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OB-Wahl in KölnOptimismus bei den Grünen versiegt am Abend schnell

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Enttäuscht nahm Berivan Aymaz am Abend ihre Niederlage bei der Stichwahl im Gürzenich zur Kenntnis.

Enttäuscht nahm Berivan Aymaz am Abend ihre Niederlage bei der Stichwahl im Gürzenich zur Kenntnis.

Jubel und Sprechchöre im Gürzenich: Die Grünen starten mit großem Optimismus in den Wahlabend um das Kölner Oberbürgermeisteramt. Doch die Euphorie um Kandidatin Berivan Aymaz weicht schnell der Ernüchterung.

Als um kurz vor 18 Uhr Applaus aufbrandet beim Treffen der Grünen in einem Saal des Gürzenich, sind die Wahllokale noch gar nicht geschlossen. Das Fernsehen zeigt Bilder aus dem Wahlkampf von Kandidatin Berivan Aymaz, da muss sich die optimistische Stimmung der Basis einmal entladen. Minuten später kommt Berivan Aymaz selbst in den Saal. „Berivan, Berivan!“, wird in Sprechchören gerufen. Die Stimmung wird immer ausgelassener.

Aymaz umarmt Parteifreundinnen und -freunde, geht zu einem Tisch am Rand und nimmt ihre Mutter Azize Aymaz fest in den Arm. Wieder großer Applaus. „Ich bin sehr stolz auf meine Tochter“, sagt die Mutter anschließend der Rundschau. Sie wohnt wie ihre Tochter in Brück, ist dankbar für die Unterstützung, die ihre prominente Tochter im Wahlkampf bekommen hat.

Kirsten Jahn, Co-Vorsitzende der Grünen, begrüßt anschließend die Gäste auf der Bühne. „Wir haben einen grandiosen Wahlkampf geführt, wie ihn die Partei noch nicht gesehen hat“, sagt sie. Es gebe eine „unglaubliche Aufbruchstimmung“ in der Stadt. „Wir wissen nicht, wie dieser Abend ausgeht“, meint Jahn: „Aber wird sind stolz auf Euch, auf diese Partei!“ Cyrill Ibn Salem schließt den Kurzauftritt mit einem Wunsch nach einem „wunderschönen Abend“ und beschwört, dass es „hoffentlich viel zu Feiern“ gibt.

Vorsprung von Burmester verfestigt sich immer weiter

Das aber sollte sich vorerst nicht bewahrheiten. Nervös zücken die Gäste ihre Smartphones, verfolgen den Stand der Auszählung. Der rote Balken auf der Webseite der Stadt Köln steigt schneller als der grüne. Das heißt, dass SPD-Bewerber Torsten Burmester vorne liegt. Viele Mitglieder erinnern sich daran, dass solche ersten Resultate bei der Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl vor zwei Wochen noch wenig aussagekräftig waren.

„Je später der Abend, umso besser die Ergebnisse“, hatte Kirsten Jahn einen alten Leitspruch der Grünen zum Besten gegeben. Die Hoffnung ist groß, dass Berivan Aymaz noch aufholt und als Siegerin aus dem Rennen gehen kann – wenn auch voraussichtlich deutlich knapper, als die meisten von der Parteibasis sich nach dem deutlichen Vorsprung im ersten Wahlgang erhofft hatten. Je mehr Stimmbezirke ausgezählt sind, umso mehr verfestigt sich im Laufe des Abends der Vorsprung von Burmester. Die Stimmung bei den Grünen wird immer ruhiger.

Gegen 19.30 Uhr dann räumt Aymaz ihre Niederlage ein, gratuliert ihrem Konkurrenten Burmester. „Wir haben die Oberbürgermeisterwahl heute Abend nicht gewonnen“, ruft sie ihren emotional heftig applaudierenden Anhängern zu: „Aber ich sage mit Stolz: Wir haben Geschichte geschrieben, und das wird bleiben.“

Co-Parteichef Ibn Salem unterdessen betonte, dass die Grünen trotz der „enttäuschenden Niederlage“ bereit seien, Verantwortung zu übernehmen. Die Partei war aus der Kommunalwahl als stärkste Fraktion im Rat hervorgegangen.