Köln – Schule statt Wohnungen? Nach dem Verkauf der RWE-Zentrale in Lindenthal an ein Investorenkonsortium hat die SPD-Ratsfraktion vorgeschlagen, das Bürogebäude künftig als Gesamtschule zu nutzen. Sie hat einen Antrag im Rat gestellt: Die Stadtverwaltung soll prüfen, ob der Ende der 70er-Jahre errichtete Bau gekauft oder angemietet werden kann, um dort eine Gesamtschule einzurichten.
Fast jedes vierte Kind kommt nicht an die Wunschschule
Jedes Jahr fehlten in Köln rund 700 Gesamtschulplätze, argumentiert die SPD, fast jedes vierte Kind werde nicht an der gewünschten Schulform angenommen. Um diesen Mangel abzustellen, bedürfe es kreativer Lösungen. Bei dem RWE-Gebäude „bietet sich eine wunderbare Gelegenheit, schnell und pragmatisch neue Schulplätze zu erschaffen. Die Stadtverwaltung sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen und jetzt alle Hebel in Bewegung setzen und sich das Gebäude sichern“, betont der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck.
Umzug der RWE soll bis 2024 beendet sein
Wie berichtet, gibt die RWE Power AG (ehemals Rheinbraun) im Zuge des Kohleausstiegs ihren Verwaltungssitz im Stadtwald auf, die 700 Mitarbeiter werden auf firmeneigene Gebäude im rheinischen Revier verteilt. 2024 soll der Umzug abgeschlossen sein. Im Juli hatte ein Joint Venture des Hamburger Projektentwicklers Garbe Immobilien-Projekte und der Berliner Terragon AG die RWE-Verwaltung gekauft. Sie wollen die Firmenzentrale bis 2026 zu einem Wohngebäude umbauen.
Terragon ist ein auf Wohnen im Alter spezialisierter Projektentwickler mit Fokus auf Service-Wohnen für Senioren. „Die zukünftige Nutzung befindet sich noch in der Abstimmung mit der Stadt Köln, präferiert wird ein Konzept mit Schwerpunkt im Bereich Wohnen. Voraussichtlich im Herbst diesen Jahres wird es eine Vorstellung der geplanten Gesamtkonzeption geben“, so die Unternehmen.
Viele Fragen müssen geklärt werden
Kommt die Idee für eine Gesamtschule also zu spät? Ein gesetzliches Vorkaufsrecht bestehe nicht, „da für das Grundstück kein gültiger Bebauungsplan und auch kein Aufstellungsbeschluss vorliegt“, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Und was wäre mit der Variante, dass die neuen Eigentümer den Bürobau zur Schule umwandeln und die Stadt ihn mietet? Beim Unitymedia-Gebäude an der Aachener Straße geht man diesen Weg bereits, 2022 soll hier ein Gymnasium starten. Im Falle der RWE-Zentrale seien „zunächst vergaberechtliche Fragen zu klären“, eventuell sei „eine öffentliche Ausschreibung erforderlich“, so die Verwaltung. Zudem müsse geprüft werden, ob der Bau überhaupt als Schule geeinet sei.
Die Eigentümer lehnen eine Schule jedenfalls nicht von vorneherein ab. Man sei bisher nicht über diese Idee informiert worden, doch wenn die Stadt diesen Wunsch äußere, werde man ihn natürlich mit in die Diskussion einbeziehen, sagte eine Sprecherin von Garbe.
Bildungsdezernent Robert Voigtsberger (SPD) begrüßt die Initiative: „Mit Blick auf die enormen Herausforderungen zur Schaffung von Schulplätzen habe ich die Losung ausgegeben, dass wir uns keine Denkverbote auferlegen dürfen.“