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Nach Mord im Böckling-ParkEs gibt neue Erkenntnisse zum Tod eines Ex-„Hells Angels“ in Mülheim

Lesezeit 3 Minuten
Ein Polizist überwacht den abgesperrten Bereich eines Tatorts - er steht mit dem Rücken zur Kamera.

Ein Ermittler begutachtet den Tatort im Mülheimer Böcking-Park. Bei einem Mord im Rockermilieu wurde ein Mann erschossen und seine weibliche Begleitung schwer verletzt.

Laut Polizei sei inzwischen klar, wie gezielt der oder die Täter einen ehemaligen Rocker und seine Freundin angegriffen haben sollen.

Nach dem Mord an einem ehemaligen Mitglied der „Hells Angels“ (35) in Mülheim versuchen die Ermittler intensiv, die Todesschützen zu finden. Noch am Wochenende gründete die Kölner Polizei eine große Ermittlungskommission. Wie sich herauskristallisiert, machten die Angreifer am Pfingstsamstag offenbar gezielt Jagd auf die späteren Opfer.

Die gesuchten Männer suchten das ehemalige Mitglied der „Hells Angels“-Gruppierung „Rhine Area“ zuerst an seinem Wohnort im Rechtsrheinischen auf. Die Tatverdächtigen trafen den 35-Jährigen dort nicht an und fragten Anwohner.

Ehemaliger Rocker wurde mit Kopfschuss umgebracht

Ein Nachbar soll dem späteren Angreifer gesagt haben, dass der ehemalige Rocker mit seiner Lebensgefährtin in einem Fitness-Club in Mülheim trainiert. Dort sollen die Täter das Paar beobachtet haben. Als das Paar das Studio verließ, sollen die Männer beide verfolgt haben. Im Böcking-Park kam es gegen 15.30 Uhr zu einem ersten Aufeinandertreffen. Nach einem Streitgespräch soll einer der Täter zweimal auf die Frau (28) geschossen haben – sie wurde lebensgefährlich verletzt.

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Der Ex-Rocker floh und wurde später in einem Innenhof in der Nähe des Gilden-Brauhaus am Clevischen Ring mit einem Kopfschuss umgebracht. Wie die „Bild“ berichtet, könnte Streit um Geld der Grund für die tödliche Abrechnung gewesen sein. Über die Hintergründe der Bluttat hüllen sich die Ermittlungsbehörden weitgehend in Schweigen. Es könnten derzeit keine Informationen zu Hintergründen, Motiven oder Tatverdächtige gemacht werden, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit.

Polizei ermittelt wegen „eindeutigem Rockerhintergrund“

In dem Verfahren gebe es erste erfolgversprechende Ermittlungsansätze, die nicht gefährdet werden sollen. Auch über den Gesundheitszustand der 28-Jährigen wurden keine Angaben gemacht. Wie die Rundschau aus Polizeikreisen erfuhr, wird das Verfahren bei der Abteilung für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität (OK) bearbeitet. Der Grund sei der „eindeutige Rockerhintergrund“, wie es hieß.

Bei einem Fall dieser Tragweite wird von der Polizei die komplette Bandbreite der kriminalistischen Arbeit durchgeführt. Dazu gehören verdeckte Ermittlungen, Observationen, Zusammenarbeit mit internationalen Sicherheitsbehörden, Abfrage von Handydaten oder Überprüfung von Überwachungsvideos. Eine Polizistin, in Freizeit, soll Augenzeugin der Tat gewesen sein, berichtete die Bild-Zeitung weiter. Sie sei bereits von den Kollegen befragt worden. Die Beamtin soll sich um die 28-Jährige gekümmert und ihr ein Druckverband angelegt haben, genauso wie ein Köbes des „Gilden Brauhauses“. Eine Zeugin war in die Gaststätte gelaufen und hatte den Köbes um Hilfe gebeten.

Der Club „Rhine Area“ war bis 2016 in Düsseldorf beheimatet, nachdem es zu Querelen gekommen war, orientierten sich die Mitglieder nach Köln und fanden in Holweide ihren Treffpunkt. Der Ortswechsel hatte in der Szene für Unruhe gesorgt, im Januar 2017 hatten Unbekannte sieben Schüsse auf das Café an der Bergisch Gladbacher Straße abgefeuert - die Ermittler vermuteten Revierkämpfe zwischen Hells Angels und den Bandidos als Ursache. Vor einigen Monaten hatte sich das Kölner Chapter aufgelöst.


Landgericht verhandelt gegen mutmaßliche „Bandidos“-Mitglieder

Am Landgericht wird gegen zwei mutmaßliche Mitglieder (31 und 28) der Rockergruppe „Bandidos“ wegen versuchten Mordes prozessiert. 2018 soll ein damals 21-Jähriger ins Fadenkreuz der Rocker geraten sein. Aus einem Auto war auf den jungen Mann und seinen 17 Jahre alten Beifahrer geschossen worden.

Der Grund: Der 21-Jährige hatte sich ein Auto geliehen, das einem mutmaßlichen „Hell’s Angels“-Rocker gehörte. 2019 war ein 27-Jähriger in dem Fall unter anderem wegen Beihilfe zum versuchten Mord verurteilt worden. Der Mann hatte das Fahrzeug gemietet, aus dem heraus die Angeklagten und ein bislang unbekannter Mittäter geschossen haben sollen.

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