- Was macht es so schwierig für die KVB, Busfahrer zu bekommen?
- KVB ist in 20 bis 30 konkreten Gesprächen
- REVG dreht an der Lohnschraube
Köln – Von einem Meilenstein für den Nahverkehr hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker gesprochen. Im vergangenen Mai trat sie vor die Mikrofone und stellte ein ganzes Paket zur Kapazitätserweiterung für die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) vor. Sie sprach von Langzügen, die ab 2022 in Köln fahren sollen. Auch davon, dass die KVB bis 2040 ihre gesamte Stadtbahnflotte erneuern will. Und nicht nur in weite Ferne schweifte ihr Blick. Bereits für den Fahrplanwechsel am kommenden 10. Dezember hatte sie etwas im Portfolio: Zusätzliche Busangebote (siehe Kasten). Da ahnte noch niemand, wie schwer es werden würde, diese Busse auf die Straße zu bringen. Nicht dass es an Geld fehlen würde. Auch die Fahrzeuge gibt es. Mangelware sind aber die Busfahrer. Um sie findet ein Tauziehen in Köln und Region statt.
Der 10. Dezember ist nicht mehr lang hin. 33 Busfahrerinnen und -fahrer braucht die KVB, um das erweitere Busangebot realisieren zu können. Zehn hat sie erst. 22 Verträge müssen also noch unterschrieben werden.
Neues Busangebot
Ab dem Fahrplanwechsel zum 10. Dezember wird die „Unibus-Linie“ 142 im nachfragestärksten Abschnitt zwischen Bahnhof Ehrenfeld und Weißhausstraße auf einen Zehn-Minuten-Takt verdichtet. Die Strecke der Linie 144 wird zum Gewerbegebiet Girlitzweg verlängert, wo auch eine neue Gesamtschule am Wasseramselweg entsteht. Eine neue Linie 124 soll als Direktbuslinie den Hauptbahnhof mit Ford und dem Gewerbegebiet Feldkassel verbinden. Das Neubaugebiet Sürther Feld wird durch die Buslinie 130 über einen neuen Linienast an das ÖPNV-Netz angebunden.
Das klingt alarmierend. Doch Stephan Anemüller, Sprecher der KVB, ist mittlerweile wieder ruhigen Blutes. „Wir sind in 20 bis 30 konkreten Gesprächen“, sagt er. Konkret bedeutet das, es geht noch darum, Tinte unter Arbeitsverträge zu setzen. „Es sieht also so aus, dass wir zur Fahrplanänderung alle zusätzlichen Busangebote anbieten können“, ist er sich sicher. Doch er räumt ein, diese Sicherheit war nicht immer gegeben bei der KVB. „Wir hatten Sorge, es nicht zu schaffen. Es war eng, kein Kinderspiel.“
Doch was macht es so schwierig für die KVB, Busfahrer zu bekommen? Allgemein trägt die gute Konjunktur dazu bei, dass generell Mangel an Fachkräften herrscht. Dazu kommt, dass die Entlohnung für Busfahrer nicht im Hochlohnbereich liegt. Das Einstiegsgehalt bei den Verkehrs-Betrieben liegt bei rund 2400 Euro, in der Privatwirtschaft noch darunter. Doch im Besonderen gab es in den vergangenen Monaten einen regelrechten Kampf um Busfahrer in der Region. Hintergrund ist, dass die Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) ab 2019 nicht mehr nur ein sogenannter Regie-Betrieb sein wird, also ein Betrieb, der nur Dienstleistungen koordiniert, sondern selber im Rhein-Erft-Kreis ÖPNV-Leistungen anbietet. Dafür suchte sie rund 170 Busfahrer – und graste den Markt ab.
REVG dreht an der Lohnschraube
Um die Fachkräfte zu kriegen, drehte die REVG an der Lohnschraube. Sie rechnete großzügig Berufsjahre der Busfahrer aus anderen Betrieben an. So wurde es für Fahrer interessant, aus einem bestehenden Vertrag heraus zu wechseln.
Das sorgte für böses Blut. Der Rundschau liegt ein Brief der REVG an die KVB vor, in dem sich die REVG gegen den Vorwurf wehrt, sie werbe bewusst Fachkräfte ab. Tatsache ist aber, zumindest für Busfahrer aus der Privatwirtschaft sind die Angebote der REVG sehr attraktiv. Und das betrifft auch die KVB, weil die nämlich mehrheitlich Anteile des Bus-Unternehmens Schilling hält. Schilling übernimmt Leistungen für die Kölner Verkehrs-Betriebe.
Der Sog für die Schilling-Fahrer ist so groß, dass die KVB nun Geld in die Hand nehmen will. Eine Summe will der Betrieb nicht nennen. Insider sprechen von einem Millionenbetrag. Der soll in die Gehälter fließen, um die Fahrer halten zu können. Denn das Tauziehen geht weiter. Reker kündigte im Mai auch ein nochmals vergrößertes Busangebot zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 an. Angesichts dieses Datums ist es schon wieder vorbei mit dem ruhigen Blut bei der KVB.