Ostasiatisches Museum in KölnPorzellan im Millionenwert gestohlen – Fahndung nach Tätern

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Die Spurensicherung der Polizei am Museum für Ostasiatische Kunst.

Die Spurensicherung der Polizei am Museum für Ostasiatische Kunst.

Zwei Diebe haben in der Nacht zu Mittwoch wertvolle Exponate aus dem Museum für Ostasiatische Kunst am Aachener Weiher gestohlen.

Blass und übermüdet steht Dr. Shao-Lan Hertel am Mittwochnachmittag im Foyer des Museums für Ostasiatische Kunst, dessen Leiterin sie seit zwei Monaten ist. Die Tür ist versperrt, denn das Haus ist seit Mittwochnacht ein Tatort. In den hinteren Räumen sichern Beamtinnen und Beamte der Polizei Spuren, im Entree kämpft Hertel mit ihrer Fassungslosigkeit. „Ich bin schockiert, dass unser Haus gleich zwei Monate nach meinem Dienstantritt mit einem solchen Schaden und Verlust konfrontiert wird“, klagt sie. Zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass Einbrecher Kunstwerke im Millionenwert erbeutet haben.

Sicherheitsfragen stehen im Vordergrund

Eine solche Tat hat die Stadt seit dem Milionenraub im Kölner Dom im Jahr 1975 nicht erlebt. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Tat stellte sich am Mittwoch die Frage nach der Sicherheit. Hat die Alarmanlage funktioniert? Welche Sicherheitsvorkehrungen gab es? Die Antworten der Stadt fallen mit Hinweis auf die polizeilichen Ermittlungen karg aus. „Zu Sicherheitsfragen werden wir uns nicht äußern“, betont Stadtsprecherin Simone Winkelhog. Seltsam wirkt mindestens, dass auch in der Mitteilung der Polizei nicht von ausgelöstem Alarm die Rede ist. Der Pförtner des Museum sei hingegen „durch laute Geräusche an der Vorderseite des Museums“ auf die Tat aufmerksam geworden.

Der Eingangsbereich des Museums für Ostasiatische Kunst am Mittwochmittag.

Der Eingangsbereich des Museums für Ostasiatische Kunst am Mittwochmittag.

Nun fahndet sie Polizei nach zwei Männern, einer von ihnen soll 25 bis 30 Jahre alt sein, schulterlange Haare haben und eine Käppi getragen haben. Sein Komplize wird als 40 bis 50 Jahre alt beschrieben. Er soll einen eckigen Rucksack getragen haben wie ihn Lieferdienste zum Warmhalten von Speisen nutzen. Museumsleiterin Hertel betonte, es seien am Mittwoch Gespräche mit der Kriminalpolizei und dem Sicherheitsdienst des Hauses geführt worden. Weitere Antworten gibt sie nicht. Gab es etwa einen stillen Alarm? Wie hat der Sicherheitsdienst vom Einbruch erfahren?

Nun stehen offenbar die Sicherheitskonzepte aller Kölner Museen auf dem Prüfstand. „Was die Sicherheit dieses und der anderen Museen betrifft, werden wir alles an die Aufarbeitung setzen. Wenn es Lücken und Schwächen in unserem System gab, werden wir diese natürlich beheben“, kündigt Kulturdezernent Charles an. Er sei in erster Linie erleichtert, „dass keine Personen zu Schaden gekommen sind.“

Handelt es sich um einen Auftragsdiebstahl?

Für den Einbruch dürfte indes ein enormer Kraftaufwand vonnöten gewesen sein. Denn die Täter schafften es, eines der bis ins Souterrain reichenden Fenster aufzuhebeln. Am Mittwoch baute die Polizei einen blickdichten Pavillon vor dem Fenster auf, um trotz der regnerischen Witterung mögliche Fingerabdrücke oder andere Spuren an Fensterrahmen und Scheiben sichern zu können.

Direktorin Dr. Shao-Lan Hertel und Dezernent Stefan Charles

Direktorin Dr. Shao-Lan Hertel und Dezernent Stefan Charles

Kulturdezernent Stefan Charles spricht am Mittwoch von einer „besonders tragischen Situation“ für das Museum. Neun Porzellane, die auf eine Epoche zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert datiert werden, gehören zur Beute. Dartunter befindet sich auch ein „Lotustopf“ der Qing-Dynastie, datiert auf das 18. Jahrhundert. Von diesem Topf ließen die Täter den Deckel zurück. Gestohlen wurden Teller, eine „Neun-Drachenvase“, eine „Wucai-Wandvase“ und Schalen.

Einen Markt für gestohlene Museumsexponate dürfte es kaum geben, zu einzigartig und bekannt sind die Objekte in Kunstkreisen. Handelt es sich also um eine Auftragstat? „Diese Frage haben wir uns auch gestellt“, betont der Kulturdezernent.

Hinweise nimmt die Polizei unter der Nummer 0221/2290 entgegen.

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