Nur noch eine Fahrspur für AutosRingfrei fordert Pop-up-Radweg am Hansaring

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Am Hansaring/Ecke Kümpchenshof ist die rechte Autospur wegen Bauarbeiten gesperrt.

Am Hansaring/Ecke Kümpchenshof ist die rechte Autospur wegen Bauarbeiten gesperrt.

Köln – Vom Ziel einer durchgängigen sicheren Verbindung für Radfahrer auf den Ringen von der Bastei bis zum Ubierring ist Köln nicht mehr weit entfernt. Auf den meisten Abschnitten hat die Stadt seit 2018 breite Fahrradstreifen angelegt und dafür eine Autospur weggenommen. Nicht so jedoch am Hansaring in Richtung Friesenplatz zwischen „Am Kümpchenshof“ und Erftstraße.

Hier gibt es für Radfahrer bisher nur den alten schmalen Radweg aus roten, teils losen Pflastersteinen. Die Bezirksvertretung Innenstadt hatte die Stadt im Juni aufgefordert, dort einen so genannten Pop-up-Radweg einzurichten. Dabei wird die rechte Kfz-Spur mit Markierungen auf der Fahrbahn abgetrennt und dem Radverkehr zur Verfügung gestellt. Die Verwaltung lehnte ab. Begründung: Hier würden zwei Kfz-Spuren benötigt, sonst drohe Stau. Reinhold Goss, Gründer der Initiative #RingFrei und erster „Fahrradbürgermeister“ Kölns, hält dieses Argument für nicht zutreffend. Die Realität auf diesem Abschnitt sei eine andere.

Keine Staus trotz Baustelle

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„Als die rechte Fahrspur kürzlich wegen einer Baustelle gesperrt wurde und Autos nur noch über die linke Spur fahren konnten, hat es dort keine Staus gegeben, auch nicht im morgendlichen Berufsverkehr“, sagt Goss. Auf Echtzeit-Staumeldern im Internet sei um 8 Uhr „alles im grünen Bereich“ gewesen, davon habe er sich vor Ort selbst überzeugen können. „Die Baustelle hat gezeigt, dass die rechte Spur problemlos für den Radverkehr umgewidmet werden könnte, ohne Nachteile für Autofahrer“, betont Goss.

Das Verkehrsdezernat der Stadt erklärte auf Anfrage, man habe sich dagegen entschieden, „da die Führung des Radverkehrs bei Provisorien wie Pop-Up-Bike-Lanes besonders in Knotenpunkten aus sicherheitstechnischer Sicht nicht unproblematisch ist“. Die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte, Kreise und Gemeinden (AGFS), der Köln angehört, sei auch der Ansicht, dass „eine Ad-hoc-Vorgehensweise nicht zielführend ist“.

2018 hätten Zählungen vor Ort ergeben, dass eine einstreifige Verkehrsführung „zu erheblichen Rückstauerscheinungen in Richtung Ebertplatz“ führe. Daher habe man beschlossen, die zweistreifige Führung des Kfz-Verkehrs „zunächst beizubehalten und das Erfordernis der Zweistreifigkeit regelmäßig zu überprüfen“. Wegen der Pandemie könnten aber „derzeit keine verlässlichen Verkehrsnachfragedaten erhoben werden“.

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Die brauche es gar nicht mehr, meint Goss. Die Baustelle habe längst bewiesen, dass eine Fahrspur für Autos völlig ausreiche. Er verstehe nicht, warum die Stadt Pop-up-Radwege rundum ablehne. „Immerhin wurde das Mittel der Pop-up-Radwege durch das Bundesverkehrsministerium 2021 mit dem ersten Preis beim Deutschen Fahrradpreis gewürdigt.“ Den bekam ein Projekt in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg, wo auf diese Weise über 25 Kilometer neue Radverkehrsanlagen an Hauptverkehrsstraßen eingerichtet wurden. „Dafür gab es Lob von der AGFS“, betont Goss.

Die Verwaltung will abwarten, bis der Abschnitt bis zum Ebertplatz neu gestaltet ist. Dort soll je eine Kfz-Spur in einen komfortabel breiten Radfahrstreifen umgewandelt werden.

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