrankten Wildschweinen, die im Juni dieses Jahres im Sauerland gefunden wurden, gab es in NRW insgesamt 235 Fälle, wie das Landesamt für Verbraucherschutz und Ernährung („Lave“) angibt (Stand 21. November). Die meisten der betroffenen Tiere wurden in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein aufgespürt. Von Köln sind die genauen Fundorte zwischen 100 und 125 Kilometer entfernt. Und auch in rund 200 Kilometer entfernten Gemeinden in Rheinland-Pfalz gibt es ein Infektionsgeschehen.
„Die Wildschweine sterben meistens innerhalb von wenigen Tagen an dem Virus“, sagt Anlauf. Eine Infektion bedeutet laut dem „Lave“ zudem großes Leid für die Tiere. Hunde und Menschen hätten nichts zu befürchten. Nur für Hausschweine bestehe eine Gefahr, erklärt der Stadtförster. „Die größte Angst der Schweinezüchter ist es, dass die Pest auch zu ihnen kommt.“ NRW steht mit 5,8 Millionen Schweinen deutschlandweit auf Platz Zwei der Bundesländer mit dem höchsten Bestand, wie das Bundesministerium für Landwirtschaft für 2025 angibt.
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Stadtförster Jörn Anlauf und sein Jagdhund Greif vor dem Wildgehege in Dünnwald. Dort leben aktuell rund 20 Wildschweine. Ein Elektrozaun schützt sie vor Kontakten mit freilebenden Artgenossen.
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Die von der ASP betroffene Kreise haben im sogenannten Kerngebiet der Ausbreitung einen Zaun durch ihre Wälder gebaut, um die Wildschweine daran zu hindern, den Virus zu verteilen. Über 100 Kilometer ist dieser laut dem Landesministerium für Landwirtschaft in NRW lang. Ein komplettes Betretungsverbot gibt es für die Bereiche aktuell nicht.
„Wenn die Schweinepest nach Köln kommt, muss hier vielleicht auch der Wald eingezäunt werden und im schlimmsten Fall für alle Besucher gesperrt werden“, sagt Anlauf. „Im Sauerland mit einer geringen Bevölkerungsdichte geht das. Aber in einer Millionenstadt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das erfolgreich sein wird.“
Menschen spielen eine große Rolle bei der Verbreitung des Virus, weshalb ein Betretungsverbot in Härtefällen sinnvoll seien könne. Denn auch kontaminierte Lebensmittel und Gegenstände wie Schuhe, Kleidung oder Fahrzeuge können APS übertragen, erklärt Anlauf. Er und sein Kollege Michael Hundt, Stadtförster im Linksrheinischen und Leiter der Kölner Jägerschaft, bitten die Bürgerinnen und Bürger daher um die Einhaltung folgender Maßnahmen.
1. Abfälle sicher verwahren
Der ASP-Ausbruch im Sauerland sei auf einen Virenstamm aus Süditalien zurückzuführen, der bislang noch nirgendwo im Norden aufgetaucht ist, erklärt Hundt. „Die Wahrscheinlichkeit, dass der Virus durch Salami oder ähnlichem nach Deutschland getragen wurde, ist relativ hoch.“ Deshalb sei es wichtig, Abfälle, in denen Fleisch enthalten ist, unerreichbar für Wildschweine zu lagern – denn die sind Allesfresser. Auch an Raststätten solle man Abfälle nur in gesicherte Behälter werfen.
2. Zäune beachten
„Die Zäune in den Infektionsgebieten haben Tore, die geöffnet werden können und der beliebte Wanderweg Rothaarsteig im Sauerland verläuft teils dadurch“, sagt Hundt. Wer es vermeiden kann, solle nicht durch die betroffenen Gebiete laufen. „Wir sollten alle keinen unnötigen Risiken eingehen.“
3. Nach Wanderungen desinfizieren
Wer doch in den Bereichen mit Infektionsgeschehen unterwegs ist, sollte danach seien Kleidung und Schuhe mit Desinfektionsmittel besprühen, erklärt Anlauf. „Das ist eine kleine Tat, kann aber eine große Wirkung haben.“
Eine interaktive Karte, auf der die betroffenen Bereiche eingezeichnet sind, gibt es hier.

Am Zaun des Wildgeheges in Dünnwald warnt ein Schild vor der Afrikanischen Schweinepest. Die Wildschweine sollten deshalb nur mit dem Futter gefüttert werden, das der Wildpark anbietet.
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Wildschweine kommen in Köln fast ausschließlich auf der rechten Rheinseite vor, sagt der zuständige Stadtförster. Rund hundert der Tiere würden dort pro Jahr geschossen. Diese Zahl soll sich nun erhöhen: „Wir sind von der Stadt angehalten, den Abschuss wegen der afrikanischen Schweinepest anzuheben, um Seuchenprävention zu betreiben. Weniger Wildschweine bedeuten auch eine geringere Gefahr der Ausbreitung.“
Die Regulierung des Bestandes sei dringend nötig. „Es gibt zu viele Wildschweine in Deutschland und auch in Köln. Der Bestand ist in den vergangenen Jahrzehnten ständig gewachsen.“ (Siehe Infokasten) Wie viele der Tiere es genau in Köln gebe, könne man nicht genau sagen. „Schwarzwild ist schwer zu zählen, weil es viel wandert. Wildschweine können pro Nacht auch mal 25 Kilometer zurücklegen.“
Die Spuren der Tiere seien oft deutlich zu sehen. Direkt vor Gut Leidenhausen in Porz, dem Sitz der Kölner Jägerschaft, haben sie eine Wiese durchwühlt. Und auch im Dünnwalder Wald sind meterlange Flächen regelrecht umgepflügt. In den vergangenen Jahren finde Anlauf solche Spuren in seinen Wäldern gehäuft. Auch das zeige, dass die Zahl des Schwarzwildes stark steigt.

Auf einer Wiese vor Gut Leidenhausen sind die Spuren einer Wildschweinrotte deutlich zu sehen, wie Stadtförster Jörn Anlauf erklärt.
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Unter Anlaufs Aufsicht stehen rund 15 Jägerinnen und Jäger. Darunter Forstbedienstete und ausgewählte Privatpersonen mit Jagdschein. Von ihnen sei fast täglich jemand in den Wäldern unterwegs. „Aber man kann eben nur schießen, was man findet.“
Wie viele Wildschweine man an einem Tag schießen kann, sei Glückssache, erklärt Hundt. „Es kann tatsächlich sein, dass man an einem Tag mehrere erlegen kann. Aber genauso versucht man manchmal mehrere Wochen vergeblich, eins zu bekommen.“
Um ein mögliches Infektionsgeschehen in Köln rechtzeitig zu bemerken, müssen Jägerinnen und Jäger zudem von jedem erlegten oder verunglückten Tier Blutproben entnehmen, die dann an Veterinäruntersuchungsämter geschickt werden, erklärt er.
Nachtsichtgeräte wegen ASP erlaubt
Um die Jagd angesichts der ASP zu erleichtern, hat das Land die Regelungen teils aufgeweicht. „Früher war Nachtsichttechnik verboten. Diese darf man inzwischen unter bestimmten Voraussetzungen benutzen, um Wildschweine zu jagen.“ Dabei handele es sich um Vorsätze, die an das Zielfernrohr gesteckt werden. „Ich sehe das mit einem zwiegespaltenen Gefühl. Das Wild auch in der Nacht zu bejagen kann dazu führen, dass es generell viel vorsichtiger wird, und man es kaum noch zu Gesicht bekommt“, erklärt der oberste Jäger Kölns.
Bachen zu schießen, die gerade Frischlinge säugen, bleibe weiterhin strengstens verboten. Ein noch sehr junges Tier, erkennbar am gestreiften Fell, zu erlegen, bleibe zwar weiterhin jedem selbst überlassen. Jedoch: „Im Zusammenhang mit der ASP ist man angehalten worden, auch Frischlinge zu bejagen.“
Ob die ASP nach Köln vordringt, sei auch für Hundt schwer zu sagen: „Ich bin guter Dinge, dass das Infektionsgeschehen im Sauerland eingedämmt wird, bevor es die Kölner Bucht erreicht.“ Eine Entwarnung sei das aber nicht. „Man kann das Übertragungsrisiko durch Menschen eben nicht ausschließen. Die Mitarbeit der Bevölkerung ist deshalb enorm wichtig. Wir alle sollten uns der Gefahr bewusst sein, die das Virus birgt.“
Infokasten: Wachsende Begegnungen mit Wildschweinen
In Köln gibt es zu viele Wildschweine. Das lässt sich durch mehrere Faktoren erklären, wie Stadtförster im Rechtsrheinischen, Jörn Anlauf erklärt. „Die Sterblichkeit der Frischlinge ist sehr gering und weibliche Tiere werden früher vermehrungsfähig“, sagt er. „Mittlerweile werden fast das ganze Jahr lang Junge geboren.“
Grund dafür ist das seit Jahren erhöhte Futterangebot. Das liege nicht nur am Klimawandel, der für milde Winter sorgt, wodurch Bäume früher und länger Früchte tragen. Auch die Landwirtschaft trage ihren Teil bei: Der vermehrte Anbau von Mais, bietet den Tieren eine Kraftquelle sowie Versteckmöglichkeiten.
Auch die Menge an Menschen, die Erholung im Wald suchen, sei gestiegen.„ Seit Corona hat die Bevölkerung den Wald wieder für sich entdeckt.“ Folglich steigen auch die Begegnungen zwischen Mensch und Tier, erklärt Anlauf. Eine genaue Zahl könne der Förster nicht nennen.
Bei den meisten Begegnungen treffe es jedoch die Hunde der Spaziergänger. Diese stöbern die eigentlich scheuen Tiere im Unterholz auf. „Das kann für den Hund auch zum Tod führen. Auch mein Hund hat bei einem Spaziergang schon von mir unbemerkt ein Wildschwein aufgestöbert. Folge war eine lange Wunde über den ganzen Bauch. Man sollte Hunde im Wald daher immer an der Leine halten.“
Menschen´, die auf ein Wildschwein treffen, rät der Stadtförster: „Man sollte sich groß machen und ausweichen, aber das Tier in keinem Fall bedrängen. Manche Keiler wiegen 120 Kilo und schon ab 40 Kilo kann es für den Menschen sehr unangenehm werden.“
