Zehntausende erwartetWas man zum Marsch für den Frieden in Köln wissen muss

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Wegen des Krieges in der Ukraine soll es statt Rosenmontagszug eine Friedensdemo mit den Persiflagewagen geben.

Köln – Statt dem Rosenmontagsfest im Rheinenergie-Stadion veranstaltet das Kölner Festkomitee am Montag eine Friedensdemonstration. Die wichtigsten Antworten im Überblick.

Was ist geplant?

Um 10 Uhr ist auf dem Chlodwigplatz zunächst eine kleine Kundgebung geplant. Im Anschluss ist eine Friedensdemonstration durch die Stadt vorgesehen. Das Ziel: „Ein deutliches Zeichen gegen die Kampfhandlungen in der Ukraine setzen“, heißt es vom Festkomitee. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn sagt: „Der Kölner Karneval kann mehr als feiern und schunkeln. Er lebt vor allem von der Solidarität und der Gemeinschaft, Werte wie Freiheit und Gleichheit sind unser oberstes Gut. Alles hät sing Zick – und jetzt ist es an der Zeit, sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen.“

Grafik Umzug Demo in Köln

Ursprünglich war am Montag im Stadion ein Rosenmontagsfest geplant. Teil der Veranstaltung mit 8800 Zuschauern sollte auch ein drei Kilometer langer „Zoch“ mit 4700 Teilnehmern aus 65 Gesellschaften sein. Am Dienstagnachmittag sagte das Festkomitee die Veranstaltung mit Blick auf die Situation in der Ukraine ab und kündigte die Demonstration an. Es gelte, Flagge für ein friedliches Miteinander zu zeigen, sagte Kuckelkorn. „Die Kölner werden damit auch nach draußen ein deutliches Signal setzen und zeigen, dass man nicht an den Sorgen und Nöten der Menschen vorbei schunkele.

Welchen Weg nehmen die Demonstranten?

Vom Chlodwigplatz führt die 4,5 Kilometer lange Strecke über die Severinstraße, den Neumarkt, den Rudolfplatz und die Ringe Richtung Mohrenstraße. Die Route der Demonstration überschneidet sich zu großen Teilen mit der Rosenmontagszugstrecke aus vorpandemischen Jahren.

Wie viele Teilnehmer laufen mit?

Jeder der will, kann mitlaufen. „Wir freuen uns über jeden Teilnehmer, gerne im Kostüm, gerne bunt und laut“, sagt Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn. „Aber wir machen eine Demonstration, keinen Rosenmontagszug. Das sollte jeder Jeck berücksichtigen.“ Festwagen nehmen deshalb nicht an der Veranstaltung teil. Auch Kamelle wird es nicht geben. „Derzeit gehen wir von 30 000 Teilnehmern aus“, sagte ein Polizeisprecher der Rundschau. Vermutlich würden es aber noch deutlich mehr werden.

Viele Künstler und Organisationen haben ihre Teilnahme bereits angekündigt, darunter das Bündnis Arsch huh, das Bündnis Köln stellt sich quer, der Kölner Lesben- und Schwulentag sowie die Band Brings. „Als ich von der Invasion in der Ukraine gehört habe, war es vorbei“, sagt Sänger Peter Brings. „Wir haben den Krieg vor der Haustür, ich habe geheult vor dem Fernseher.“ Es gehe gar nicht darum, ob man nun feiern darf oder nicht, es bringe einfach nichts, nur zuhause zu sitzen. Brings werden vermutlich am Morgen auf dem Chlodwigplatz zwei Lieder spielen, darunter „Liebe gewinnt.“ Das Video dazu haben sie in kyrillischer Schrift übersetzen lassen. „Alles, was Beine hat, sollte am Montag auf der Straße sein“, sagt der Sänger.

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BAP-Chef Wolfgang Niedecken sagt: Das ist die kölsche Antwort auf diesen Krieg. „Hoffentlich kommen viele. Putins Vorgehen sei an Zynismus uns Skrupellosigkeit nicht mehr zu überbieten. Niedecken ist am Montag nicht in Köln und daher nicht dabei.

Welche Rolle spielen die Persiflagewagen?

Eine wichtige. Einer der Wagen führt den Demonstrationszug an. Dieser wird angesichts der Situation in der Ukraine kurzfristig neu gebaut. Details dazu wollte das Festkomitee dazu am Freitag nicht nennen. Die anderen Persiflagewagen stellt das Festkomitee bereits am Montagmorgen an verschiedenen Standorten in der Stadt auf. Die Demonstration führt dann an den meisten dieser gesellschaftskritischen Wagen vorbei. Das Festkomitee thematisiert in diesem Jahr unter anderem Themen wie die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, Hungersnöte, die Klimakrise oder die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Bereits vor Absage des Rosenmontagsfestes hatte das Festkomitee geplant, die Persiflagewagen, die auf gesellschaftliche und politische Missstände hinweisen in der Stadt für 24 Stunden auszustellen.

Wird der Putin-Wagen dabei sein?

Ja, auch dieser Persiflagewagen (großes Bild) wird in der Stadt aufgestellt. Auf dem Wagen, den das Festkomitee bereits am Dienstag vorgestellt hatte, sitzt Wladimir Putin als Riesenbaby und hämmert sich mit einem Förmchenspiel eine neue Sowjetunion zusammen. Das Ukraine-Bauklötzchen ist schon so gut wie eingebaut. Weitere Förmchen stehen bereit. Sie symbolisieren Belarus, Kasachstan und die Krim.

Was passiert mit den Tickets?

Die Karten und die Vorverkaufsgebühren für die Tickets fürs Stadion werden in den nächsten Tagen komplett erstattet.

Wird das Dreigestirn dabei sein?

Ja, auch das Dreigestirn nimmt an der Demonstration teil. Es wird wie alle anderen Teilnehmer mitlaufen. Beim Rosenmontagsfest im Stadion war für das Dreigestirn eine eigene Tribüne vorgesehen.

Womit rechnet die Polizei?

Für die Polizei wird die Friedensdemo ein Großeinsatz. „Wir werden mit starken Kräften im Einsatz sein“, sagte ein Polizeisprecher. Derzeit geht die Polizei vor allem davon aus, dass sie sich um die umfangreichen Straßensperrungen kümmern wird. „Es wird zu umfangreichen Verkehrsbeeinträchtigungen kommen“, hieß es weiter. Die Polizei hat ein Bürgertelefon geschaltet. Am Rosenmontag werden Fragen zum Geschehen unter 0221-229-7777 von 8 bis 16 Uhr beantwortet. Ab dem frühen Nachmittag ist auch eine Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen geplant. Der sogenannte „Montagsspaziergang“ soll um 14 Uhr auf der Deutzer Werft starten und in die Innenstadt ziehen. Ein Zusammentreffen beider Kundgebungen ist laut Polizei nicht auszuschließen.

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