Köln – Und nun zum Wetter. Auf dem Pluto. Jemand, der dazu bald Auskunft geben können wird, ist der Kölner Wissenschaftler Dr. Martin Pätzold. Er ist Leiter der Planetenforschung an der Universität Köln und mit einem Team des Instituts an der New Horizons-Mission zum Pluto beteiligt, die derzeit für Furore sorgt. „Wir haben die größte Antenne an der Raumsonde“, sagt Pätzold, der in den USA den Ablauf seiner Radiowellen-Experimente überwacht, im Gespräch mit der Rundschau.
Der 55-Jährige und seine Mitarbeiter wollen über die Analyse von Radio- und Mikrowellen nicht nur die Masse, Dichte und Oberflächentemperatur des Zwergplaneten herausfinden, sondern auch die Dichte, die Druckverhältnisse und die Temperatur der Atmosphäre. „Das sind im Prinzip dieselben Daten, die sich auch beim Wetterbericht hier auf der Erde wiederfinden“, erklärt Pätzold.
Der Kölner Forscher ist ein gefragter Mann in diesen Tagen, schließlich hat New Horizons spektakuläre Fotos vom Pluto geliefert. Pätzold und seine Mitarbeiter sind die einzigen deutschen Wissenschaftler, die an der Mission beteiligt sind. „Sat1 hat mich heute früh um vier Uhr geweckt, dabei war ich wegen des ARD-Morgenmagazins erst um halb zwei im Bett“, berichtet Pätzold, der dennoch nicht müde wirkt als ihn die Rundschau um 6.45 Uhr Ortszeit erreicht. Gespannt erwartet er die Ankunft des ersten seiner Datenpakete. Ein Jahr wird es dauern, bis die NASA-Raumsonde alle Daten zur Erde gefunkt hat. „Die Sendeleistung ist in etwa die einer Glühbirne“, sagt Pätzold.
Weltspitze auf seinem Gebiet
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln hat die Radiowellen-Experimente finanziell gefördert. Die Daten der Kölner Forscher können Aufschluss darüber geben, welche Gase die Atmosphäre enthält oder welche Stoffe auf der Oberfläche zu finden sind. „Die Temperatur an den Polkappen hat uns etwa schon verraten, dass dort Methaneis zu finden sein muss“, sagt Pätzold, der auf seinem Forschungsgebiet zur Weltspitze gehört.
Merlin ist sechs Jahre alt und er ist besorgt – um Pluto. Der Junge befürchtet, der Zwergplanet könnte traurig sein. In einem Brief an das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) in Köln fragt er: „Warum ist Pluto kein Planet mehr? Mama sagt, weil er zu klein ist. Stimmt das? Ich bin doch auch klein und trotzdem bin ich ein Mensch. Eben ein kleiner Mensch.“ Die DLR-Planetenforscher haben Merlin in einem Brief geantwortet. Sie erklären, das viele weitere Objekte der Größe Plutos entdeckt wurden und aus diesem und vielen weiteren „komplizierten“ Gründen eine neue Planetenklasse eingeführt wurde: Zwergplanet. Die Forscher hegen aber die Hoffnung, dass Pluto so weit weg ist, dass er davon nichts mitbekommen hat und somit nicht traurig ist. (sol)
Eine Erkenntnis aus diesen Tagen ist auch, dass der Zwergplanet Pluto 20 Kilometer größer ist, als gedacht – zum richtigen Planeten macht ihn das aber nicht mehr. „Die neue Definition lässt das nicht mehr zu.“ Gestartet war New Horizons zum Planeten Pluto, die Aberkennung des Status kam kurz darauf. „Das hat viele Kollegen frustriert“, erzählt Pätzold. Ihn nicht so sehr, ihn interessiert vor allem das Wetter.