Schlimmer Abend für Kölner CDU„Man sieht ja, wohin der Kurs geführt hat“

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Die CDU-Führung nach der ersten Prognose (v.l.): Parteichef Bernd Petelkau, NRW-Staatssekretärin Serap Güler, Ratsmitglied Helge Schlieben und Bürgermeister Hans-Werner Bartsch.

Die CDU-Führung nach der ersten Prognose (v.l.): Parteichef Bernd Petelkau, NRW-Staatssekretärin Serap Güler, Ratsmitglied Helge Schlieben und Bürgermeister Hans-Werner Bartsch.

Köln – Früh an diesem Sonntagabend ist klar: Für die Kölner CDU wird nach diesem Tag ziemlich wenig so sein wie vorher – zu grausig sind die Zahlen, bei Redaktionsschluss kurz vor 24 Uhr landet die CDU bei 21,45 Prozent. Es ist das schlechteste Ergebnis nach dem Zweiten Weltkrieg, 2014 waren es 27,2 Prozent. Die CDU ist ganz knapp nur noch drittstärkste Kraft in Köln, übersprintet von den Grünen, ihrem einstigen Juniorpartner im Stadtrats-Bündnis. Aus 25 Ratsmandaten werden nur noch 19.

Der Druck auf die Parteiführung um Chef Bernd Petelkau wird zunehmen, das ist keine allzu gewagte Prognose. Einer der Großkopferten aus der Partei sagt am späten Sonntagabend: „Die Fragen nach Petelkau werden kommen.“ Seit Jahren ist Petelkau der starke Mann, er vereint Fraktions- und Parteivorsitz, sitzt im Landtag. Er ist der Mr. Politik der Kölner CDU, hat Schwarz-Grün forciert und einiges erreicht. Allerdings hat der von ihm und dem Vorstand eingeschlagene Kurs nur teilweise funktioniert – und zwar bei der Oberbürgermeisterwahl, die parteilose Amtsinhaberin Henriette Reker hat zumindest gute Chancen, wiedergewählt zu werden. Aber im Vorfeld gab es auch Stimmen, die einen eigenen Kandidaten forderten.

Petelkau, ganz der Polit-Profi, sagt auf die Frage, was das Ergebnis für seine Position heiße: „Hier geht es darum, in den nächsten Wochen gemeinsam zu schauen, dass wir Verantwortung tragen. Und das ist unser größtes Ziel, das werden wir in den Gesprächen umsetzen.“ Die Analyse beginnt laut Petelkau am Montag: „Wir werden genau schauen, was wir in den nächsten Jahren in den Großstädten machen müssen, damit die CDU dort weiter trägt. Es ist ja nicht nur in Köln.“ Die Verteidigungslinie ist damit gesetzt: Der Kurs bleibt auf Grün-Schwarz, die Kölner CDU hat eben das Problem aller Unions-Großstadtparteien. Ob das reicht, um Petelkaus Position zu zementieren, ist zu diesem Zeitpunkt offen – zumindest holt er eines der nur zehn CDU-Direktmandate, auch wenn er sieben Prozentpunkte verliert. Weitere neun Mandate kommen über die Reserveliste, sie retten die Fraktionsprominenz wie Geschäftsführer Niklas Kienitz und Ralph Elster oder auch Dirk Michel.

Wichtige Zahlen

10, 01 Prozentpunkte hat der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Dirk Michel, im Vergleich zu 2014 verloren. Er landete bei rund 16 Prozent.

51 Stimmen nur haben Ratsmitglied Birgitta Nesseler-Komp (CDU) gegen Jürgen Kicher (SPD) gefehlt, um wieder in den Rat einzuziehen.

Der Abend bringt der Führung aber weitere unangenehme Fragen: Muss die CDU sich neu aufstellen? Geht sie erneut in ein Bündnis mit den Grünen, dieses Mal als der kleinere Partner von beiden – falls die Grünen das überhaupt wollen? Die Stimmung unter den Partei-Granden ist geteilt am Sonntag, manch einer will Grün-Schwarz in die Fortsetzung schicken. Andere sagen: „Wir müssen in die Opposition und uns inhaltlich neu aufstellen.“ Und: „Wir haben ja gesehen, wohin dieser Kurs führt.“

Es sind arg maue Zahlen für die CDU: Sie holt mit Chorweiler nur einen von neun Stadtbezirken (2014: drei) und nur zehn von 45 Direktmandaten (2014: 15). Ganz schlimm ist die Innenstadt: In den sechs Wahlbezirken sammeln die Kandidaten nur zwischen rund 11 und 19 Prozent, auch Lindenthal ist keine CDU-Bastion mehr. Auf die Frage, ob er etwas anders machen würde, sagte Petelkau: „Wir haben viele gute Sachen gemacht. Das Problem in Wahlkämpfen ist, Parteien finden sehr wenig Platz in der öffentlichen Kommunikation.“ Eine durchaus bemerkenswerte Aussage nach einem schlimmen Abend. Am Montag tagt nun der Vorstand, am Dienstag die neue Fraktion – es gibt viel zu besprechen.

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