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Prozess um Kölner Drogenkrieg36-Jährige berichtet über dramatische Entführung nach Köln

Lesezeit 3 Minuten
IIm Keller dieser Villa in Rodenkirchen kam es zu den Angriffen.

IIm Keller dieser Villa in Rodenkirchen kam es zu den Angriffen.

Der brutale Kölner Drogenkonflikt begann nach einem Marihuana-Diebstahl. Eine Geisel beschreibt im Gericht die schreckliche Gefangenschaft.

Der Raub von rund 350 Kilogramm Marihuana aus einer Lagerhalle in Hürth löste im vergangenen Sommer den sogenannten Kölner Drogenkrieg aus, der eine Gewaltspirale in Gang setzte. Unter anderem ließ die beraubte Kalker Drogen-Gang ein Pärchen in Bochum entführen und in den Keller eines Hauses in Rodenkirchen verbringen, wo vor allem der Mann, aber auch die Frau bedroht und gefoltert wurden, um Informationen über den Verbleib des geraubten Stoffs zu erlangen.

Zeugin des Rodenkirchener Kellers sagt vor Gericht aus

Am Freitag sagte nun die weibliche Geisel (36) aus dem Rodenkirchener Keller vor dem Landgericht aus. „Mein Leben hat sich an dem Tag komplett geändert. Es ist nicht einfach“, sagte die 36-Jährige, die immer wieder weinte. „Ich hatte viele Nervenzusammenbrüche“, sagte die Frau weiter. „Aber für meine Kinder will ich stark sein“, sagt die mehrfache Mutter weiter. Am Tattag, dem 5. Juli 2024, habe sie mit ihrem Partner eigentlich ins Bochumer Ausgehviertel „Bermudadreieck“ fahren wollen. Bekannte von ihrem Partner hätten ihnen dann angeboten, sie mit ihrem weißen Mercedes AMG ins Bermudadreieck zu fahren. Das Angebot habe man angenommen.

Entführung in Bochumer Industriegebiet

Die Fahrt endete aber auf einem Parkplatz in einem Industriegebiet in Bochum, wo plötzlich bewaffnete und maskierte Männer aus dem Gebüsch gekommen seien. Auch die beiden Männer, mit denen man in dem AMG gefahren sei, hätten Waffen gezückt. „Die haben uns in einen Transporter geschmissen“, sagte die Frau. Einer der Täter habe sich „der Gold-Pate“ genannt und habe eine goldene Pistole gehabt. Im Transporter habe sie dann den Bruder ihres Partners anrufen und nach „dem Lager“ fragen müssen. „Ich habe gestottert, da hat der mir eine Waffe an den Kopf gehalten“, sagte die Frau. Auf der Fahrt in dem Transporter sei sie von zwei der Geiselnehmer an den Haaren festgehalten und geschlagen worden. In Rodenkirchen angekommen seien sie und ihr Partner in einen Keller geführt worden. Sie habe sich auf einen Stuhl setzen müssen, während ihr Freund geschlagen wurde. „Ich habe gesehen, dass sein Kopf aufging und überall Blut war“, sagte die Zeugin. Und weiter: „Die haben den richtig gefoltert. Ich dachte, der überlebt das nicht. Der hat richtig viel Blut verloren.“

Druck auf den Bruder mit Videos der Misshandlungen

Es sei auch ein Videoanruf angenommen worden, dem Anrufer sei gezeigt worden, „dass wir da sind“. Der Anrufer habe verlangt, dass sie ausgezogen werde, was sie verweigerte. Mit einer Pistole am Kopf und der Drohung abzudrücken, sei ihr Widerstand aber gebrochen worden und sie habe sich bis auf Slip und BH ausziehen müssen. Nicht mal zur Toilette habe sie alleine gehen dürfen: „Die haben zugeguckt“, sagte die Frau, was sie besonders erniedrigend fand.

Von den massiven Misshandlungen ihres Freundes seien Videos aufgenommen worden, die an dessen Bruder geschickt wurden, um ihn unter Druck zu setzen. Es seien von dem Bruder, den die Täter wohl hinter dem Marihuana-Raub vermuteten, gefordert worden, 1,5 Millionen Euro zu zahlen oder den Stoff zurückzugeben. Mit den Videos erstattete unter anderem der Bruder Anzeige bei der Polizei. Als das Spezialeinsatzkommando die Geiselnahme beendet habe, sei das ein „unbeschreibliches Gefühl“ gewesen. Angeklagt in dem Verfahren ist ein 30-Jähriger, dem die Staatsanwaltschaft unter anderem Beihilfe zur Geiselnahme vorwirft. Der Prozess wird fortgesetzt.