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Weißer RauchKölns Stadtdechant verpasst Papstbekanntgabe nur knapp – Kölner Stimmen zu Leo XIV.

Lesezeit 4 Minuten
Stadtdechant Robert Kleine ist wieder zurück aus Rom – einen Tag zu früh.

Stadtdechant Robert Kleine ist wieder zurück aus Rom – einen Tag zu früh.

Robert Kleine verpasste knapp die Papstbekanntgabe in Rom, traf jedoch zuvor Vorkehrungen zur Verkündung in Köln. Der neue Papst Leo XIV. wird in Köln als Hoffnungsträger gesehen, besonders für Frieden, Gerechtigkeit und kirchliche Erneuerung.

Manchmal liegen Glück und Pech ganz nah beieinander. So auch bei dem Kölner Stadtdechanten Robert Kleine. Schon lange war die Pilgerreise nach Rom mit dem Schützenbund geplant. Lange bevor es überhaupt Anzeichen dafür gab, dass in diese Zeit ein Konklave fallen könnte. Doch so war es – und Kleine genoss als Priester der katholischen Kirche diese besondere Atmosphäre in der Ewigen Stadt während der Sedisvakanz. „Unter anderem habe ich das Grab von Papst Franziskus besucht“, berichtet er. Für Donnerstag war der Rückflug geplant.

Überraschendes Ende des Konklaves

Obwohl schon in Rom, hatte Kleine nicht damit gerechnet, dass bereit der zweite Tag des Konklaves eine Entscheidung bringen könnte. Doch auch dies sollte so kommen. Und so wurde es für den Kölner Geistlichen ein Herzschlagrennen – das er leider verlor.

Der Augenblick des weißen Rauches

„Der Rückflug war für 19 Uhr vorgesehen und ich dachte mir, lieber frühzeitig loszufahren, um ihn nicht zu verpassen“, berichtet Kleine. So wollte es der Zufall, dass er sich gegen 18.10 Uhr im Sicherheitsbereich des Flughafens befand, genau zu der Zeit als weißer Rauch aufstieg. Viel knapper kann man einen neuen Papst nicht verpassen. Dennoch wurde Kleine tätig: „Ich habe sofort zu meinem Handy gegriffen und beim Dom Bescheid gesagt, dass der Decke Pitter geläutet werden soll. Der hat nämlich nicht erst dann zu läuten, wenn der neue Papst bekannt gegeben wird, sondern bereits, wenn er gewählt wurde, also wenn der weiße Rauch aufsteigt. Mein letzter Dienst aus Rom“, sagt Kleine und lacht. Danach musste er ins Flugzeug steigen. Das Handy blieb aus. Das Ergebnis der Papstwahl erfuhr er erst auf deutschem Boden.

Nein, Robert Francis Prevost hatte er nicht auf dem Plan. Kleine gesteht aber auch, dass er sich im Vorfeld keine großen Gedanken gemacht hatte, wer Favorit für den Heiligen Stuhl sein könnte.

Der Kölner Stadtdechant schaut nun zuversichtlich dem neuen Papst entgegen. Sein Papstname „Leo“ gefällt ihm gleich aus mehreren Aspekten gut. „Der bedeutet ja auch Löwe. Und ich hoffe, Leo der XIV. wird wie ein Löwe für Frieden, Gerechtigkeit und die Frohe Botschaft kämpfen.“

Hoffnungsträger in der katholischen Kirche Köln

Der neue Papst weckt in der katholischen Kirche in Köln allgemein Hoffnungen. „Mich hat die Botschaft, dass es weißen Rauch gibt, daheim am Kochtopf fürs Abendessen überrascht. Und wir haben gleich in allen Innenstadtkirchen die Glocken angeworfen, um die Frohe Botschaft überall kundzutun“, berichtet Innenstadtpfarrer Dominik Meiering. „Ich wusste nicht viel über den neuen Papst, bin aber nach dem kurzen Studium seines Lebenslaufes und seiner Veröffentlichungen sicher, dass wir überaus dankbar sein können über diese Wahl. Papst Leo XIV. kam bei seinem ersten Auftritt überaus sympathisch und menschlich rüber,“ so Meiering weiter. Er zeigt sich beeindruckt von der Wissensfülle des neuen Papstes. Ob philosophische und theologische Bildung, ob Erfahrung in der Weltkirche oder in der Leitung der Kurie: „Das alles hat er drauf“, sagt der Innenstadtpfarrer. Und darüber hinaus brenne er für die Mission. Meiering ist sich sicher, Leo der XIV. werde das Erbe von Franziskus weiterentwickeln.

Ein Papst mit vielfältiger Biografie und Erfahrung

Der ehemalige Dompropst Nobert Feldhoff war gleich für zwei Kölner Erzbischöfe Generalvikar: Höffner und Meisner. Leo XIV. ist nunmehr der achte Papst, den er aktiv erlebt. Und mit all seiner Erfahrung zeigt er sich über die Wahl begeistert: „Eine wahnsinnig interessante Biografie. Ein US-Amerikaner, der in Peru Bischof wurde. Ein Papst mit viel positiver pastoraler Erfahrung.“ Feldhoff ist sich sicher, Leo der XIV. wird ein ausgleichender Papst sein.

Michael Kasiske ist der neue Geschäftsführer des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Köln. „Die ersten Worte von Papst Leo XIV. haben mich sehr beeindruckt, denn er macht den Menschen mit seiner Zusage der Liebe Gottes Mut, sich für eine bessere Welt zu engagieren“, so sein erster Eindruck. „Außerdem hat Papst Leo XIV. die Kontinuität zu Papst Franziskus betont. Daher freuen wir uns vom Diözesanrat nun darauf, als Kirche ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und miteinander vorwärtszugehen“, sagt Kasiske.

Erwartungen an soziale Gerechtigkeit und strukturelle Veränderungen

Marianne Arndt ist Gemeindereferentin in Höhenberg und Vingst und in Köln eine führende Stimme der innerkirchlichen Gleichstellungsbewegung Maria 2.0. Auch sie teilt den positiven Blick auf den neuen Papst, sieht ihn in den Fußstapfen seines Vorgängers mit einem Pontifikat der sozialen Gerechtigkeit. Doch ihre Erwartungen gehen darüber hinaus: „Es ist unbedingt wichtig, dass die Aufklärung des Missbrauchs innerhalb der Kirche in den Mittelpunkt gestellt wird. Das ist ein weltweites Problem, durch das unsere Kirche unglaubwürdig und unwahrhaftig geworden ist – und genau das müssen wir verändern“, sagt Arndt. Wichtige Voraussetzungen dafür sei, dass sich Machtverteilung und Struktur in der Kirche verändere. Dazu gehöre, dass die Rolle der Frau neu bewertet und sie einen gleichberechtigten Platz in der Kirche bekomme. Dabei ist Arndt sich bewusst: „Das ist eine große Herausforderung für Leo XIV. Vielleicht ist auch gar nicht alles möglich.“