Nach 32 JahrenBewegender Abschied im Hänneschen von „Jupp“ – Tränen zum Abschied

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Der Jupp gibt den Besteva aus den Händen - für immer.

Der Jupp gibt den Besteva aus den Händen - für immer.

Es war ein langer Weg für Josef Schönberg zum Glück. Doch schließlich fand er es im Hänneschen.

Mareike Marx wischt sich eine Träne aus dem Auge. „Jupp, ich weiß nicht wie du das jedes Mal hinkriegst, dass ich weinen muss“, seufzt sie. Josef Schönberg hat gleich zwei „Methoden“, die Intendantin des Hänneschen so tief zu rühren. Die ein besteht darin, dass der Puppenspieler zur Gitarre greift und seine Ballade anstimmt: „Ming Hätz iss klein, ming Hätz ist rein.“ Eine Hommage an die Kindheitstage und das Gefühl der Geborgenheit, wie es wohl nur eine Mutter vermitteln kann. Die andere rührt sogar noch mehr an, geht noch tiefer, weil sie nur einmal angewandt werden kann und so unwiderruflich ist: „Jupp“ geht nach 32 Jahren in den Ruhestand.Er gibt „seine“ Stockpuppe „Besteva“ aus den Händen.

Sein Glück musste er suchen

Hat Josef Schönberg den Besteva geprägt oder der Besteva den Josef Schönberg? „Ich bin mittlerweile der Besteva geworden“, sagt Schönberg. Das Gemütliche, das Ruhige der Großvater-Figur sei auf ihn übergegangen. Dabei musste die „Beziehung“ zwischen den beiden erst wachsen, über Jahre, so wie Josef Schönberg ins Hänneschen-Theater Schritt für Schritt hinfand. Hinein ins Glück. Geboren wurde der „Jupp“ 1959 in Hürth-Hermülheim. Aufgewachsen ist er in Efferen und hat schließlich seinen Wohnsitz in Sülz genommen. Seine Liebe galt immer der Musik, doch seinem Broterwerb suchte er im Handwerk. Heizungsbauer und Installateur. In der Chemieindustrie hoffte er auf sein Glück – und fand es nicht. „Ne Mamm, dat iss nix für mich“, gestand er seiner Mutter, der er mit seiner herzerwärmenden Ballade ein kleines Denkmal gesetzt hat.

Wer prägte wen? Der Jupp den Besteva oder der Besteva den Jupp?

Wer prägte wen? Der Jupp den Besteva oder der Besteva den Jupp?

Der „Jupp“ musste sein Glück weiter suchen, es sollte ein noch etwas längerer Weg werden. Derweil, wann immer sich die Gelegenheit ergab, sang er seine kölschen Lieder. Nach einem Auftritt auf einem Fest sprach ihn Hänneschen-Urgestein Hans Axer an. „Du sprichst so ein schönes Kölsch“, sagt der Puppenspieler zu ihm. Ob er denn nicht mal vorsprechen wolle beim Hänneschen. Ein erster Fingerzeig, wo das Glück für den „Jupp“ liegen könnte. 1982 folgte ein weiterer. Wobei, das war schon mehr als ein Fingerzeig, eher ein Wink mit dem Puppenstab. Die nicht weniger legendäre Grete Zimmermann fragte frei heraus: „Willst du nicht Puppenspieler werden?“

Er hätte es zehn Jahre früher haben können

Josef Schönberg war noch nicht so weit. Es brauchte noch ein paar Jahre. Bis 1992. Da lag der entscheidende Schritt endlich hinter ihm. Da spielte er erstmals an der kölschesten aller kölschen Bühnen. Als Grete Zimmermann ihn dann dort hörte und sah, drückte sie ihre Freude darüber so aus, wie es jemand, der nicht aus dem Rheinland kommt, leicht missverstehen könnte: „Du dumm Sau, du künnst hier schon zehn Johr spille.“

Da war Schönberg also angekommen, wo sein Glück lag, nun musst er es nur noch annehmen. „Hinger der Britz war alles so dunkel, ich wusste nicht, ob ich mich da wohl fühlen könnte“, fremdelte er anfangs noch. Sein erstes Stück, „Heinzelmännchen – Die Rückkehr“, sollte ihm beim Ankommen helfen. Mit der Musik der Bläck Fööss, die er doch so sehr liebt. So wuchs zusammen, was zusammengehörte. Der Josef Schönberg und das Hänneschen. Der Jupp und der Besteva. Das Glück war sein.

Mit dem Besteva machte Joseph Schönberg sein Glück.

Mit dem Besteva machte Joseph Schönberg sein Glück.

Was hat er alles erlebt. Josef Schönberg lehnt sich zurück auf dem Stuhl vor der Britz, den seine Intendantin für ihn zum Abschied dort bereit gestellt hat. Und er beginnt zu erzählen, ganz in Ruhe, ganz gemütlich, ganz Besteva. Davon, wie er zum 200-jährigen Bestehen des Hänneschen im Rosenmontagszug dabei war. „Wo ich doch so gerne schmeiße.“ Zur Freude der Pänz, über die eine Kamelle-Regen niederging. Zum Leidwesen einer älteren Dame, der er mit einer Fleischwurst – durchs offene Fenster gefeuert – den Kronleuchter herunterholte. „Mät nix Jung, Hauptsach ich han de Woosch“, rief sie ihm noch hinterher. Oder, als die Fööss bei einem Stück mitwirkten. Seine Fööss.

Sing Hätz ist groß, sing Hätz ist rein

Wer so viel zu erzählen, wer so viel Erfahrung gesammelt hat, der kann auch Ratschläge geben. An die jungen Kollegen: „Spielt jede Rolle mit Liebe, gerade wenn ihr denkt, sie liegt euch nicht.“ Und an die Eltern, an alle: „Kommt ins Theater und ganz wichtig, bringt eure Kinder mit.“ Und dann ist es soweit. Der Jupp nimmt seine Gitarre und geht von der Bühne. Sing Hätz ist groß, sing Hätz ist rein. 

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