Serie zu den Bläck FöössDas waren die magischen Momente der Fööss

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Konzert zum 750. Domjubiläum: Wer dabei war kriegt noch heute Gänsehaut und Tränen in die Augen beim Zurückdenken.

Konzert zum 750. Domjubiläum: Wer dabei war kriegt noch heute Gänsehaut und Tränen in die Augen beim Zurückdenken.

  • Gänsehautmomente hat es unzählige gegeben in der 50-jährigen Geschichte der Bläck Fööss.
  • Und dann gab es noch Augenblicke, die unvergesslich sind.
  • Ein neuer Teil unserer Serie zur Geschichte der Kölner Band.

Köln – Nicht oft im Leben kommt in glorreichen Augenblicken alles zusammen, was die Menschen später als unvergesslich preisen. Am 8. Mai 1998 ereignet sich eine solche Fügung. Es ist 22 Uhr als auf dem gerammelt vollen Roncalliplatz das Licht ausgeht und der Dom zu leuchten scheint, weil dessen Fenster von innen angestrahlt werden. Die Bläck Fööss haben auf der großen Bühne gerade ihre Instrumente abgelegt, nun hängt schwer das Läuten des Decken Pitters in der Luft.

Tränen des Glücks

Brauchtumsforscher Reinold Louis stockt noch heute die Stimme und Tränen des Glücks steigen in ihm auf, wenn er an diesen Abend zurückdenkt. Als Moderator war er damals mittendrin und betrachtet das noch heute als „großes Geschenk“. Mit reichlich pontifikalem Pomp und einer guten Portion rheinischer Lebensfreude wurde mit dieser Feier der 750. Geburtstag des Doms gewürdigt. Als musikalische Zeremonienmeister schenken die Bläck Fööss ihrer Stadt ein Gratis-Konzert und veredeln die kölsche Glückseligkeit. „Die Band war selbst längst ein Teil der Stadtgeschichte, weil sie viel bewirkt hatte mit ihrem Einsatz für Vielfalt. Und dies war ein Ereignis, das es nur zweimal im Jahrhundert gibt“, sagt Louis, der die Feier 1948 auch schon miterlebt hatte – damals noch als Messdiener.

Der Jugendchor und die Fööss: Zusammen standen sie über 100 Mal auf der Bühne – und jedes Mal ist es besonders.

Der Jugendchor und die Fööss: Zusammen standen sie über 100 Mal auf der Bühne – und jedes Mal ist es besonders.

Auch für Hartmut Priess, Gründungsmitglied der Fööss, hat dieser Abend eine besondere Bedeutung. Wohl auch, weil sich die Magie des Augenblicks nur an diesem Ort entfalten konnte. „Mer losse dr Dom en Kölle“ war ein gesungenes Bekenntnis zur Stadt, im Grunde hätte die Band das Lied auch über sich selbst singen können.

„Wir sind nie planvoll den Weg nach außen gegangen, sondern haben da gespielt, wo wir gebraucht wurden“, sagt Priess. Das Wirkungsfeld der Band lag zwischen Wesel und Frankfurt, dem Grenzgebiet der Benelux-Länder im Westen und Porta Westfalica im Osten.

„Wir waren reisefaul“

Die Plattenfirma EMI hatte mal versucht, die Band bundesweit auf Tour zu schicken, um am Bekanntheitsgrad zu schrauben. Bei der Funkausstellung in Berlin standen sie mal auf der Bühne, auch mal in Hamburg. „Wir hatten viele Einladungen, waren aber reisefaul. Vielleicht war das einer der Gründe, warum es die Band solange miteinander ausgehalten hat. Touren können das Innenleben einer Band angreifen“, urteilt Priess. Es waren selten die großen Bühnen, von denen sich die Musiker angezogen fühlten. Einmal reisten Kafi Biermann, Bömmel Lückerath und Hartmut Priess eigens mit der „Bumskapell“ nach München, um dort beim Köln-Münchener Karnevalsverein einen Heimatabend zu bestreiten. „Das hat wirklich Spaß gemacht“, meint Priess. Bis heute machen es viele andere Kölner Bands den Fööss nach und treten bei dem Karnevalsverein in München auf.

Dennoch waren die Bläck Fööss immer wieder in offizieller Mission für ihre Stadt unterwegs. Etwa im September 2000, als sie mit dem Jugendchor St. Stephan und einer großen Delegation nach Israel aufbrachen, um dort die Unterzeichnung des Friedensvertrags bei einer Kulturwoche zu feiern. Doch just am Tag der Landung brach in Jerusalem die Intifada aus, auf dem Tempelberg kam es zu Krawallen. Im Rathaus von Bethlehem sangen Priess, Lückerath und die Jugendlichen ein paar Tage später den „Stammbaum“, das Lied der Völkerverständigung. Auch in Tel Aviv war ein Auftritt geplant – beides sind Partnerstädte Kölns. Der Rest der Band war vorzeitig nach Köln zurückgekehrt. „Für mich ist dies bis heute eines der Erlebnisse meines Lebens, auch wenn es traurig war“, sagt Priess.

Bei den Olympischen Spielen zu Gast

Manche Einladungen haben die Fööss auch angenommen. Etwa jene zu den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta, wo sie am Vorabend der Eröffnungsfeier auf Einladung des Landes NRW als Kulturbotschafter in einem Jugendcamp auftraten. Doch wichtiger waren den meisten Musikern der Band die Auftritte in Kölner Schulen und die Nähe zu den Städtepartnerschafts-Vereinen. „Die Bläck Fööss sind auch als Mundart-Gruppe ein musikalischer Botschafter der Stadt, gerade weil sie sich stark für Freundschaft eingesetzt haben und die Musik als verbindendes Element wichtig war“, sagt Kokott, dessen Jugendchor inzwischen mehr als 100 Mal mit den Fööss aufgetreten ist. Auch beim Dom-Jubiläum 1998 standen die Jugendlichen als singende Wand hinter der Band.

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Etwa 25 000 Menschen sollen sich damals um den Dom gedrängt haben, zu den Ehrengästen gehörten Minister und klerikale Würdenträger, die als stimmgewaltiger Chor „Großer Gott, wir loben dich“ sangen, eine der großen Kirchenhymnen. Die Bläck Fööss hätten die Bühne ganz für sich nutzen können, doch an diesem Abend spielten sie die Lieder verschiedener Kölner Komponisten und Teile ihres Albums „Was habst du in die Sack“ – ein Gesamtwerk musikalischer Stadtgeschichte. „Wir haben diese Lieder dahin gebracht, wo sie hingehören“, sagt Priess zufrieden.

Der Dom, die Bläck Fööss, die Klänge dieser Stadt – manchmal kommt zusammen, was zusammen gehört.

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