KopfhörerkonzertOliver Niesen von Cat Ballou freut sich auf die neue Erfahrung

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Neue Erfahrung: Oliver Niesen freut sich auf sein erstes Kopfhörerkonzert.

Am Sonntag spielen Cat Ballou auf der Summer Stage im Jugendpark. Dominic Röltgen sprach mit Sänger Oliver Niesen über Musik über Kopfhörer, neue Lieder und besondere Momente während der Pandemie. Ein Kopfhörerkonzert ist auch für Cat Ballou etwas Neues. Oliver Niesen: Exakt, so etwas haben wir noch nicht gespielt. Obwohl das prinzipiell ja keine neue Erfindung ist und wir schon öfter damit geliebäugelt haben. Als die Anfrage jetzt kam, waren wir auch sofort begeistert. Der Jugendpark alleine ist ja schon eine super Location. Das wird schon eine schöne Nummer werden.

Auch als Gast noch nie auf so einem Konzert gewesen?

Ne, tatsächlich nicht. Obwohl ich Musik am liebsten über Kopfhörer höre – eigentlich sogar ausschließlich. Ich höre, ehrlich gesagt, wenig Musik, aber wenn, dann sehr bewusst. Mit Kopfhörer kann man sich ein wenig abschotten, alles viel genauer hören. Das ist sehr viel direkter.

Wie bereiten Sie sich vor? Proben nur noch mit Kopfhörer?

Nein, das nicht. Aber es ist ja ohnehin eine besondere Zeit, und wir müssen immer auf die jeweiligen Situationen und Begebenheiten eingehen. Bei unserem Konzert im Tanzbrunnen etwa haben wir das Set sehr akustisch aufgefasst, alles etwas gediegener gespielt, so dass es den Leuten nicht so schwer gefallen war, nicht mitsingen und abgehen zu dürfen. Wir sehnen uns zwar nach Vollgas, aber wir passen uns den Gegebenheiten vor Ort an. So wird dann auch jeder Gig besonders.

Corona hat für einige besondere Konzerte gesorgt – im Autokino oder Ihre Balkon-Gigs. Gab es einen Moment, der Sie besonders berührt hat?

Auf jeden Fall war alles sehr speziell. Die Autokino-Konzerte waren überraschend gut, weil ich darauf im Vorfeld eigentlich gar keine Lust hatte. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie das wird. Und dann war man ab dem zweiten Auftritt da schon richtig drin, und auch die Stimmung war einfach nur super. Ansonsten war der Moment, als wir im Tanzbrunnen die Bühne betraten, sehr besonders. Wir spielen ja in normalen Zeiten knapp 300 Auftritte im Jahr, da verschwimmen mit der Zeit die Momente einfach. Aber hier ist mir richtig in Erinnerung geblieben, wie man gemerkt hat, dass den Leuten etwas gefehlt hat.

Erfährt die Kulturbranche genügend Unterstützung aus der Politik?

Ich bin nicht so der Freund davon, mit dem Finger auf Leute oder Geschehnisse zu zeigen, aber natürlich ist es echt schwer. Wir haben in unserem Umfeld viele Musiker oder anderweitig Kulturschaffende, wo wir direkt sehen, wie Scheiße das ist. Wenn man dann sieht, dass in anderen Branchen ganz anders unterstützt wird, ist man natürlich schon etwas verärgert. Trotzdem möchte ich gar nicht groß meckern, weil ich weiß, dass es anderen noch viel schlechter geht.

Doch auch wenn Künstler und Veranstalter gerade viele kreative Ideen haben und versuchen, sie umzusetzen: Man merkt, dass eine Verunsicherung einfach da ist – auch bei den Besuchern. Ich glaube, wenn die Politik mehr mit den Veranstaltern an Konzepten arbeiten würde, könnte schon viel schneller wieder mehr passieren. Aber es bringt nichts, nur das Negative zu sehen – wir müssen einfach das Beste daraus machen.

Wie viele neue Lieder sind während der Corona-Zeit entstanden?

Wir haben vier Demos veröffentlicht. Die wollen wir auf jeden Fall versuchen, auf die Bühne zu bringen – wahrscheinlich auch schon im Jugendpark.

Corona hatte also auch etwas Gutes…

Wenn man es so sieht, auf jeden Fall! Wir haben sogar unseren Urlaub früher abgebrochen, sind sehr schnell wieder in den Proberaum gegangen, weil wir davon ausgegangen sind, dass für dieses Jahr alle Konzerte – also die, die normal geplant waren – abgesagt werden. Wir haben sehr intensiv an neuer Musik gearbeitet, machen das auch immer noch und versuchen, soviel wie möglich davon aufzunehmen. Das ist natürlich super schwierig, denn wir verdienen gerade kein Geld, müssen aber welches ausgeben. Aber das bekommen wir schon hin.

Es wird also ein Quarantäne-Album von Cat Ballou geben?

Es wird in jedem Fall etwas Neues geben, nur wann und in welcher Form, ist noch nicht klar. Wir wollen flexibel bleiben, und die weitere Entwicklung kann man derzeit ja ohnehin nicht vorhersehen. Wenn wir ein neues Album herausbringen, wollen wir das schließlich auch live bespielen können.

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Das Konzert von Cat Ballou im Jugendpark beginnt um 19 Uhr. Tickets für eine Zweierparzelle kosten 59 Euro.

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