Die neue Parteichefin, Nachfolgerin von Thilo Waasem, ist seit wenigen Tagen auch Vize-Landrätin im Kreis Euskirchen.
ParteitagSPD wählt Annegret Lewak zur Vorsitzenden im Kreis Euskirchen

Der neue geschäftsführende Vorstand: Jan Neumann (v.l.), Annegret Lewak, Matthias Braun und Patrick Schöneborn. Thilo Waasem gab das Amt als Vorsitzender ab. Auf dem Bild fehlt Sebastian Glatzel.
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Annegret Lewak aus Zülpich ist die neue Kreisvorsitzende der SPD. Mit 92,4 Prozent der abgegebenen Stimmen wurde sie beim Kreisparteitag gewählt und tritt damit ihr zweites neues Amt an: Seit Mittwoch ist sie zudem stellvertretende Landrätin.
Lewak war zuvor stellvertretende Kreisvorsitzende. Nun löst sie den bisherigen Kreis-SPD-Chef Thilo Waasem ab, der nicht mehr kandidiert hatte.
Lewak ließ die Mitglieder die Namen von Parteifreunden aufschreiben
Dabei machte es Lewak ihren Parteikollegen im Zülpicher Seehaus nicht ganz leicht. Sie hatte auf den Tischen Karten des Kreisgebiets auslegen lassen, und forderte dazu auf, Namen der bekannten Genossen aus allen elf Kommunen darauf zu notieren. Das sorgte für nachdenkliche Mienen im Saal – während Lewak am Beispiel jeder der Kommunen ihre parteipolitischen Ziele erläuterte. Auf um die 50 Namen zwischen Weilerswist und Hellenthal kamen am Ende die, die offenbar ihre Genossen im Kreis am besten kennen.
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Wofür alle künftig vor allem stehen wollen, wurde in allen Redebeiträgen des Parteitags deutlich. Es ist „konkrete Politik für die Menschen vor Ort“, so Thilo Waasem, der seit 2021 die Kreis-SPD geführt hatte. Damals löste er Markus Ramers ab, der zuvor zum Landrat gewählt worden war. Es gelte im neuen Kreistag in der stabilen Mehrheit mit der CDU vor allem drei Ziele zu erreichen: mehr für die Bildung zu tun, den Bevölkerungsschutz auszubauen und eine am Menschen orientierte Gesundheitsversorgung zu organisieren.

Gerhard Mayer aus Nettersheim kam auf 36 Namen von Genossen in den SPD-Ortsverbänden im Kreisgebiet.
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Jedoch ist klar: Auch wenn die SPD im Kreis Euskirchen bei der Kommunalwahl mit ihren 24,7 Prozent landesweit ein sehr gutes Ergebnis erzielt hat, wachsen die sprichwörtlichen Bäume nicht in den Himmel.
Bundesweit gelte es zudem mehr für Sicherheit und Ordnung und die Finanzierung der Kommunen durch Bund und Land für die zu übernehmenden Aufgaben zu sorgen, sagte im Anschluss Daniel Walter, Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Düren. Er bezeichnete sich als „der Betreuungsbundestagsabgeordnete“ auch für die Sozialdemokraten im Kreis Euskirchen.
Markus Ramers erklärte der SPD-Spitze, „wie man Wahlen gewinnt“
Landrat Markus Ramers, nach seiner Wiederwahl mit mehr als 68 Prozent sichtlich selbstbewusst, ging am Rednerpult auf die Gründe für das gute Ergebnis seiner Partei bei den jüngsten Kommunalwahlen ein. Die SPD holte durch Emmanuel Kunz in Kall und Sebastian Glatzel in Bad Münstereifel zwei Bürgermeisterposten. Im Kreistag gewannen die Genossen zudem vier Direktmandate, 2020 waren es derer lediglich zwei gewesen.
Die guten Zahlen hatten Ramers vor Kurzem eine Einladung in die Berliner Bundeszentrale seiner Partei eingebracht. Dort habe er den Parteigranden um die Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil und Bärbel Bas erklären sollen, „wie man Wahlen gewinnt“, so Ramers im Seehaus.
Wenn man reinkommt, schaut man direkt auf die Bronzestatue von Willy.
„Wenn man reinkommt, schaut man direkt auf die Bronzestatue von Willy“, zeigte sich Markus Ramers zwar beeindruckt – doch ein Patentrezept habe er seiner Partei nun auch nicht geben können. Stattdessen, so Ramers, habe er vor allem das gesagt, was sein Wahlprogramm war und ist: „Wir haben hier im Kreis Euskirchen einen klaren Blick auf das, was die Menschen brauchen und ihnen hilft. Und wir haben eine große Verbundenheit zu unserer Heimat, die Eifel-Liebe.“
Das alles macht aus Sicht mancher Bundesgenossen in Berlin die Region offenbar zum sprichwörtlichen kleinen gallischen Dorf erfolgreicher Politik im CDU-Land, das der Kreis angesichts der Mehrheiten in den Stadt- und Gemeindeparlamenten immer noch ist, wenn auch längst nicht mehr in den Dimensionen vergangener Jahre.
Im Anschluss kam es bei den turnusmäßigen Vorstandswahlen, souverän geleitet von Karl Vermöhlen (Ortsverband Kall), zu einem Komplett- und Generationswechsel, da die bisherigen Vorstandsmitglieder ausschieden. Auch U-30-Sozialdemokraten übernehmen künftig Verantwortung im Kreis. Hinter Annegret Lewak sind nun Matthias Braun (Ortsverband Dahlem) und Sebastian Glatzel (Bad Münstereifel) die stellvertretenden Kreisvorsitzenden.
Sie erhielten jeweils 60 Stimmen, Michael Breuer (Euskirchen) kam mit 39 abgeschlagen auf Platz drei. Ohne Gegenkandidaten wurden Patrick Schöneborn (Schleiden) zum neuen Kassenwart und Jan Neumann (Euskirchen) zum Schriftführer gewählt. Marvin Strick (Zülpich) ist Mitglieder- und Bildungsbeauftragter.
Nach gut dreieinhalb Stunden ging ein harmonischer Kreisparteitag im Seehaus zu Ende. Alleine die Tatsache, dass 91 stimmberechtigte Mitglieder angereist waren, macht der Kreis-SPD Mut: Man hat für den Moment allen Grund, mit dem Erreichten zufrieden zu sein.

